Milchinkontinenz
Synonyme: Incontinentia lactis, Milchträufeln, Laufenlassen
Definition
Als Milchinkontinenz bzw. Incontinentia lactis bezeichnet man in der Veterinärmedizin das Abtropfen der Milch aus der Zitze aufgrund einer Störung im Milchhaltevermögen.
Anatomie
Der Strichkanal, der distale geradverlaufende Abschnitt vor dem Ostium papillare einer Zitze, wird in der Regel durch zwei Mechanismen verschlossen:
- glatte Muskulatur: Musculus sphincter papillae
- durch die Strichkanalschleimhaut, die das Bindegewebe umgibt
In der Natur treten zwei Ausprägungsformen von Zitzen und deren Strichkanal auf. Zum einen gibt es Zitzen mit langem Strichkanal, bei denen viel Bindegewebe eingebettet ist, zum anderen sind auch Zitzen mit kurzem Strichkanal ausgebildet (beim Rind ca. 1 cm lang). Hier ist wenig Bindegewebe und wenig Muskulatur vorhanden. Kürzere Strichkanäle sind zwar in der Industrie erstrebenswert, da diese leichter melkbar sind, jedoch können diese oftmals zu Problemen wie Milchinkontinenz führen. Gleichzeitig ist der Strichkanal mit einer Schleimhaut ausgekleidet, die stark verhornt ist und als wichtigste Barriere gegen das Eindrigen von Infektionserregern gilt.
Klinik
Zitzen mit kurzem Strichkanal können aufgrund ihrer anatomischen Gegebenheiten zu einem ungenügenden Verschluss führen. So kann hier bei erhöhtem Druck des stark gefüllten Euters die Milch bereits vor dem Melken abtropfen, was sehr unerwünscht ist.
Literatur
- Salomon, Franz-Viktor, Hans Geyer, and Uwe Gille, eds. Anatomie für die Tiermedizin. Enke, 2015