Dermatitis (Meerschweinchen)
Definition
Die Dermatitis des Meerschweinchens ist eine ekzematöse Entzündung der Haut unterschiedlicher Genese.
Vorkommen
Meerschweinchen sind häufig von Dermatitiden betroffen. Es erkranken alle Altersklassen und beide Geschlechter gleich oft.
Ätiologie
Dermatitiden entstehen meistens sekundär infolge infizierter Wunden, die durch primäre Pathogene verursacht werden, z.B.:
- Dermatophyten: vor allem Trichophyton mentagrophytes, seltener Microsporum gypseum und andere Microsporum-Arten
- Ektoparasiten: z.B. Haarlinge (Gliricola porcelli, Trimenopon hispidum oder Gyropus ovalis) und Milben (Tixacarus caviae, Chirodiscoides caviae, Demodex caviae, Notoedres muris, Sarcoptes scabiei, Myocoptes musculinus und Cheyletielle parasitivorax).
In seltenen Fällen führen auch eine Kontaktdermatitis (v.a. bei Harninkontinenz oder starkem Durchfall) zur Ausbildung einer großflächigen Dermatitis.
Pathogenese
Je nach Auslöser wird die oberste Hautschicht (Epidermis) zerstört. In weiterer Folge kommt es zu einer Entzündungsreaktion, die durch zusätzliche Pathogene (z.B. Bakterien) verschlimmert wird. Durch die Mazeration entsteht Juckreiz, weshalb die Tiere sich vermehrt belecken und kratzen. Durch Automutilation verschlimmern sich die Läsionen, sodass sich teils tiefe Wunden bilden.
Klinik
Abhängig von der Ursache zeigen sich trockene bis nässende Hautareale, die oft durch Alopezie und Schuppenbildung gekennzeichnet sind. Bei tiefgreifenden Dermatitiden leiden die betroffenen Tiere an starken Schmerzen und Juckreiz. Infolge dessen stellen sie die Futteraufnahme ein, weshalb es häufig zu Komplikationen (Tympanie u.ä.) kommt.
Diagnose
Die Diagnosestellung erfolgt mittels systematischer dermatologischer Aufarbeitung.Die Verdachtsdiagnose ergibt sich aus der Klinik. Folgender Algorithmus dient der Diagnosesicherung:
- Schritt 1: Ausschluss/Bestätigung von Ektoparasiten: Suche bzw. diagnostische Therapie
- Schritt 2: Suche nach einer Sekundärinfektion mittels zytologischer Diagnostik und anschließender angepasster Therapie
- Schritt 3: bei persistierendem Juckreiz trotz Ausschluss von Ektoparasiten und Sekundärinfektionen sollte eine Kontaktdermatitis in Betracht gezogen werden
Therapie
Die Therapie richtet sich nach dem Auslöser.
Bei einer Ektoparasitose können Ivermectin (0,2 bis 0,4 mg/kgKG s.c. 3 mal im Abstand von 7 Tagen), Doramectin (0,5 mg/kgKG s.c. 3 mal im Abstand von 7 Tagen), Selamectin (20 mg/kgKG als Spot-on, Wiederholung nach 21 bis 28 Tagen) oder Fipronil (als Spray, ca. 7,5 mg/kgKG 1 bis 2 mal im Abstand von 7 bis 10 Tagen) verabreicht werden.
Ein Befall mit Dermatophyten hingegen muss mit einer systemischen Pulstherapie (5 bis 10 mg/kgKG p.o. 1 mal täglich, 7 Tage Therapie, 7 Tage Pause, 7 Tage Therapie, mindestens 3 mal bzw. bis zur negativen Zytologie) mit Itraconazol behandelt werden. Bei Bedarf ist das Fell alle 3 bis 4 Tage zusätzlich mit einer 0,2%igen Enilconazollösung zu bestreichen.
Eine ausgedehnte Dermatitis mit bakterieller Sekundärinfektion benötigt eine systemische Antibiose nach Antibiogramm. Zusätzlich ist für eine ausreichende Analgesie (z.B. Metamizol 65 mg/kgKG p.o. alle 4 bis 6 Stunden) zu sorgen. Gegen den Juckreiz ist Diphenhydramin (2 mg/kgKG p.o./s.c. 2 bis 4 mal täglich) bzw. kurzzeitig auch Prednisolon (0,2 bis 0,5 mg/kgKG p.o. 1 mal täglich) indiziert.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Prognose
Bei systematischer dermatologischer Aufarbeitung inkl. angepasster Therapie ist die Prognose gut.
Zoonotische Bedeutung
Literatur
- Müller K (Hrsg.). 2017. MemoVet. HeimtierSkills. 1. Auflage, Stuttgart: Schattauer Verlag GmbH. ISBN 978-3-7945-3111-0
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