Echter Steinklee
Synonyme: Gewöhlicher Steinklee, Gelber Steinklee, Honigklee, Traubenklee, Schabenkraut, Mottenkraut, Melilotenklee
Englisch: sweet yellow clover, yellow melilot, ribbed melilot, common melilot
Definition
Echter Steinklee, botanisch Melilotus officinalis, ist eine Arzneipflanze aus der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae), die unterstützend bei venösen Beschwerden eingesetzt wird.
Geschichte
Echter Steinklee wurde bereits vom griechischen Arzt Hippokrates (460–370 v. Chr.) beschrieben. Er wurde früher bei folgenden Indikationen eingesetzt:
- Eiterbildung fördern
- Geschwüre erweichen
- innerlich bei Erkrankungen des Magens, der Gebärmutter und der Leber
- äußerlich bei rheumatischen Beschwerden, Gelenkerkrankungen sowie bei Blutergüssen (Volksmedizin)
Im Jahr 1920 wurde erstmals in den USA eine Reihe von Weideviehsterben dokumentiert. Dabei litten die Tiere an inneren Blutungen, woran sie später verstarben. Etwa 10 Jahre später wurde pilzbefallenes Grünfutter mit Steinklee als Auslöser identifiziert, was zur Namensgebung Süßkleekrankheit führte. Das hierbei entdeckte Dicumarol, ein Abbauprodukt von Cumarin, diente als Vorlage zur Entwicklung von Rattengift und später Warfarin.
Inhaltsstoffe
Im Steinklee befinden sich u.a. folgende Inhaltsstoffe:
- Cumarin und Cumarinderivate
- Melilotosid
- Melilotin (Dihydrocumarin)
- Melilotsäure
- Scopoletin
- Umbelliferon
- Flavonoide
- Saponine
Beim Trocknen entsteht durch Cumarine und Alkohole der charakteristische Geruch. Bei Pilzbefall können u.a. Dicumarol und das antimykotische Isoflavonoid Medicarpin entstehen.
Wirkung
Echter Steinklee wirkt antiödematös, leicht entzündungshemmend und spasmolytisch.
Anwendung
Medizinische Bedeutung hat nur die Anwendung als getrocknetes Kraut (Meliloti herba), da erst durch den Trocknungsprozess und die dabei ablaufenden enzymatischen Vorgänge das Cumarin entsteht. Das HMPC gibt zur traditionellen Anwendung folgende Indikationen an:
- Innerlich: Beschwerden bei leichten venösen Durchblutungsstörungen (z.B. Schweregefühl in den Beinen)
- Äußerlich: Behandlung leichter Hautentzündungen
Auch eine entsprechende Monografie der ESCOP und der Kommission E liegt vor. Beide geben als Anwendungsgebiet die Behandlung von Beschwerden der chronisch venösen Insuffizienz (CVI) an. Zusätzlich gibt die Kommission E folgende weitere Indikationen an:
- unterstützende Behandlung der Thrombophlebitis
- unterstützende Behandlung des postthrombotischen Syndroms
- unterstützende Behandlung von Hämorrhoiden
- unterstützende Behandlung eines Lymphstaus
- Prellungen, Verstauchungen und oberflächliche Blutergüsse (äußerlich)
In der Alternativmedizin wird das Öl des echten Steinklees zur äußerlichen Anwendung bei müden, schmerzenden Beinen, Krampfadern, Wadenkrämpfen sowie bei Kopfschmerzen und Migräne angewendet. Wirksamkeitsbelege liegen nicht vor.
Nebenwirkungen
Als Nebenwirkung können gelegentlich Magenschmerzen auftreten.
Toxikologie
Eine Überdosierung von mehr als 4 g Steinklee-Extrakt kann Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen und Schwäche auslösen. Es fehlen jedoch verlässliche toxikologische Daten.
Veterinärtoxikologie
Bei Weidentieren (u.a. Kaninchen, Rindern, Schafen, Schweinen und Pferden) sorgt eine Verfütterung von Schimmelpilz-befallenem Steinklee für Vergiftungserscheinungen. Es kommt zu einer Verlangsamung der Blutgerinnungszeit, infolgedessen können große Hämatome und lebensgefährliche Blutungen entstehen. Auch ein Hämothorax und ein leichter Ikterus sind möglich. Als Differenzialdiagnose sollte eine Vergiftung mit gerinnungshemmenden Rodentiziden und ein Leberversagen ausgeschlossen werden.
Als Therapiemaßnahme kann Vitamin K1 gegeben werden. Eventuell kann eine Vollblutgabe sinnvoll sein.
Wechselwirkungen
Wegen des Cumaringehaltes sollte echter Steinklee nicht gleichzeitig mit gerinnungshemmenden Wirkstoffen (z.B. Phenprocoumon) eingenommen werden, da hierdurch die Wirkung verstärkt werden kann.
Kontraindikationen
Bei Überempfindlichkeit ist Steinkleekraut kontraindiziert. Mangels Datenlage sollte keine Anwendung bei Kindern sowie in der Schwangerschaft und Stillzeit erfolgen.
Patienten mit einer Lebererkrankung sollten wegen des enthaltenen Cumarins kein Steinkleekraut zu sich nehmen.
Abgrenzung
Der weisse Steinklee (Melilotus albus) und der hohe Steinklee (Melilotus altissima) enthalten ein ähnliches Wirkstoffspektrum. Allerdings liegen hier keine Monografien oder größere Studiendaten vor.
Quellen
- Steinklee - (Echter) Steinklee – Melilotus officinalis (L.) Lam. - Arzneipflanzen-Lexikon, abgerufen am 08.11.2024
- Assessment report on Melilotus officinalis (L.) Lam., herba, abgerufen am 08.11.2024
- Phytoarznei / Arzneidroge: Meliloti herba, abgerufen am 09.11.2024
- Arzneipflanzen: Steinklee | PTA-Forum, abgerufen am 09.11.2024
- Steinklee: Pflanzenkraft für die Venen | PTA-Forum, abgerufen am 10.11.2024
- CliniTox Pflanzengifte: Melilotus sp., abgerufen am 09.11.2024
- Steinklee, die „Luzerne der Sandböden“, abgerufen am 10.11.2024