Brolucizumab
Synonym: RTH258
Handelsname: Beovu®
Definition
Brolucizumab ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der humanisierten monoklonalen Antikörper, der zur Therapie der feuchten Makuladegeneration (AMD) eingesetzt wird. Brolucizumab zählt zu den VEGF-Inhibitoren.
Biochemie
Brolucizumab ist ein humanisiertes einzelkettiges Antikörperfragment (scFv), das ein Molekulargewicht von nur 26 kDa besitzt. Dadurch wird die Gewebepenetration und die Clearance des Arzneistoffs verbessert, was einen potentiellen Vorteil gegenüber anderen Wirkstoffen der Klasse wie Bevacizumab oder Ranibizumab darstellt.
Die Produktion erfolgt durch rekombinante DNA-Technologie mithilfe des Bakteriums Escherichia coli.
Wirkmechanismus
Brolucizumab bindet an alle Isoformen von VEGF-A (vascular endothelial growth factor) und verhindert so die Angioneogenese. Dadurch wird die Neubildung von Netzhautgefäßen reduziert und die Ausprägung von Retinaödemen vermindert. Sie stellen einen wichtigen Schritt in der Pathogenese der AMD dar, da es durch das Wachstum der Gefäße zu irreversiblen Schäden der Macula densa kommen kann.[1]
Pharmakokinetik
Da Brolucizumab ein Antikörper ist, wird er vor allem hydrolytisch, renal und durch Bindung an sein Target eliminiert. Die systemische Halbwertszeit nach intravitrealer Applikation beträgt rund 4,4 Tage.[2]
Darreichungsform
Brolucizumab ist als Injektionslösung erhältlich und wird als intravitreale Injektion appliziert.
Dosierung
Die empfohlene Dosierung beträgt 6 mg (0,05 ml Lösung) Brolucizumab alle 4 Wochen. Nach 12 Wochen wird der Fortschritt der Behandlung durch einen Arzt beurteilt. Bei Patienten ohne Krankheitsaktivität kann die Verabreichung auf einmal alle 12 Wochen reduziert werden.[2]
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
Mögliche Nebenwirkungen der Behandlung mit Brolucizumab sind:[2]
- verminderte Sehschärfe, Augenschmerzen, Lakrimation
- Schädigung der Hornhaut: Erosion, Keratitis punctata
- Schädigung der Bindehaut: Hyperämie, Blutung
- Schädigung des Glaskörpers: Mouches volantes („Fliegende Mücken“)
- systemische Wirkungen: Blutungen, arterielle Thromboembolie
Komplikationen
Bei jeder intravitrealen Injektion kann es zu schwerwiegenden Komplikationen durch die Applikation selbst kommen. Dazu zählen:[2]
- traumatische Katarakt
- Endophthalmitis; intraokulare Entzündungen: Uveitis, Konjunktivitis, Iridozyklitis, Vitritis, Skleritis[3]
- retinale Vaskulitis und/oder retinale Thrombose
- retinaler Pigmentepitheleinriss, Netzhautablösung
- Intraokulare Drucksteigerung innerhalb von 30 Minuten nach der Applikation
- Erblindung
Wechselwirkungen
Brolucizumab sollte nicht gleichzeitig mit anderen Arzneimitteln verabreicht werden, die gegen VEGF wirken, weder systemisch noch okular.[2]
Es wurden keine Studien zur Erfassung von Wechselwirkungen durchgeführt. Da es sich bei Brolucizumab um einen monoklonalen Antikörper handelt, sind pharmakokinetische Wechselwirkungen jedoch unwahrscheinlich.
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegen Brolucizumab oder einen der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels
- okulare oder periokulare Infektion
- intraokulare Entzündung
- schlecht eingestelltes Glaukom; Brolucizumab darf nicht injiziert werden, solange der Augeninnendruck bei ≥ 30 mmHg liegt.
Bei Patienten mit rhegmatogener Netzhautablösung oder Makulaforamen Grad 3 oder 4 sollte die Behandlung mit Brolucizumab abgebrochen werden.[2]
Zulassung
Brolucizumab ist in Europa seit 2020 zugelassen. Die Substanz wird von Alcon entwickelt.
Die Testung erfolgte in den Zulassungsstudien gegen Aflibercept. In Hinsicht auf eine Verringerung retinaler Flüssigkeitsansammlungen erwies sich Brolicuzimab als überlegen.[1]
ATC-Code
- S01LA06 - Ophthalmika - Mittel gegen vaskuläre Augenerkrankungen - Antineovaskuläre Mittel
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 Weniger Injektionen mit Brolocizumab, pharmazeutische Zeitung online, 01.04.2020, abgerufen am 30.01.2021
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels Beovu, EMA, abgerufen am 01.03.2024
- ↑ Takayama T et al. Scleritis following intravitreal brolucizumab injection: a case series. J Med Case Rep. 2024