Cryopyrin-assoziiertes periodisches Syndrom
Definition
Als Cryopyrin-assoziiertes periodisches Syndrom, kurz CAPS, werden verschiedene autoinflammatorische Krankheiten zusammengefasst, die eine gemeinsame genetische Grundlage haben.
Epidemiologie
Das CAPS ist eine seltene Krankheit, die mit einer Häufigkeit von etwa 1-2 Fällen auf 1 Million Einwohner auftritt.
Einteilung
Zu den CAPS zählen folgende Erkrankungen:
- Muckle-Wells-Syndrom (MWS)
- Familiäres kälteinduziertes autoinflammatorisches Syndrom (FCAS)
- CINCA-Syndrom (chronisch infantiles neurologisch-kutanes-artikuläres Syndrom)
Ätiologie
Ursächlich für das CAPS sind über 60 verschiedene Mutationen vor allem im NLRP3-Gen (auch CIAS1 genannt) auf Chromosom 1 (Genlokus 1q44). Dieses Gen kodiert für das Protein Cryopyrin, das die Schlüsselkomponente des NLRP3-Inflammasoms darstellt. Der Gendefekt führt zu einer Überproduktion von Interleukin-1β (IL-1β) sowie Interleukin-18 (IL-18) und damit zu einer systemischen Entzündungsreaktion.
Dem CAPS liegt häufig ein autosomal-dominanter Vererbungsmodus oder De-novo-Mutationen zugrunde.
Klinik
Folgende Leitsymptome können bei allen Formen schubweise auftreten:
Familiäres kälteinduziertes autoinflammatorisches Syndrom
Das FCAS stellt eine leichte Verlaufsform dar, die sich meist im Säuglingsalter manifestiert. Nach Kälteexposition tritt mit einer Latenz von 2 bis 3 Stunden ein Entzündungsschub auf, der durch Urtikaria und Fieber gekennzeichnet ist und wenige Minuten bis drei Tage anhält. Begleitende Symptome sind Schüttelfrost, Kopfschmerzen, Arthralgien, Myalgien und eine Konjunktivitis.
Muckle-Wells-Syndrom
Bei dieser Form erkranken die Patienten meist im Kindesalter. Im Vergleich zum FCAS dauern die Schübe beim Muckle-Wells-Syndrom länger und sind häufiger. Typische Auslöser sind meist nicht erkennbar, wobei Kälte, Stress und/oder Müdigkeit als Trigger fungieren können.
Als Komplikation tritt bei ca. 25 % der Patienten eine systemische AA-Amyloidose auf, die im weiteren Krankheitsverlauf ein Nierenversagen auslösen kann. Weiterhin findet sich häufig eine sensorineurale Hörstörung.
CINCA-Syndrom
Das CINCA-Syndrom ist die schwerste Verlaufsform des CAPS, die sich schon bei Säuglingen manifestiert. Die Kinder zeigen einen Kleinwuchs und kraniofaziale Dysmorphien. Die Urtikaria tritt nicht zwangsläufig schubweise auf, sondern kann auch persistieren.
Zusätzlich zu den Symptomen der anderen Formen kann beim CINCA-Syndrom eine ZNS-Beteiligung im Sinne einer chronischen aseptischen Meningitis mit erhöhtem intrakraniellen Druck und Krampfanfällen sowie ein deformierender Gelenkbefall auftreten.
Hinzu kommen Schübe von hohem Fieber, die von Lymphadenopathie und einer Hepatosplenomegalie begleitet sein können. Genau wie beim MWS kann eine Amyloidose und ein konsekutives Nierenversagen den Verlauf komplizieren. Neben einer Innenohrschwerhörigkeit kann eine Beteiligung der Augen bis hin zur Blindheit auftreten.
Therapie
Seit Anfang 2010 steht CAPS-Patienten der monoklonale Antikörper Canakinumab zur Verfügung. Dieser richtet sich gegen IL-1β und unterbindet somit die Interaktion des Interleukins mit dem IL-1-Rezeptor.
Im Jahr 2013 erhielt Anakinra, ein Interleukin-1-Rezeptorantagonist, die EMA-Zulassung für das CAPS. Anakinra ist daher seit 2014 auf dem deutschen Markt für die Behandlung des CAPS erhältlich.
Der IL-1-Inhibitor Rilonacept ist derzeit (2021) nur noch in den USA verfügbar.
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