Zusatzweiterbildung Kinder- und Jugend-Endokrinologie und -Diabetologie
Definition
Die Zusatzweiterbildung Kinder- und Jugend-Endokrinologie und -Diabetologie erweitert die Facharztkompetenz um Kenntnisse, Erfahrungen und Fertigkeiten in der Diagnostik, Therapie und Prävention von Hormon- und Stoffwechselerkrankungen, einschließlich Diabetes mellitus, bei Kindern und Jugendlichen.
Hintergrund
Die pädiatrische Endokrinologie hat in den letzten Jahrzehnten stark an Bedeutung gewonnen. Angeborene oder erworbene endokrine Störungen (z. B. Wachstumsstörungen, Schilddrüsenfunktionsstörungen, Pubertas praecox) sowie metabolische Erkrankungen wie Diabetes mellitus erfordern eine spezialisierte, oft interdisziplinäre Betreuung. Fortschritte in Diagnostik (z. B. endokrinologische Diagnostik, Bildgebung) und Therapie (u. a. Insulinpumpentherapie, Hormonersatztherapien) ermöglichen eine individuelle, patientenzentrierte Versorgung mit besserer Langzeitprognose.
Zielsetzung
Die Zusatzweiterbildung soll gewährleisten, dass Kinderärzte über eine ausreichende fachliche Expertise verfügen, um Kinder und Jugendliche mit akuten oder chronischen endokrinologischen Erkrankungen sicher zu diagnostizieren, individuell zu behandeln und langfristig zu begleiten. Die Versorgung soll unter Berücksichtigung aktueller wissenschaftlicher Standards erfolgen.
Weiterbildung
Die Kinder- und Jugend-Endokrinologie und -Diabetologie ist in der (Muster-)Weiterbildungsordnung (MWBO) 2020 der Bundesärztekammer verankert.
Weiterbildungsablauf
Voraussetzung für den Erwerb der Zusatzbezeichnung ist die Facharztanerkennung in Kinder- und Jugendmedizin.
Zusätzlich erforderlich sind:
- Mindestens 24 Monate strukturierte Weiterbildung an einer anerkannten Weiterbildungsstätte für pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie unter Anleitung einer befugten Person
- In einigen Ärztekammern (z. B. Bayern, Nordrhein) beträgt die Weiterbildungszeit 36 Monate, wobei bis zu 12 Monate auf die Facharztausbildung angerechnet werden können
- Dokumentation von Mindestfallzahlen relevanter diagnostischer und therapeutischer Verfahren (z. B. Hormondiagnostik, Feinnadelpunktionen, Insulinpumpenmanagement, Wachstumskontrollen)
Weiterbildungsinhalt
Erwerb von Kenntnissen, Erfahrungen und Fertigkeiten in der Erkennung und Behandlung von angeborenen und erworbenen endokrinologischen Erkrankungen höheren Schwierigkeitsgrades, z. B.:
- Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2
- Störungen des Wachstums und der Pubertät
- Schilddrüsenfunktionsstörungen
- Nebennieren- und Hypophysenerkrankungen
- Pubertas praecox und pubertas tarda
- Knochenerkrankungen im Kindes- und Jugendalter, z. B. Osteoporose, Rachitis
- Adipositas und metabolisches Syndrom
- Turner- und Klinefelter-Syndrom
- Seltene endokrinologische Erkrankungen, z. B. kongenitale Nebennierenhyperplasie
Zusätzlich umfasst die Weiterbildung:
- Planung und Durchführung von Patientenschulungen, insbesondere Diabetes-Schulungen nach aktuellen Leitlinien
- Anwendung und Einstellung von Insulinpumpen, kontinuierlicher Glukosemessung (CGM) und modernen Therapiekonzepten
- Durchführung und Interpretation relevanter Laborparameter, Bildgebung und funktioneller Tests
- Interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Ernährungsmedizin, Psychologie, Orthopädie und Chirurgie
- Betreuung von Langzeitverläufen einschließlich Transition in die Erwachsenenmedizin
Literatur
- BÄK: Zusatzweiterbildung "Kinder- und Jugend-Endokrinologie und -Diabetologie", Bundesärztekammer, abgerufen am 20. November 2025
- DGPAED: "Pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie", Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, abgerufen am 20. November 2025