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Trichophytie (Rind)

Synonyme: Kälberflechte, Teigmaul, Glatzflechte

1. Definition

Die Trichophytie ist eine durch verschiedene Pilze verursachte Hauterkrankung (Dermatomykose) beim Rind, die bevorzugt bei Jungtieren auftritt.

2. Ätiologie

Die Trichophytie wird häufig durch Trichophyton verrucosum, seltener durch Trichophyton mentagrophytes oder Microsporum canis verursacht.

3. Nomenklatur

Aufgrund der verschiedenen Erreger wird die Erkrankung oftmals auch als Dermatophytose bezeichnet.

4. Epidemiologie

Die Trichophytie ist vermutlich die häufigste Hauterkrankung der Rinder. Die Erkrankung führt vor allem zu massiven wirtschaftlichen Verlusten in der Lederindustrie.

Betroffen sind vorwiegend Kälber und Jungrinder, jedoch können auch adulte Rinder erkranken, wenn sie in der frühen Lebensphase keine Infektion durchgemacht haben. Ein Befall wird bei Schafen und Ziegen deutlich seltener beobachtet als bei Rindern.

5. Pathogenese

Die Übertragung der Pilze erfolgt entweder direkt (von Tier zu Tier) oder indirekt über unbelebte Vektoren wie z.B. Gerätschaften oder automatische Bürsten.

Der in der verhornten Hautschicht lebende (keratophile) Pilz befällt bevorzugt die Haarfollikel. Anschließend wächst er in den betreffenden Haarschaft oder in seinen Bulbus (Haarzwiebel) ein, was zur krankheitstypischen Alopezie führt (Virulenzfaktoren sind Keratinasen). Die Infektion verursacht meist nur leichte Entzündungserscheinungen. Durch bestimmte Toxine und Allergene kommt es an den betroffenen Arealen jedoch zu Exsudation, Krustenbildung und Haarausfall. Die Veränderungen dehnen sich dabei zentrifugal aus, was vermutlich auf die aerobe Lebensweise der Pilze zurückzuführen ist.

Zu den prädisponierenden Faktoren gehören feuchtwarmes Stallklima, dicht gedrängte Aufstallung, Mangel an Vitamin A sowie anderweitige Resistenzminderungen. Aufgrund dessen leiden betroffene Tiere häufig auch gleichzeitig an Papillomatose oder Räude.

Am häufigsten tritt die Trichophytie im Bereich des Kopfes und Halses auf, kann aber auch den gesamten restlichen Körper betreffen.

Die Inkubationszeit liegt zwischen einer und vier Wochen. Eine Spontanheilung tritt nach ein bis drei Monaten mit nachfolgender mehr oder weniger stabiler Immunität ein.

6. Klinik

Nahezu pathognomonisch für die Erkrankung sind rundlich-ovale, scharf abgesetzte, schuppig-krustige und mit hellgrauen Belägen bedeckte haarlose Areale. Frische Läsionen können auch nässen oder sogar mit Blut verschmiert sein.

7. Differenzialdiagnosen

8. Diagnose

Die Krankheit lässt sich häufig schon anhand des typischen klinischen Bildes diagnostizieren. In Zweifelsfällen kann ein Hautgeschabsel entnommen und mit 20%igem Kaliumhydroxid (KOH) aufbearbeitet und unter dem Mikroskop beurteilt werden.

Alternativ ist auch eine kulturelle Anzucht möglich.

9. Therapie

Erkrankte Tiere sind aufgrund der Infektiosität aus der Herde zu gliedern und nur unter Einhaltung bestimmter Hygienemaßnahmen zu versorgen (z.B. Einmalhandschuhe u.ä.). Die betroffenen Stellen können lokal mit Imidazolen und/oder Polyen-Antimykotika behandelt werden. Durch eine Impfung erkrankter Tiere kann der Krankheitsverlauf verkürzt werden.

Neben der Einzeltierbehandlung ist auch eine Behandlung der Umgebung unbedingt notwendig, um die infektiösen Hautkrusten zu entfernen. Hierzu sollten der Stall und sämtliche Gerätschaften mit Chlorkalk, Natriumhypochlorit und alkalischer Formalinlösung gereinigt und desinfiziert werden.

10. Prophylaxe

Im Handel sind verschiedene Vakzinen erhältlich. Die Impfung zeigt aber nur bei einer bestandsweiten und mehrjährigen Durchführung eine effektive Wirkung.

11. Bedeutung für den Menschen

Die Trichophytie ist eine Zooanthroponose. Die Erreger können per direktem Kontakt vom Tier auf den Menschen übertragen werden. Beim Menschen kommt es zu ausgeprägtem Juckreiz und Pustelbildung.

12. Quellen

  • Klee W, Metzner M. 2016. Ausgewählte Kapitel aus dem Gebiet der Inneren Medizin der Wiederkäuer Lehrmaterialien der Klinik für Wiederkäuer der LMU München (abgerufen am 17.03.2021)
  • Mayr A, Rolle M. Mayr A (Hrsg.). Medizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre. 8., überarbeite Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-1060-7

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Mag. med. vet. Patrick Messner
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17.03.2021, 16:27
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