Alendronsäure
Handelsname: Fosamax®
Synonym: Alendronat
Englisch: alendronate
Definition
Alendronsäure ist ein Arzneistoff aus der Wirkstoffgruppe der Bisphosphonate, der zur Prophylaxe und Therapie der Osteoporose eingesetzt wird.
Chemie
Pharmakologisch nutzbar ist das Mononatriumsalz der Alendronsäure (= Natriumalendronat). Der chemische Name lautet: (4-Amino-1-hydroxybutyliden)diphosphonsäure. Das organische Molekül besitzt die Summenformel C4H13NO7P2 und folgende Strukturformel:
Bei Zimmertemperatur liegt die Verbindung als Feststoff vor und der Schmelzpunkt liegt bei etwa 234 °C. Die molare Masse beträgt 249,1 g/mol.
Wirkmechanismus
Die Alendronsäure wirkt nach dem gleichen Prinzip wie alle anderen Bisphosphonate. Durch ihre strukturelle Ähnlichkeit zu Pyrophosphat wird sie schnell in die Knochensubstanz eingebaut, wo sie sich insbesondere in den Osteoklasten anreichert. Letztere werden durch den Wirkstoff in ihrer osteolytischen Tätigkeit gehemmt. Die Hemmung erfolgt durch Einschleusung von toxischen ATP-Analoga in die Osteoklasten durch die Alendronsäure. Infolgedessen wird die intrazelluläre Farnesylpyrophosphat-Synthase der Osteoklasten gehemmt, wodurch die Produktion sämtlicher für das Zellwachstum notwendigen Signalpeptide unterbleibt. Die Osteoklasten verlieren dadurch ihre biologische Funktion.
Pharmakokinetik
Wie bei anderen Bisphosphonaten wird der Wirkstoff intestinal nur in geringem Umfang resorbiert. Etwa 50 % des aufgenommenen Wirkstoffes wird in den Knochen eingebaut, die andere Hälfte wird innerhalb von 6 Stunden nahezu vollständig unverändert über die Niere eliminiert. Vermutlich wird das in die Knochensubstanz eingebaute Präparat mit einer Halbwertszeit von etwa 10 Jahren ausgeschieden. Bei Niereninsuffizienz kann es dagegen zu einer massiven Speicherung von Alendronsäure kommen.
Indikationen
Alendronsäure ist zur Therapie der postmenopausalen Osteoporose zugelassen, um das Risiko für Wirbel- und Hüftfrakturen zu vermindern. In klinischen Studien konnte bei Gabe von Alendronat ein positiver Effekt auf die Knochendichte und eine Senkung des Frakturrisikos nachgewiesen werden.
Daneben wird das Präparat in den USA auch bei Morbus Paget verordnet; allerdings ruft Alendronsäure hier in der empfohlenen Konzentration von etwa 40 mg pro Tag relativ häufig unerwünschte Wirkungen hervor.
Darreichungsform
Alendronsäure ist in Form von Tabletten mit einem Wirkstoffgehalt von 70 mg verfügbar.
Dosierung
Die empfohlene Dosierung beträgt einmal eine 70 mg-Tablette wöchentlich. Die optimale Dauer einer Bisphosphonat-Behandlung bei Osteoporose ist nicht festgelegt.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Einnahmehinweise
Da der Wirkstoff mit Calcium unlösliche Komplexe bildet, ist es nötig, das Medikament mindestens 30 Minuten vor der Nahrungsaufnahme, am besten morgens, mit ausreichend Flüssigkeit einzunehmen.
Aufgrund der unerwünschten Wirkungen auf den Ösophagus wird empfohlen, das Präparat nicht im Liegen, sondern im Sitzen oder Stehen einzunehmen und im Anschluss etwa 30 Minuten in einer aufrechten Körperposition zu bleiben.
Nebenwirkungen
Die Nebenwirkungen von Alendronsäure sind vielfältig und treten besonders im Bereich von Magen-Darm-Trakt und muskuloskelettalem System auf. Im Folgenden sind die häufigsten Nebenwirkungen aufgeführt:
- Magen-Darm-Trakt
- Allgemeine Symptome
- Dysphagie
- Flatulenz
- Symptome des Ösophagus
- Ulcera im Bereich von Mund, Pharynx und Ösophagus
- Symptome des Magens
- Magenulcera
- Perforationen und Blutungen im Bereich des oberen Gastrointestinaltraktes
- Gastritis
- Muskulatur und Skelettsystem
- Muskelspasmen
- Schmerzen der Muskulatur (Myalgie)
- Knochenschmerzen
- Gelenkschmerzen
- Nervensystem
- Sonstige Nebenwirkungen
- Erythem
- Urtikaria
- Angioödeme
- Photosensitivität
- Uveitis
- Skleritis
- Avaskuläre Osteonekrosen des Kiefers (Antiresorptiva-assoziierte Kiefernekrose)
In einer Studie der FDA wurden als weitere Nebenwirkungen wie Osteopathie (sog. "low turnover osteopathy"), Störungen der Frakturheilung und periprothetische Frakturen, Karotisgeräusche, orale Fibrome, okklusale Traumata und Phlebolithen beschrieben.[1]
Kontraindikationen
Alendronsäure darf wie andere Bisphosphonate nicht bei Niereninsuffizienz und bei akuten Infektionen im Bereich des Verdauungstraktes eingesetzt werden. Auch andere Erkrankungen, besonders im Bereich des oberen Gastrointestinaltraktes, bilden Gegenanzeigen für die Gabe von Alendronsäure.
Aufgrund fehlender Daten zur Wirkung in Schwangerschaft, Stillzeit und Kindheit sollten schwangere oder stillende Frauen sowie Kinder das Präparat nicht einnehmen.
Verordnungsstatus
Alendronsäure ist verschreibungspflichtig.
Pharmakoökonomie
Quellen
- ↑ Zhao Z et al. Mining and analysis of adverse event signals for alendronate based on the real-world data of FDA adverse event reporting system database. Expert Opinion on Drug Safety 2024
- ↑ Wolf-Dieter Ludwig, Bernd Mühlbauer, Roland Seifert (2023): Arzneiverordnungs-Report 2022, Springer-Verlag GmbH, Berlin