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Intermittierender Selbstkatheterismus

1. Definition

Der Begriff intermittierender Selbstkatheterismus, kurz ISK, beschreibt das wiederholte Legen eines Blasenkatheters zur einmaligen Blasenentleerung durch den Patienten selbst.

2. Zielsetzung

Vorrangiges Ziel dieser Maßnahme ist es, die Blase druckfrei und vollständig zu entleeren. Speziell bei Patienten mit Detrusorhyperaktivität ist es essentiell, die Druckanstiege durch Unterdrückung der Blasenmuskelaktivität in der Speicherphase soweit abzusenken, dass keine druckbedingte Gefährdung des oberen Harntraktes besteht.

3. Indikationen

4. Kontraindikationen

5. Anwendung

Die Technik des ISK ist sehr leicht zu erlernen und kann bei entsprechendem Training auch schon von Kindern ab etwa 6 Jahren selbst durchgeführt werden. Bei geübten Patienten ist das Infektionsrisiko nicht höher als beim sterilen intermittierenden Katheterismus, der von geschultem Personal durchgeführt wird. In der Regel wird der ISK 4-6 mal am Tag durchgeführt, um eine ausreichende Blasenentleerung und damit verbundene Kontinenz zu erreichen.

5.1. Anlernphase

Zu Beginn der Anlernphase ist es wichtig, den Patienten über Sinn und Zweck der Maßnahme aufzuklären, sowie die Aussicht auf eine bessere Lebensqualität zur Motivation anzuregen. Die Aufklärung soll auch bestehende Unsicherheiten und Ängste überwinden helfen. Das Erlernen des ISK erfolgt in 2 Schritten:

  • Gesundheits- und Krankenpfleger/innen und Mitarbeiter aus der Fachkrankenpflege erklären die anatomischen Verhältnisse, bei Frauen mit Hilfe eines Spiegels. Der Patient/die Patientin sind zunächst nur Beobachter.
  • Der Patient, die Patientin führen den Katheterismus unter Kontrolle selbst durch und sind in der Lage, diese Tätigkeit künfig eigenständig zu vollziehen.

Wie lange jede Lernphase dauert, hängt von der individuellen Feinmotorik und Motivation der Patienten ab.

5.2. Materialien

Das Verfahren verwendet ausschließlich sterile Utensilien, es wird jedoch im Gegensatz zum sterilen Katheterismus auf sterile Abdeckungen und sterile Handschuhe verzichtet. Die heute zum intermittierenden Selbstkatheterismus verwendeten Katheter sind von der Konstruktion her so beschaffen, dass die Harnröhre auch bei jahrelangem und mehrmals täglich durchgeführten Katheterismus nur sehr wenig traumatisiert wird. Folgende Materialien werden zum ISK benötigt:

5.3. Durchführung bei männlichen Patienten

  • Die Hülle des steril verpackten Einmalkatheters am hinteren und vorderen Ende aufschneiden oder an den vorgegebenen Rißlinien einreißen
  • Katheter etwa 8-10 cm vorne aus der Hülle schieben und so ablegen, daß Sterilität gewährleistet ist
  • Mit einer Hand den Penisschaft fassen, Vorhaut zurückschieben
  • Tupfer mit Pinzette entnehmen und die Eichel von der Harnröhrenmündung zum Kranz von oben nach unten desinfizieren
  • Für jede Wischbewegung einen neuen Tupfer nehmen
  • Mit einem weiteren Tupfer Harnröhre desinfizieren
  • Einwirkungszeit des Desinfektionsmittels beachten
  • Gleitmittel in die Harnröhre einspritzen und Penisschaft unterhalb der Eichel zudrücken (Ausnahme: Katheter mit hydrophiler Beschichtung!)
  • Harnröhrenmündung spreizen
  • Den Katheter dort, wo er durch die Hülle geschützt ist, anfassen und langsam die ersten 8-10 cm in die Harnröhre vorschieben
  • Durch Zusammendrücken mit Daumen und Zeigefinger wird die Harnröhre komprimiert und der Katheter zunächst fixiert und gleichzeitig die Hülle des Katheters weiter nach hinten abgestreift.
  • Das freie Katheterstück unter Lösung des Kompressionen auf die Harnröhre weiter vorschieben
  • Katheter in Etappen vorsichtig weiter bis zum Erreichen des Widerstandes am Beckenboden bzw. des äußeren Schließmuskels einführen
  • Weiteres Vorschieben des Katheters unter sanftem Druck, bis der Harn abfließt
  • Nach vollständiger Entleerung der Blase den Katheter vorsichtig entfernen
  • Vorhaut wieder vorschieben

5.4. Besonderheiten bei weiblichen Patienten

  • Den Spiegel so aufstellen, dass das äußere Genitale gut sichtbar ist
  • Mit einer Pinzette und je einem Tupfer erst äußere und dann innere Labien von der Symphyse her in Richtung Anus desinfizieren
  • Zur Harnröhrendesinfektion einen neuen Tupfer nehmen.
  • Mit einer Hand Labien spreizen, Spreizhaltung beibehalten bis der Katheter eingeführt ist
  • Nach vollständiger Entleerung der Blase vorsichtige Entfernung des Katheters

6. Tipps & Tricks

  • Innerhalb des Selbstkatheterismus haben sich Katheter mit einer weichen und flexiblen Spitze (Stöhrer-Katheter) und einer hydrophilen Beschichtung bewährt.
  • Besonders für mobile und berufstätige Patienten eignen sich Katheter, die bereits einen Urinbeutel integriert haben. Das ermöglicht eine "Unterwegsanwendung" des Systems.
  • Für Frauen gibt es spezielle Katheter für den intermittierenden Selbstkatheterismus, die nicht viel größer als ein Lippenstift sind.
  • Nur wenige Produzenten bieten ein Gesamtset an, das Betroffenen einen unaufälligen Umgang mit den benötigten Hilfsmitteln ermöglicht.

siehe auch: Intermittierender Katheterismus, Blasenkatheter, Harninkontinenz

7. Weblinks

8. Quelle

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