Schluckakt
Synonyme: Schluckvorgang, Schlucken
Englisch: deglutition, swallowing
Definition
Voraussetzungen
Für einen erfolgreichen Schluckakt müssen zwei Voraussetzungen gegeben sein:
- Der Nasenrachenraum muss verschlossen sein.
- Der Kehlkopf muss durch die Epiglottis geschlossen werden.
Sind diese Voraussetzungen nicht gegeben, kann Speisebrei in die Luftwege geraten.
Ablauf
Anspannung der Mundbodenmuskulatur
Das Zungenbein wird durch die beidseitige Kontraktion der Mundbodenmuskulatur (Musculus stylohyoideus, Musculus mylohyoideus und Musculus digastricus) nach vorne bewegt. Dies bewirkt ein Anpressen der Zunge gegen den harten Gaumen, sodass der Speisebrei nach hinten gelangt.
Verschluss des Kehlkopfes
Die Kontraktion des Musculus thyrohyoideus bewirkt, dass der hinter der Membrana thyrohyoidea befindliche Fettkörper (Corpus adiposum preepiglotticum) gestaucht wird und auf diesem Weg ein Verschluss des Kehlkopfs durch die Epiglottis erfolgt.
Verschluss des Nasenrachenraumes
Der Musculus levator veli palatini und der Musculus tensor veli palatini sorgen für eine horizontale Einstellung des Gaumensegels. Gleichzeitig wird der Passavant-Ringwulst durch den Musculus constrictor pharyngis superior dem Gaumensegel entgegen bewegt, sodass es zu einem Verschluss des Nasenrachenraumes kommt.
Beförderung des Speisebreis in den Rachen
Die Beförderung des Speisebreis in den Rachen erfolgt durch die Kontraktion des Musculus hyoglossus und des Musculus styloglossus, denn diese Muskeln bewirken, dass die Zunge nach dorsal gezogen wird.
Peristaltische Wellen im Ösophagus
Nachdem der Speisebrei den verschlossenen Kehlkopf passiert hat, landet er in der Speiseröhre (Ösophagus). Sie besitzt in ihrer Tunica muscularis eine innere Ring- und eine äußere Längsmuskulatur. Durch Kontraktion der Längsmuskulatur wird zunächst das Lumen der Speiseröhre erweitert. Die folgende Kontraktion der Ringmuskulatur verhindert, dass Speisebrei nach kranial gelangen kann. Diese Kontraktionen laufen in Form von peristaltischen Wellen ab, sodass der Speisebrei schließlich im Magen landet.
Phasen
Die oben geschilderten Vorgänge können in 4 Phasen gegliedert werden:
- Orale Vorbereitungsphase: Umfasst die Vorgänge, die dem eigentlichen Schluckvorgang vorangehen und diesen erst ermöglichen, vor allem die Zerkleinerung der Speisen und die Durchmischung mit Speichel
- Orale Transportphase: Formung des zerkleinerten Speisebreis zum Bolus. Die Zunge befördert diesen Bolus mithilfe von Aufwärts- und Rückwärtsbewegungen in Richtung des harten Gaumens und schiebt ihn über die Rachenenge in den Rachen. Dadurch wird der eigentliche Schluckreflex ausgelöst.
- Pharyngeale Transportphase: Das Gaumensegel wird angespannt und angehoben. Dadurch wird der Übertritt des Nahrungsbreis in die oberen Luftwege verhindert. Die Trachea wird durch die Epiglottis verschlossen, der obere Ösophagussphinkter öffnet sich. Der Bolus wird durch das Zusammenspiel von Pharynx- und Zungenmuskulatur sowie die Schwerkrafteinwirkung in die Speiseröhre befördert.
- Ösophageale Transportphase: Der Bolus wird durch peristaltische Bewegungen der Ösophagusmuskulatur und die Schwerkraft weiter in Richtung des Magens befördert. Mit der Passage des unteren Ösophagussphinkters tritt der Bolus in den Magen ein, was den Schluckakt beendet.
Schluckreflex
Da durch Berührung des Speisebreis mit der Rachenwand der Schluckakt reflektorisch ausgelöst wird, kann man auch vom "Schluckreflex" sprechen.
Afferente Bahn
Sie verläuft im
- Nervus glossopharyngeus (9. Hirnnerv)
- Nervus vagus (10. Hirnnerv)
zum Schluckzentrum in der Medulla oblongata.
Efferente Bahn
Sie zieht im
- Nervus vagus (10. Hirnnerv)
- Nervus glossopharyngeus (9. Hirnnerv)
- Nervus trigeminus (5. Hirnnerv): Mundbodenmuskulatur
- Nervus accessorius (11. Hirnnerv): Muskulatur im Gaumen- und Rachenbereich
- Nervus hypoglossus (12. Hirnnerv): Zungenmuskulatur
- Plexus cervicalis: Infrahyale Muskulatur
zu den beteiligten Muskeln.
Pathophysiologie
Einen frustranen oder fehlgeleiteten Schluckakt bezeichnet man als Verschlucken bzw. fachsprachlich als Aspiration oder Fremdkörperaspiration. Ein akzidentelles Verschlucken wird in den meisten Fällen durch den Würge- und/oder Hustenreflex verhindert. Gelangen dennoch Fremdkörper oder Nahrungsbrei in den Larynx bzw. in die unteren Atemwege, kann dies zu einer Verlegung der Atemwege oder zu einer Aspirationspneumonie führen.
Diagnostik
Podcast
Bildquelle
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