Hepatozoonose (Hund)
Synonym: Canine Hepatozoonose
Definition
Als Hepatozoonose bezeichnet man eine Parasitose beim Hund, die durch Hepatozoon canis verursacht wird.
Epidemiologie
Hepatozoon canis parasitiert bei Hunden, Rotfüchsen, Schakalen, anderen Caniden und Hyänen. Zu den Wirten zählen aber auch Katzen und andere Feliden.
Die Infektion tritt weltweit in warmen Klimaregionen auf, v.a. in Südeuropa, Afrika und Asien. In Spanien wird eine Prävalenz von über 30 % angegeben. Im Gegensatz zu anderen zeckenübertragenen Parasitosen werden diese Erreger nicht durch den Zeckenstich, sondern durch die perorale Aufnahme infizierter Zecken (Rhipicephalus sanguineus) übertragen. Die in Zentraleuropa auftretende Hepatozoonosen beruhen meist auf Import infizierter Hunde oder Zecken.
Erreger
Hepatozoon canis gehört zur Gattung Hepatozoon innerhalb der Familie der Hepatozoidae. Diese Parasiten sind Teil der großen Klasse der Coccidea.
Pathogenese
Hunde infizieren sich primär durch das Zerbeißen adulter und infizierter Zecken. Neben dem Hauptübertragungsweg werden auch intrauterine Infektionen beobachtet.
Nachdem die infizierten Zecken aufgenommen wurden, werden die Sporozoiten freigesetzt. Diese dringen in die Darmgefäße der Hunde ein, um sich dann hämatogen in verschiedenen Organen (Leber, Milz, Lymphknoten, Knochenmark, quergestreifte Muskulatur) anzusiedeln. Dort erfolgt die Entwicklung der Sporozoiten zu Makromeronten, worauf eine 2. Merontengeneration (Mikromeronten) anschließt. In neutrophilen Granulozyten und Monozyten des peripheren Bluts entwickeln sich letztendlich die Merozoiten zu backsteinförmigen, etwa 10 x 5 µm großen Gamonten weiter.
Nehmen Zeckennymphen dann das Blut eines infizierten Hundes auf, kommt es im Darm der Nymphen nach Verschmelzung der weiblichen und männlichen Gameten zur Bildung von sogenannten Ookineten. Diese wandern ins Haemocoel der Nymphen ein, wo im Verlauf der Sporogonie in den adulten Zecken große Oozysten (ca. 100 µm) entstehen. Diese Oozysten enthalten zwischen 30 und 50 Sporozysten mit je 16 Sporozoiten.
Klinik
Infektionen mit Hepatozoon canis verlaufen entweder inapparent oder gehen mit mittel- bis sehr schweren (machmal auch tödlichen) Krankheitsverläufen einher.
Als pathogene Stadien gelten die Meronten der 1. Generation. Diese verursachen in den befallenen Organen Entzündungen (Hepatitis, Lymphadenopathie, Pneumonie, Glomerulonephritis, Myositis, Periostitis), die wiederum unterschiedliche Symptome hervorrufen. Betroffene Hunde zeigen oftmals unregelmäßiges Fieber, Anorexie, Apathie, Anämie, Abmagerung sowie Muskelschmerzen und Lahmheit.
Differenzialdiagnosen
Differenzialdiagnostisch sind v.a. Infektionen mit Babesien, Leishmanien und Ehrlichien auszuschließen. Alle diese Parasiten können aber auch als Koinfektionen mit Hepatozoon canis auftreten.
Diagnose
Die Verdachtsdiagnose ergibt sich aus der Anamnese (Aufenthalt in Endemiegebiet) und den Symptomen. Die Diagnosesicherung erfolgt entweder mittels direktem Erregernachweis in Blutausstrichen (Giemsa-Färbung) oder mithilfe einer PCR (deutlich sensitiver).
Alternativ kann auch ein serologischer Antikörpernachweis (IFAT, ELISA) versucht werden.
Therapie
Die zweimalige Verabreichung von Imidocarb (5 bis 6 mg/kgKG s.c. im Abstand von 14 Tagen) hat sich als Therapie bewährt. Bei den meisten Tieren kommt es zur klinischen Besserung. Die Elimination der Erreger wird jedoch nur in Ausnahmefällen erreicht.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Literatur
- Eckert J, Friedhoff KT, Zahner H, Deplazes P. 2008. Lehrbuch der Parasitologie für die Tiermedizin. 2., vollständig überarbeitete Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-1072-0
- Niemand HG (Begr.). Suter PF, Kohn B, Schwarz G (Hrsg.). 2012. Praktikum der Hundeklinik. 11., überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke-Verlag in MVS Medizinverlag Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-1125-3.
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