Einschlusskörperchen-Hepatitis (Geflügel)
Synonym: Einschlusskörperchenhepatitis (EKH)
englisch: inclusion body hepatitis(IBH)
Definition
Die Einschlusskörperchen-Hepatitis ist eine insbesondere bei Hühnern auftretende und weit verbreitete Infektionskrankheit, die durch unterschiedliche Serotypen von Adenoviren verursacht wird.
Ätiologie
Es konnten bislang (2021) viele verschiedene Serotypen und Adenovirusstämme im Zusammenhang mit dem Auftreten der Einschlusskörperchen-Hepatitis isoliert werden. In Deutschland wurden in den letzten Jahren vor allem die Serotypen 2, 8 und 9 des Fowl-Adenovirus (FAdV) gefunden.
Epidemiologie
Die Einschlusskörperchen-Hepatitis betrifft insbesondere Jungtiere vom Masttyp bei Hühnern und gelegentlich auch Puten. Die erkrankten Tiere sind zwischen 3 und 6 Lebenswochen alt.
Da die Erreger keine Lipidhülle besitzen, sind sie sehr resistent gegenüber organischen Lösungsmitteln, Hitze und pH-Verschiebungen. Auf diese Weise können sie in feuchter Umgebung auch noch nach Monaten nachgewiesen werden.
Pathogenese
Die Viren werden sowohl vertikal als auch horizontal übertragen, weshalb sie sich rasch verbreiten. Die vertikale Virusübertragung geht häufig mit einer langen Latenz einher, die auch nach der virämischen Phase und sogar bei vorhandenen Antikörpern weiter bestehen kann. Die horizontale Übertragung erfolgt vorwiegend oral durch die Aufnahme erregerhaltiger Exkremente. Im Gegensatz dazu sind Infektionen über den Respirationstrakt von geringer Bedeutung.
Da die Antikörper gegen einen Serotyp in der Regel nicht gegen die Infektion mit anderen Serotypen schützen, muss mit einem ständigen Auftreten weiterer Serotypen und mit einer allmählichen Durchseuchung der Herde gerechnet werden.
Klinik
Die Inkubationszeit kann stark schwanken. Bei Jungtieren liegt sie zwischen einem und zwei Tagen, kann aber auch 8 bis 10 Tage andauern. Bei älteren Tieren hingegen wird die Inkubationszeit mit Wochen bis Monaten angegeben.
Die Schwere der Erkrankung hängt maßgeblich vom Gesundheitszustand des Tiers ab. Der Krankheitsverlauf wird durch gleichzeitige Infektionen mit immunsuppresiven Erregern wie z.B. dem Chicken Infectious Anemia Virus (CIAV) oder dem Infectious Bursal Disease Virus (IBDV) deutlich verkompliziert. Die Mortalitätsrate kann dann auf 10 bzw. 30 % innerhalb weniger Tage ansteigen, ohne dass sich zuvor klinisch manifeste Symptome entwickeln.
Monoinfektionen dauern zwischen 8 und 10 Tage. Erkrankte Hühner leiden an unspezifischen Symptomen wie unausgeglichenem Wachstum und gesträubtem Gefieder. Gelegentlich leiden die Hühner auch an respiratorischen Symptomen. Hier fallen v.a. Dyspnoe mit leichten Rasselgeräuschen, Mattigkeit, ein blasser Kopf und gelblich-fahle Haut auf. Ältere Tiere entwickeln häufig eine Durchfallsymptomatik.
Pathohistologie
Pathognomonisch ist eine geschwollene, blasse, brüchige und gelb-bräunlich verfärbte Leber mit Blutungen und Nekrosen. Die Muskulatur kann ebenso Blutungen aufweisen, wobei solche Hämorrhagien häufig bei Sekundärinfektionen beobachtet werden. Bei einigen immunsuppressiven Virenstämmen kommt es zusätzlich zu einer Schwellung der Nieren, zusammen mit einer ausgeprägten Atrophie der lymphatischen Organe.
Im histologischen Schnittbild zeigen sich in der Leber Nekrosen, Infiltrationen von Entzündungszellen sowie Kerneinschlüsse. Parallel dazu kommt es zu einer Hyperplasie der Gallengänge, zu einer Lymphozytendepletion in den Lymphknoten sowie zu einer interstitiellen Infiltration der Nieren.
Diagnose
Eine Diagnosestellung erfolgt durch einen Erregernachweis in Kombination mit der typischen Klinik und dem pathohistologischen Befund.
Eine Virusanzucht ist in Hühnernieren- und Leberzellkulturen sowie im embryonierten Ei nach Inokulation über die Chorioallantoismembran der betreffenden Vogelspezies möglich. Hierbei kommt es zwar nicht immer zu charakteristischen Läsionen am bzw. im Embryo, jedoch können häufig Tod, Entwicklungsstörungen, Verkrümmung, Hepatitis sowie andere Veränderungen beobachtet werden.
Mittels Agargelpräzipitationstest und Immunfluoreszenztest können die Adenoviren anhand der gruppenspezifischen Antigene detektiert werden. Eine Differenzierung der Serotypen ist mithilfe eines Neutralisationstests möglich. Alternativ kann auch eine PCR oder eine Elektronenmikroskopie durchgeführt werden. Der histologische Nachweis intranukleärer Einschlusskörperchen ist ebenso hinweisend für eine Infektion mit Adenoviren.
Therapie
Derzeit (2021) existieren keine Therapiemöglichkeiten. Da die gebildeten Antikörper auch nicht mit den anderen Serotypen kreuzreagieren, kann es zu wiederkehrenden Infektionen mit dem Virus innerhalb einer Herde kommen. Die Bekämpfung fokussiert sich auf strikte Hygienemaßnahmen, zusammen mit einer wirksamen Immunprophylaxe gegen CIAV und IBDV.
Prophylaxe
Impfungen werden nur selten durchgeführt. Es stehen zwar inaktivierte Impfstoffe zur Verfügung, diese werden jedoch nicht in Deutschland eingesetzt. Unter besonderen Umständen können bestandsspezifische Impfstoffe verwendet werden.
Literatur
- Rautenschlein S, Ryll M. 2014. Erkrankungen des Nutzgeflügels. 1. Auflage. Stuttgart: UTB Verlag GmbH. ISBN: 978-3-8252-8565-5
- Siegmann O, Neumann U (Hrsg.) 2012. Kompendium der Geflügelkrankheiten. 7., überarbeitete Auflage. Hannover: Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. ISBN: 978-84268333-4