Blasenspülung
Definition
Die Blasenspülung dient der Ausspülung der Blase bei verschiedenen Erkrankungen der Blasenschleimhaut, die Blaseninstillation dem Einbringen von medikamentenhaltigen Spüllösungen.
Indikationen
Blasenspülung
Blasenspülungen werden u.a. zur Behandlung einer interstitiellen Zystitis (IC) eingesetzt, um Wirkstoffe direkt in die Blase zu bringen. Weitere Indikationen sind:
- Reinigung bei eitrig-fibröser Zystitis
- Ausräumung von Koagula bei Blutungen aus Prostata oder Harnblase
- Pyurie infolge schwerer Nierenerkrankungen
- nach urologischen Operation z.B. Prostataresektionen (TUR)
Außerhalb chirurgischer Eingriffe werden Blasenspülungen heute (2017) nur noch vereinzelt eingesetzt, da das Risiko einer Infektion besonders bei liegendem Dauerkatheter relativ hoch ist. Die für das erforderliche Diskonnektion eines geschlossenen Harnableitungssystems leistet der Entstehung nosokomialer Harnwegsinfektionen Vorschub und sollte aus diesem Grund auf ein Minimum beschränkt werden. Eine relevante Keimreduktion oder gar Elimination kann durch die früher üblichen routinemäßigen Blasenspülungen mit indifferenten Medien, z.B. einer Kochsalzlösung 0,9%ig, oder einer Ringerlösung nicht erreicht werden. Auch Katheterinkrustationen lassen sich so nicht vermeiden.
Blaseninstillation
Die Blaseninstillation wird heute eingesetzt, um Medikamente in die Blase zu bringen, die direkt auf die Blasenschleimhaut bzw. auf die Blasenmuskulatur (Detrusor) einwirken. Sie kann sowohl im Rahmen eines intermittierenden Katheterismus bzw. Selbstkatheterismus als auch über einen liegenden suprapubischen oder transurethralen Dauerkatheter durchgeführt werden. Da Infektionsrisiko besonders bei liegendem Dauerkatheter relativ hoch ist, ist ein steriles Arbeiten erforderlich. Folgende Indikationen sprechen für eine Blaseninstillation:
- akute Blasenentzündung
- chemotherapeutische Behandlung einer Harnwegsinfektion
- zur Medikamentengabe bei einem Blasenkarzinom
- bei neurogener Blasenentleerungsstörung (Harninkontinenz) z. B. Oxybutynin
Kontraindikationen
Unter bestimmten Vorraussetzungen darf keine Blasenspülung vorgenommen werden, um Komplikationen zu vermeiden, die weitere medizinische oder gar operative Behandlungen nach sich ziehen können. Es sind im Prinzip die gleichen Kontraindikationen, die das Legen eines suprapubischen oder transurethralen Katheters untersagen. Zu den wichtigsten Kontraindikationen zählen:
- Harnröhrenstriktur
- Urethritis
- Prostatitis
- Epididymitis
- Harnröhrenriss
- Verdacht auf Perforation der Blase
- Schrumpfblase
Anwendung
Je nachdem, wie lange eine Blasenspülung dauert bzw. ob weitere Blasenspülungen folgen sollen, werden unterschiedliche Katheter eingesetzt. Bei einer einmaligen Blasenspülung können einfache 3-Wege-Dauerkatheter aus silikonbeschichtetem Latex oder Vollsilikon verwendet werden. Soll der Katheter dagegen über einen längeren Zeitraum liegen bleiben, so sind 3-Wege-Dauerkatheter aus Vollsilikon notwendig.
Eine Blasenspülung wird in zwei Gruppen eingeteilt, der offenen und der geschlossenen Blasenspülung. Bei der offenen Blasenspülung handelt sich um eine wiederholte, intermittierende Applikation kleiner Mengen einer Spülflüssigkeit mit einer großen Blasenspritze über einen Blasenkatheter. Da bei einem Dauerkatheter das geschlossene System unterbrochen wird, besteht immer die Gefahr der Einschleppung von Keimen.
Bei einem geschlossenem System wird die Spülung selbst intermittierend oder permanent durchgeführt. Der Vorteil dieser Spülmethode liegt in der Aufrechterhaltung des geschlossenen Systems. Nachteilig wirkt sich dabei aber die Bilanzierung sowie die Gefahr der Blasenüberfüllung bzw. der Überhöhung des intravesikalen Drucks bei nicht bemerkter Abflussbehinderung aus. Bei der permanenten Spülung fließt die Spülflüssigkeit permanent über einen doppelläufigen Spülkatheter in die Blase. Von dort wird sie über den abführenden Schenkel in den Sammelbeutel abgeleitet. Der Nachteil ist die kontinuierliche Berieselung der Schleimhaut. Die Flüssigkeit erreicht aber nur den lokalen Bereich rund um das Katheterauge, da die Spülflüssigkeit sofort wieder abfließt. Die intermittierende Spülung ermöglicht die komplette Benetzung des Blasenhohlraumes durch das Spülmedium im geschlossenen System unter physiologischen Bedingungen. Von Bedeutung sind Einlaufmenge, Geschwindigkeit und Verweildauer der Spülflüssigkeit.
Bei der Instillation von Medikamenten in die Blase ist die Verweildauer zu beachten. Einige Medikamente wie z. B. Oxybutynin, bleiben bis zur nächsten Miktion bzw. Katheterismus in der Blase.
Materialien
- Händedesinfektionsmittel für die Pflegekraft
- sterile Blasenspritze mit passendem Ansatz
- sterile Spüllösung
- sterile Nierenschale
- Katheterklemme
- sterile Handschuhe
- Einmalunterlage
- Schleimhautdesinfektionsmittel z.B. Octenisept® oder Braunol®
- Abwurf
Zusätzlich bei geschlossenem Spülsystem
- verordnete Spülflüssigkeit mit Einmalentnahmebesteck
- Infusionsständer
Vorbereitung des Patienten
Ein Aufklärungsgespräch über den Sinn und Zweck dieser Maßnahme soll dem Patienten die Angst vor der Blasenspülung nehmen, gleiches gilt für Kinder (sofern ihr geistiger Entwicklungsstand dies ermöglicht). Die Blasenspülung darf nur mit Zustimmung des Patienten (evt. Einverständniserklärung) gemacht werden, außer es ist für die Abwendung von gesundheitlichen Schäden für den Patienten unabdingbar. Auf alle Fälle ist die Intimsphäre des Patienten zu wahren, daher sollte die Blasenspülung nicht im Krankenzimmer erfolgen.
Vorbereitung der Maßnahme
- Schutzschürze oder Kittel zum Eigenschutz anziehen, Hände waschen und desinfizieren
- Einverständnis des Patienten
- Schutz der Intimsphäre
- Unterkörper abdecken und entkleiden, aber Oberkörper zugedeckt lassen
- Intimpflege durchführen
- evtl. Gesäß leicht erhöht lagern
- Einmalunterlage als Nässeschutz unter das Gesäß legen
- nochmalige Händedesinfektion
Durchführung
Blaseninstillation
- Spülflüssigkeit mittels Wund- und Blasenspritze aufziehen
- oder Fertigmedikament im mitgelieferten Applikator bereitlegen
- Einmalunterlage zum Schutz unter den Katheter bzw. Katheterschlauch legen
- Katheter mit der Katheterklemme abklemmen
- Katheteransatz desinfizieren
- Blasenspritze bzw. Applikator am Katheter ansetzen
- den Patienten zum Öffnen des Mundes auffordern, damit ein Überdruck auf die Blasenaußenhaut vermieden wird.
- Katheterklemme öffnen und Spülflüssigkeit langsam einspritzen
- Überdruck vermeiden und den Katheter leicht hochhalten damit die Flüssigkeit nicht zurück fliesst
- Verweildauer des Medikamentes (Packungsbeilage) beachten bzw. nach Arztverordnung
- Falls ein Einmalkatheter zur Instillation gelegt wurde, diesen entfernen
Offene Spülung
- Spülflüssigkeit mittels Blasenspritze aufziehen
- Einmalunterlage zum Schutz unter den Katheter bzw. Katheterschlauch legen
- Katheter mit der Katheterklemme abklemmen
- Katheteransatz desinfizieren
- Blasenspritze am Katheter ansetzen
- Katheterklemme öffnen und Spülflüssigkeit langsam einspritzen
- Überdruck vermeiden und den Katheter leicht hochhalten
- Verweildauer der Spülflüssigkeit beachten bzw. nach Arztverordnung
- Blasenspritze entfernen
- Flüssigkeit aus dem Katheter abfließen lassen und Vorgang solange wiederholen, bis die Spülflüssigkeit klar ist
Geschlossene Spülung
- Spülflüssigkeit evtl. vorwärmen (nie bei Blutungen)
- Urin abfließen lassen,
- System vorbereiten
- Schlauch unterhalb des Katheters abklemmen und Spülflüssigkeit einfließen lassen, dabei Menge beachten!
- Klemme schließen
- Klemme am Abflussschlauch öffnen und Urin und Spülflüssigkeit ausfließen lassen, danach diese Klemme wieder schließen
- Vorgang wiederholen, bis die Spüllösung klar zurückfließt, bzw. nach Verordnung
Nachbereitung
- Bei Dauerkatheter das Ableitungssystem wieder unter sterilen Bedingungen anschliessen
- Patienten wieder ankleiden bzw. ankleiden lassen
- Patienten bequem lagern
- Arbeitsplatz aufräumen und gebrauchtes Arbeitsmaterial entsorgen
- Dokumentation von Spülflüssigkeit, Farbe, Beimengungen, Spülmenge, ggf. besondere Vorkommnisse.
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