Cyproteronacetat
Achtung: Du siehst nicht die aktuelle, sondern eine ältere Version dieser Seite.
Handelsnamen: Diane®, Androcur®, Cyprostat®
Englisch: cyproterone actetate
1. Definition
Cyproteronacetat, kurz CPA, ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Hormonanaloga. Chemisch gesehen handelt es sich um ein Progesteron-Derivat, das als kompetitiver Antagonist am Androgenrezeptor wirkt.
2. Chemie
Der Trivialname der Substanz ist Cyproteron, in der Pharmakologie wird meist der Essigsäureester des Cyproterons, das Cyproteronacetat, verwendet. Die chemische Bezeichnung lautet 6-Chlor-17-hydroxy-1α,2α-cyclopropa[1,2]pregna-4,6-dien-3,20-dion. Der IUPAC-Name ist 1R,3aS,3bR,7aR,8aS,8bS,8cS,10aS)-1-Acetyl-5-chloro-8b,10a-dimethyl-7-oxo-1,2,3,3a,3b,7,7a,8,8a,8b,8c,9,10,10a-tetradecahydrocyclopenta[a]cyclopropa[g]phenanthren-1-yl acetat. Für die antiandrogene Wirkung ist der cis-verknüpfte Cyclopropanring im Ring A des Steroid-Grundgerüstes verantwortlich.
3. Wirkmechanismus
Cyproteronacetat interagiert mit Steroidrezeptoren und tritt dabei - je nach Rezeptortyp - als Agonist und Antagonist auf:
- Androgenrezeptor: Antagonist
- Progesteronrezeptor: Agonist
- Glukokortikoidrezeptor: Antagonist
- Pregnan-X-Rezeptor: Agonist
Als kompetitiver Antagonist verhindert Cyproteronacetat die Bindung von Testosteron und Dihydrotestosteron (DHT) am Androgenrezeptor. Es hat aber auch eine sehr schwache partielle agonistische Wirkung, so dass keine vollständige Hemmung der Androgenaktivität erreichbar ist. Deshalb wird bei der Hormontherapie des Prostatakarzinoms anderen antiandrogenen Arzneistoffen (z.B. Flutamid) der Vorzug gegeben.
Cyproteronacetat bewirkt eine Hemmung der Gonadotropin-Ausschüttung - es senkt die Plasmaspiegel von LH und FSH. Darüber hinaus hemmt es die 21-Hydroxylase (CYP21) und die 3β-Hydroxysteroiddehydrogenase (3-beta-HSD) wodurch die endogene Synthese von Kortikosteroid]en wie Cortisol und Aldosteron vermindert wird.
4. Pharmakokinetik
Cyproteronacetat ist lipohil und reichert sich in Fettzellen an. Die Eliminationshalbwertzeit beträgt etwa 38-40 Stunden. Maximale Plasmaspiegel werden nach 2–3 Tagen erreicht. Im Blut liegt CPA fast ausschliesslich an Plasmaalbumin gebunden vor.
Die Metabolisierung erfolgt über CYP3A4, wobei als aktiver Metabolit 15β-Hydroxycyproteronacetat. gebildet wird. Dieser Metabolit ist weiterhin antiandrogen wirksam, die gestagene Wirkung ist jedoch vermindert. Der weitaus grösste Teil der Wirksubstanz wird in Form von freien oder konjugierten Metaboliten renal (ca. 35%) oder biliär (ca. 65%) eliminiert.
5. Indikationen
- Akne
- Hirsutismus
- Alopezie
- Hypersexualität
- Hormontherapie des metastasierten Prostatakarzinoms
- Wunsch nach Gender-Change bei Transsexualität
Cyproteronacetat wird in Kombination mit Ethinylestradiol auch zur Empfängnisverhütung eingesetzt, wenn eine Akne oder Hirsutismus vorliegen.
Aufgrund seiner potentiellen Hepatotoxizität ist Cyproteronacetat nicht in allen Ländern zugelassen.
6. Kontraindikationen
7. Dosierung
Die Dosierung ist abhängig von der Indikation und reicht von 2 mg/Tag (Kontrazeption) bis zu 100 mg und mehr. Nähere Informationen gibt die Packungsbeilage des jeweiligen Herstellers.
8. Nebenwirkungen
- Leberschäden: Aufgrund der hepatotoxischen Wirkung, sollten bei Patienten, die mehr als 50 mg Cyproteronacetat pro Tag einnehmen, regelmäßig die Leberwerte kontrolliert werden. Die Hepatotoxizität ist dosisabhängig.
- Erniedrigte Cortisol-Spiegel
- Erniedrigte Aldosteron-Spiegel mit Hyponatriämie und Hyperkaliämie
- Erhöhtes Thromboembolie-Risiko
- Depressionen
- Feminisierung
- Sexuelle Dysfunktion