Papillomatose (Rind)
Synonym: Papillomavirus-Infektion
Englisch: bovine papillomatosis
Definition
Die Papillomatose des Rindes ist eine virale Infektionskrankheit, die meist zu benignen Tumoren (Papillome und Fibropapillome) an unterschiedlichen Körperstellen führt.
Erreger
Die bovine Papillomatose wird durch mindestens sechs verschiedene Typen des bovinen Papillomvirus (BPV) hervorgerufen. Die häufigsten Vertreter sind BPV-3 und BPV-6.
BPV-Typ | Hauptwirt (Rind) | Nebenwirt |
---|---|---|
1, 2 |
|
Pferd (equines Sarkoid) |
3 |
|
|
4 |
|
|
5 |
|
|
6 |
|
Epidemiologie
Die Papillomatose der Rinder ist weltweit verbreitet und kommt überwiegend bei Jungtieren (bis zum 2. Lebensjahr) vor. Die Erkrankung tritt gehäuft dort auf, wo die Tiere besonders eng gehalten werden.
Pathogenese
Die Viren werden ausschließlich über die abschilfernden Gewebeteile und Warzen der Effloreszenzen verbreitet. Eintrittspforten sind Verletzungen der Haut oder Schleimhaut.
Nach einer kutanen Infektion verursachen Papillomaviren eine langsam zunehmende Fibroblastenproliferation, die sich in der Haut zwischen Stratum spinosum und Stratum corneum entwickelt. Das über der Hyperplasieregion befindliche Epithel beginnt ebenfalls zu proliferieren und zeigt Akanthose sowie Hyperkeratose. Es entstehen primäre Knötchen, die schnell zu trockenen, verhornten und weißlich bis grauen, zum Teil blumenkohlartigen Wucherungen heranwachsen. Die Neoplasien verschwinden häufig nach einer mehrere Monate andauernden Regression. Das Ausmaß und die Dauer des Papillomwachstums wird von unterschiedlichen Faktoren bestimmt, u.a. von der genetischen sowie altersabhängigen Empfänglichkeit gegenüber den Viren.
Unter bestimmten Bedingungen können die Papilome auch zu malignen Tumoren entarten und unterschiedliche Krankheitsbilder verursachen.
Klinik
Eine Infektion mit BPV-1 und -2 erzeugt neben Epithelhyperplasie auch fibroblastische Tumoren der Subkutis (Unterhaut). Die als Fibropapillome bezeichneten Veränderungen treten bevorzugt an Nacken, Rücken, Brust, Triel und Gliedmaßen sowie Unterbauch auf. Abhängig von der Lokalisation können die Papillome unterschiedliche Größenausmaße annehmen. Sie haben meist ein blumenkohlartiges Aussehen und ein Fibrom an ihrer Basis. Sowohl BPV-1 als auch -2, insbesondere aber BPV-2, lösen auch Fibropapillome an Penis, Vulva und Vagina hervor, die jedoch meist weniger epithelial proliferieren und oberflächlich glatt erscheinen.
BPV-3 erzeugt wiederum Fibropapillome atypischer Art mit der Tendenz zur Persistenz. Neben Jungtiere sind auch adulte Rinder für diesen Virustyp empfänglich. BPV-4 hingegen wird häufig meistens mit Papillomen und Karzinomen des Verdauungstraktes in Verbindung gebracht. Für die maligne Entartung von Papillomen zu Karzinomen scheint BPV jedoch nicht alleine verantwortlich zu sein. Hier stehen weitere Untersuchungen noch (2021) aus.
BPV-5 und -6 verursachen Fibropapillome und Papillome verschiedenster Art, jedoch ausschließlich an den Zitzen. Diese Veränderungen können gelegentlich auch auf das Euterepithel übergreifen und neben der typischen Fibropapillom-Morphologie auch "atypisch" flach oder filiform sein.
Diagnose
Die Diagnose wird häufig adspektorisch gestellt. Nur in Ausnahmefällen wird ein Erregernachweis (Immunhistochemie, mikroskopisch, In-situ-Hybridisierung) durchgeführt.
Therapie
Die bovine Papillomatose sollte aufgrund von Rezidiven nicht mit Arzneistoffen behandelt werden. Die chirurgische Exzision und die Kryochirurgie hingegen sind erfolgsversprechend, jedoch nur dann, wenn die Papillome vorab voll entwickelt bzw. ausgereift sind.
Nach erfolgter Behandlung ist eine Autovakzinierung empfohlen. Die exzidierten Papillomen werden formalininaktiviert, aufbearbeitet und verimpft. Eine Immunität entwickelt sich dann nach mehreren Wochen. Wiederholungsimpfungen können notwendig sein.
Quellen
- Mayr A, Rolle M. Mayr A (Hrsg.). Medizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre. 8., überarbeite Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-1060-7
- Klee W, Metzner M. 2016. Ausgewählte Kapitel aus dem Gebiet der Inneren Medizin der Wiederkäuer Lehrmaterialien der Klinik für Wiederkäuer der LMU München (abgerufen am 19.03.2021)
um diese Funktion zu nutzen.