Zitze (Veterinärmedizin)
Synonym: Papilla mammae
Definition
Als Zitzen bzw. Papillae mammae bezeichnet man in der Veterinärmedizin den distalen Abschnitt eines Mammarkomplexes. Sie können in ihrer Funktion mit den Brustwarzen bei Menschen gleichgesetzt werden.
Anatomie
Der distale Abschnitt der Zisterne, in welche die Milchgänge (Ductus lactiferi) münden, befindet sich in der Zitze und wird daher als Zitzenteil der Zisterne, Pars papillaris, bezeichnet.
Die Zitze beginnt am Übergang der Pars glandularis des Euters und wird durch einen ringsum ausgebildeten Fürstenberg'scher Venenring bedarfsbedingt verschlossen. Er reguliert den Milchfluss, in dem er die Drüsenzisterne von der Zitzenzisterne trennt. Distal davon befindet sich die Zitzenzisterne, die in den Strichkanal, Ductus papillaris, übergeht. An dieser Übergangsstelle befindet sich die sogenannte Fürstenberg-Rosette, die als stark aufgefaltete Schleimhaut ins Lumen ragt. Um den letzten Abschnitt der Zitze, den Strichkanal, befindet sich ein Schließmuskel aus glatten Muskelzellen, den Musculus sphincter papillae. Er garantiert als letzte Barriere den vorzeitigen Milchaustritt aus dem Euter.
Der Strichkanal ist mit einer Strichkanalschleimhaut ausgekleidet, die einer wichtigen Funktion in der Erregerbekämpfung nachgeht. Sie sorgt dafür, dass die Keimbelastung im Euter gering gehalten wird. Die äußere Öffnung der Zitze wird zudem als Ostium papillare beschrieben.
Tierartliche Unterschiede
Bei der Ziege sind die Zitzen ähnlich lang wie beim Rind. Schafe und Pferde hingegen haben kürzere, jedoch längere Zitzen als Fleischfresser und Schweine. Aus diesem Grund bezeichnet man die Zitzen bei Wiederkäuern und Pferden als Proliferationszitzen, diejenigen von Fleischfressern und Schweinen als Eversionszitzen.
Zudem weisen die Strichkanäle tierartliche Unterschiede auf. So sind sie beim Rind etwa 1 cm lang.
Klinik
Zitzen mit kurzem Strichkanal können aufgrund ungünstiger anatomischer Gegebenheiten zu Milchinkontinenz führen.
Häufig führen Tritte gegen das Euter unter Artgenossen zu einem Abreißen der Strichkanalschleimhaut. Diese ist besondes gut am umgebenden Bindegewebe im Bereich der Fürstenberg-Rosette befestigt, weshalb sie an dieser Stelle selten vollständig abreißt. Dadurch kommt es vor, dass die eigentlich abgelöste Strichkanalschleimhaut oftmals an der Rosette hängenbleibt und so durch Ventilwirkung die Kuh an dieser Zitze plötzlich nicht mehr gemolken werden kann.
Literatur
- Salomon, Franz-Viktor, Hans Geyer, and Uwe Gille, eds. Anatomie für die Tiermedizin. Enke, 2015