Antiresorptiva-assoziierte Kiefernekrose
Synonyme: Bisphosphonatassoziierte Knochennekrose, BONJ
Englisch: bisphosphonate-associated osteonecrosis of the jaw, BONJ
Definition
Die Antiresorptiva-assoziierte Kiefernekrose, kurz ARONJ, ist eine Kiefernekrose, die unter der Therapie mit Arzneistoffen auftritt, welche die Knochenresorption hemmen. Sie ist definiert durch einen mindestens acht Wochen freiliegenden oder sondierbaren Kieferknochen bei gleichzeitig negativer Strahlenanamnese im Kieferbereich.
Auslösende Wirkstoffe
Pathophysiologie
Die Pathophysiologie der ARONJ ist derzeit (2024) nicht vollständig geklärt. Es werden verschiedene Ursachen diskutiert. Zu diesen zählen beispielsweise das gehäufte Auftreten von Weichgewebeinfektionen im Mund in unmittelbarer Nähe zum Knochengewebe. Darüber hinaus wird vermutet, dass die Wundheilung durch die Entstehung reaktiver Sauerstoffspezies gestört ist, da diese die Proliferation der Fibroblasten inhibieren. Auch eine veränderte Immunabwehr und antiangiogenetische Effekte mit Ischämie im metabolisch aktiven Kieferknochen werden als Ursachen in Betracht gezogen.
Symptome
- Zahnlockerung
- Foetor ex ore
- Schmerzen und Einschränkungen des Kauvorganges
- Kieferkammfisteln
- Weichteilschwellung
- Sensibilitätsstörungen ("Vincent-Symptom")
- Suppuration
- freiliegender Knochen
- Nicht heilende Extraktionswunde
Diagnostik
Die Diagnose ARONJ wird anhand der Arzneimittelanamnese, der Symptomatik und der klinischen Untersuchung gestellt. Bildgebende Verfahren werden meist unterstützend durchgeführt.
Therapie
Bei gering ausgeprägter ARONJ und längerer Pausierung der antiresorptiven Therapie kann eine konservative Behandlung versucht werden.
Bei fortgeschrittenen oder multiplen Läsionen ist eine chirurgische Therapie mit vollständiger Nekrosektomie und Beseitigung scharfer Knochenkanten indiziert. Sämtliche invasive Maßnahmen sollten unter systemisch-antibiotischer Abschirmung erfolgen.
Bei allen Maßnahmen sind der Allgemeinzustand des Patienten sowie die Symptome und das individuelle Risiko zu beachten.
Prophylaxe
Vor Beginn einer antiresorptiven Therapie sollte eine zahnärztliche Inspektion mit Fokus auf Karies, Parodontopathien und Prothesendruckstellen erfolgen. Zudem besteht eine strenge Indikation für zahnmedizinische Eingriffe, um Gewebeirritationen im Mundbereich zu vermeiden.
Literatur
- Quintessence Deutschland; Antiresorptiva-assoziierte Kiefernekrose: Eine Nebenwirkung als Krankheit; Version vom 18.08.2023
- Wehrhan T et al; Antiresorptive Therapie – Risiko, Therapie und Prophylaxe von Kieferknochennekrosen; ZWR - Das Deutsche Zahnärzteblatt; 2015; 124(05): 232-236
- Basic - MKG von H. Holtman, B. Hackenburg, B. Wilhelm, J. Handschuh; 2024