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Laus

(Weitergeleitet von Anoplura)

von griechisch: anoplos - unbewaffnet; ura - Schwanz
Synonyme: Anoplura, echte Läuse, echte Tierläuse

1. Definition

Als Läuse bzw. Anoplura bezeichnet man eine Unterordnung der Tierläuse (Phthiraptera). Als blutsaugende Ektoparasiten befallen sie vorzugsweise Säugetiere und den Menschen.

2. Taxonomie

3. Morphologie

Anoplura sind flügellos und dorsoventral abgeplattet. Sie haben ein relativ dickes Abdomen und einen Kopf (Caput), der schmaler ist als das erste Thorakalsegment. Läuse tragen gut sichtbare, drei- bis fünfgliedrige Antennen (Fühler) und besitzen stechend-saugende Mundwerkzeuge, die an die parasitische Lebensweise stark angepasst sind und von außen nicht sichtbar im Kopf liegen. Durch das Vorschieben von drei Stiletten wir die Haut der Wirte angestochen. An den Tarsen ist jeweils eine Klaue ausgebildet.

Die Männchen sind in der Regel kleiner als die Weibchen. Ähnlich anderen Insekten beherbergen alle Entwicklungsstadien symbiontische Mikroorganismen, die sich in einem sogenannten Bakteriom (Mycetom) am Mitteldarm befinden.

4. Vertreter

Aus der Unterordnung der Anoplura befallen Arten aus drei verschiedenen Familien Haussäugetiere (mit Ausnahme von Katzen) und Primaten. Eine weitere Familie (Echinophthiriidae) kommt bei Robben und Seehunden vor. Läuse, die den Menschen befallen, zählen zur Familie der Pediculidae.

Wichtige Vertreter sind:

Familie & Art Länge (♀) in mm Wirt
Pediculidae
Pediculus humanus capitis 2,5-3,5 Mensch
Pediculus humanus corporis 3,0-4,0 Mensch
Phthirus pubis 1,0-1,5 Mensch
Haematopinidae
Haematopinus eurysternus 3,0-3,5 Rind
Haematopinus suis 4,5-6,0 Schwein
Haematopinus asini macrocephalus 2,5-3,5 Pferd
Haematopinus asini asini 2,5-3,5 Esel
Linognathidae
Linognathus vituli 2,5-3,0 Rind
Linognathus stenopsis 2,5-3,0 Ziege, Schaf
Linognathus setosus 1,8-2,5 Hund, Fuchs
Solenoptes capillatus 1,5-2,0 Rind
Hoplopleuridae
Haemodipsus ventricosus 1,3-1,5 Kaninchen
Polyplax serrata 1,0-1,4 Maus
Polyplax spinulosa 1,3-1,6 Ratte

5. Entwicklung

Anoplura entwickeln sich hemimetabol über drei Larvenstadien. Die Larven sind zwar etwas kleiner als die Adulten, ähneln ihnen aber sowohl morphologisch als auch in der Lebensweise.

Die begatteten Weibchen kleben ihre gedeckelten Eier (Nissen) mithilfe eines wasserunlöslichen Kitts an die Haare oder Borsten des Wirts. Aus den Eier schlüfen binnen 1 bis 3 Wochen (artsabhängig) die Erstlarven. Nach jeweils 3 bis 5 Tagen häuten sie sich zu den weiteren Larvenstadien bis hin zu den Adulti. Der gesamte Entwicklungszyklus dauert etwa 3 bis 4 Wochen.

Weibchen legen (je nach Art) täglich 5 bis 8 (insgesamt über 100) Eier und werden (wie die Männchen) zwischen 3 und 4 Wochen alt.

6. Vorkommen

Anoplura sind weltweit verbreitet.

7. Epidemiologie

Bei Menschen treten Läuse - je nach Art - unterschiedlich auf: Pediculus humanis capitis tritt vor allem im geballten Umfeld häufig auf (Kindergärten, Schulen), wohingegen Phthirus pubis vorwiegend sexuell übertragen wird. Pediculus humanus corporis hingegen wird mit mangelnder Körperhygiene assoziiert.

Eine Übertragung der Parasiten erfolgt meist direkt (Tier-Tier-Kontakt oder Mensch-Mensch-Kontakt) oder indirekt durch unbelebte Vektoren, wie z.B. Bürsten oder Kleidung. Aufgrund der strengen Wirtsspezifität leben Anoplura monoxen und können nicht auf verschiedene Spezies übertragen werden.

In Europa sind etwa 20 bis 40 % der Rinder mit Läusen befallen. In 60 % der Parasitosen liegt eine Mischinfektion mit Haarlingen vor.

Da Anoplura auf die regelmäßige Blutaufnahme angewiesen sind, überleben sie abseits ihres Wirtes maximal 7 Tage.

8. Immunologie

Antigene im Speichel der Anoplura induzieren in ihren Wirten die Bildung spezifischer Antikörper. Untersuchungen zeigten, dass ein anhaltender Befall zu einer Teilimmunität führt, sodass die Lebensdauer nachfolgender Weibchen und die Schlupfrate ihrer Eier reduziert ist. Die genauen Mechanismen sind bis heute (2019) nicht erforscht.

Überempfindlichkeitsreaktionen können vor allem bei Fleischfressern beobachtet werden. Die klinische Erscheinung wird als Flohspeichelallergie bezeichnet und sollte bei den meisten Dermatitden als Differenzialdiagnose in Betracht gezogen werden.

9. Vektorfunktion

Bei den Tieren spielen Anoplura als Krankheitsüberträger keine epidemiologische Rolle. Im Gegensatz dazu kann die Kleiderlaus des Menschen pathogene Rickettsien und Borrelien übertragen.

10. Literatur

  • Eckert, Johannes, Friedhoff, Karl Theodor, Zahner, Horst, Deplazes, Peter. Lehrbuch der Parasitologie für die Tiermedizin. 2., vollständig überarbeitete Auflage. Enke-Verlag, 2008.

11. Quelle

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14.06.2019, 14:55
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