Denosumab
Handelsnamen: Prolia®, Xgeva® u.a.
Synonym: Denosumabum
Englisch: denosumab
Definition
Denosumab ist ein monoklonaler Antikörper aus der Gruppe der RANK-Ligand-Inhibitoren, der zur Therapie der Osteoporose eingesetzt wird.
Biochemie
Denosumab gehört zu den Immunglobulinen, genauer gesagt zu den Glykoproteinen. Der humane Antikörper wird von sog. CHO-Zelllinien (Chinese Hamster Ovary Cells) gebildet, was durch eine rekombinante DNA-Technologie möglich ist. Aufgrund der posttranslationalen Modifikation – hier der Glykosylierung – können zur Herstellung von Denosumab nur Säugetierzellen eingesetzt werden. Bei einer biotechnologischen Produktion in Bakterien ist keine Modifikation nach der Translation möglich.
Wirkmechanismus
Die Wirkung von Denosumab als humaner monoklonaler Antikörper erklärt sich durch seine hochaffine Bindung an RANKL, was schließlich dazu führt, dass die Interaktion mit RANK blockiert wird. RANK ist dafür zuständig, dass Vorläuferzellen in die knochenabbauenden Zellen, nämlich Osteoklasten, umgewandelt werden, woraus die Knochenresorption resultiert. Wird dieser Signalweg durch Denosumab gehemmt, kommt es zu keinem Knochenabbau mehr.
Pharmakokinetik
Die Plasmahalbwertszeit beträgt durchschnittlich 26 Tage.
Indikationen
Die Hauptindikation stellt die Osteoporose bei postmenopausalen Frauen mit erhöhtem Risiko für Knochenbrüche dar. Die seltenere Osteoporose des Mannes kann ebenfalls behandelt werden. Weitere Indikationen sind:
- Vorbeugung von skelettalen Komplikationen bei erwachsenen Patienten mit festen Tumoren, die in die Knochen metastasiert haben
- Knochenschwund im Zusammenhang mit Hormonablation bei Männern mit Prostatakarzinom mit erhöhtem Frakturrisiko
- Behandlung von Riesenzelltumoren des Knochens
Darüber hinaus wird der Wirkstoff off label bei steroid-induziertem Knochenabbau und bei der rheumatoiden Arthritis eingesetzt.
Applikationsform
Das Arzneimittel wird in Form einer Injektionslösung subkutan appliziert.
Dosierung
- Osteoporose: 60 mg Denosumab s.c. alle 6 Monate
- Prävention skelettbezogener Komplikationen bei Erwachsenen mit fortgeschrittenen Krebserkrankungen und Knochenbefall: 120 mg Denosumab s.c. alle 4 Wochen
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
- Schwitzen
- allergische Hautreaktionen: Hautausschlag, Ekzeme
- Harnwegsinfektion, Infektionen der oberen Luftwege
- Störungen des Gastrointestinaltrakts: Diarrhoe, Obstipation
- Dyspnoe
- Hypophosphatämie, Hypokalzämie[1], insbesondere bei dialysepflichtigen Patientinnen im Alter ≥ 65 Jahren[2]
- Vaskulitis[1]
- aseptische Knochennekrose[3]
- muskuloskelettale Schmerzen, Gliederschmerzen, Ischialgie
Denosumab beeinflusst das Immunsystem und die Infektabwehr. Die Anwendung bei immunsupprimierten bzw. immungeschwächten Patienten sollte nur unter äußerster Vorsicht erfolgen. Eine zeitnahe Impfung mit Lebendimpfstoffen sollte ebenfalls vermieden werden.
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff
- Hypokalzämie, besonders gefährdet sind Patienten mit schwerer Nierenfunktionsstörung
- Nicht abgeheilte Läsionen nach oralchirurgischen Eingriffen (Xgeva®)
- Schwangerschaft, Stillzeit
Risiken
Atypische Femurfrakturen (AFF) bei postmenopausalen Frauen mit Osteoporose, wobei die kürzeste Dauer der Denosumab-Exposition bis zur Diagnose einer atypischen Femurfraktur 2,5 Jahre betrug.
Laut einer Meldung des Schweizerischen Heilmittelinstitutes kann es nach Absetzen von Denosumab in seltenen Fällen zu multiplen Wirbelkörperfrakturen kommen.
Bei chirurgischen Eingriffen in der Mundhöhle kann unter Denosumab eine Medikamenten-assoziierte Osteonekrose des Kiefers (MRONJ) auftreten. Zur Verhinderung sollte eine antibiotische Abschirmung erfolgen.
Hinweise
- Bei Hautentzündungen (Schwellung, Rötung, Schmerz) sollte sofort einen Arzt aufgesucht werden.
- Patienten sollten berichten, wenn atypische Oberschenkel-, Hüft- oder Leistenschmerzen auftreten. Es sollte dann umgehend auf eine unvollständige Femurfraktur hin untersucht werden. Bei einer Femurschaftfraktur sollte auch der kontralaterale Femur untersucht werden. Die Therapie mit Denosumab sollte bei Verdachtsdiagnose unverzüglich abgebrochen werden.
- Vor der Behandlung mit Denosumab muss ein Kalziummangel ausgeglichen und eine angemessene Versorgung mit Kalzium und Vitamin D3 sichergestellt werden. Während der Therapie sollten regelmäßige Kontrollen des Kalzium- und Vitamin D3-Spiegels erfolgen.[1]
Zulassung
Die Erstzulassung des Arzneistoffs in der EU erfolgte 2010. Hersteller ist Amgen.
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 1,2 AkdÄ UAW international. Sicherheitsaspekte bei der Anwendung von Denosumab (Prolia®, Xgeva®): Fälle von Vaskulitis und Risiko für schwere Hypokalzämien. Dtsch Ärzteblatt 2014
- ↑ Bird ST et al. Severe Hypocalcemia With Denosumab Among Older Female Dialysis-Dependent Patients. JAMA. 2024
- ↑ Chen YF, Chang HP. Medication-Related Osteonecrosis of the Jaw. N Engl J Med. 2023
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