Zwerg-Klapperschlange
Synonyme: Östliche Zwerg-Klapperschlange, Zwergklapperschlange
Zoologische Bezeichnung: Sistrurus miliarius
Englisch: Pigmy Rattlesnake
Definition
Die Zwerg-Klapperschlange ist eine in Nordamerika heimische Giftschlange aus der Familie der Vipern (Viperidae). Sie zählt zur Unterfamilie der Grubenottern (Crotalinae) und tritt in drei Unterarten in Erscheinung.
Merkmale
Es handelt sich um eine kleine Schlange von 50 bis 80 cm. Der Körper wirkt relativ schlank bis leicht gedrungen. Der länglich ovale Kopf setzt sich mäßig, aber dennoch deutlich erkennbar vom Hals ab. Um das Maul sind 8 bis 13 Oberlippenschilder und 9 bis 14 Unterlippenschilder erkennbar. Das Auge weist eine im Licht senkrecht geschlitzte Pupille auf. Die Körpermitte wird von 21 bis 25 Reihen gekielter Körperschuppen umgeben. Den Bauch bedecken 122 bis 148 Bauchschilde. Unterseits des Schwanzes befinden sich 25 bis 39 Schilder. Die Schwanzrassel ist klein, das Rasseln ist sehr leise und erinnert entfernt an das Schwirren von Insekten. Die Tiere sind sehr variabel gefärbt. Von den Klapperschlangen der Gattung Crotalus (z.B. Schauer-Klapperschlange) unterscheiden sich die Zwerg-Klapperschlangen (Sistrurus, insg. 3 Arten) durch ihre 9 großen Kopfschilde.
Zwerg-Klapperschlangen zählen zu den Grubenottern: in einer grubenartigen Vertiefung zwischen Auge und Nasenloch befindet sich das sogenannte Grubenorgan, mit welchem die Tiere die Infrarotstrahlung eines warmblütigen Tieres wahrnehmen können.
Giftapparat
Typisch für alle Vertreter der Viperidae ist der Giftapparat: Vipern haben von allen Giftschlangen den evolutionär am weitest entwickelten Giftapparat. Die Giftdrüsen, die sich seitlich des Schädels befinden und von umgebildeten Speicheldrüsen dargestellt werden, stehen in Verbindung mit den Gift- bzw. Fangzähnen. Diese befinden sich im vorderen Oberkiefer, sind bei geschlossenem Maul eingeklappt und werden beim Zubeißen aufgestellt. Die Giftzähne sind röhrenartig aufgebaut und ermöglichen eine Injektion des Giftsekretes wie durch die Kanüle einer Spritze.
Vorkommen
Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich über den Südosten der USA (von Tennessee, North-Carolina, Missouri und Kentucky im Norden bis Florida im Süden und Texas im Westen). Die Zwerg-Klapperschlange besiedelt Kiefern- und Eichenwälder, Ränder von Sümpfen und Mooren, Flussränder sowie Präriegebiete. Sie lebt überwiegend bodenbewohnend.
Epidemiologie
Die Zwerg-Klapperschlange verursacht nur wenige Bissunfälle in freier Natur. Todesfälle wurden bisweilen nicht dokumentiert. Gelegentlich treten Bissunfälle bei Haltern exotischer Tiere auf.
Toxikologie
Über die Toxine der Zwerg-Klapperschlange ist derzeit nur wenig bekannt. Das Giftsekret beinhaltet nicht näher definierte Hämorrhagine, Metalloproteasen (Disintegrine: Barbourin) und Phospholipasen (u.a. Basic phospholipase A2 Sms-N6, bewirkt Hydrolyse und Myotoxizität), einige dieser Substanzen sind zytotoxisch. Intoxikationen nach Bissunfällen mit dieser Art gehen zumeist nur mit lokalen Symptomen, wie z.B. Schmerzen, Schwellungen, Ödemen, lokale Blutungen oder leichten Nekrosen einher. Schwerere Komplikationen sind innere Blutungen, anaphylaktische Reaktionen und Sekundärinfektionen. Nicht zuletzt auch aufgrund der geringen Giftmenge, welche beim Biss appliziert wird, ist der Verlauf der Vergiftung in der Regel gutartig.
Therapie des Giftbisses
Die Bissstelle muss ruhig gehalten werden, der Betroffene sollte Ruhe bewahren und liegend in ein Krankenhaus transportiert werden. Eine Kompressionsmethode darf nicht angewandt werden, da hierdurch die zytotoxische Lokalwirkung verstärkt wird. Die Behandlung erfolgt symptomatisch. Bei einem außergewöhnlich schweren Verlauf kann auf eines der folgenden Antivenine zurückgegriffen werden:
- CroFab, Polyvalent crotalid antivenom (Produzent: BTG plc, ehemals Protherics PLC)
- Antivipmyn (Produzent: Instituto Bioclon)
Der Einsatz von Antiseren darf nur nach kritischer Nutzen-Risiko-Abwägung und Rücksprache mit einer Giftnotruf-Zentrale erfolgen.
Medizinischer Nutzen
Das im Toxingemisch der Zwerg-Klapperschlange enthaltene Barbourin diente als Grundlage für die biotechnologische Entwicklung von Eptifibatid, einem Thrombozytenaggregationshemmer aus der Gruppe der GP-IIb/IIIa-Inhibitoren.
Literatur
- Trutnau: Schlangen im Terrarium Bd. 2: Giftschlangen. Verlag Ulmer, Stuttgart 1998.
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