Theileriose (Pferd)
Synonym: Theileria-equi-Infektion
Definition
Die Theileriose ist eine Infektionskrankheit beim Pferd, die durch Parasiten aus der Gattung Theileria verursacht wird.
Epidemiologie
Theileria equi kann in verschiedenen Ländern in Europa nachgeweisen werden. Die Seroprävalenzen sind regional unterschiedlichen, liegen im Schnitt jedoch bei unter 10 % (z.B. 6,1 % in Deutschland).
Erreger
Theileria equi liegt in Lymphozyten von Säugetieren in Form von sogenannten Makro- und Mikromeronten vor. Diese Entwicklungsstadien enthalten entweder wenige große oder zahlreiche kleine Kerne. In Erythrozyten sind die Parasiten zwischen 0,8 und 2 µm groß, stäbchenförmig, oval oder kommaförmig. Unter dem Mikroskop erscheinen sie häufig in charakteristisch kreuzförmig angeordneten Merozoiten, die im klinischen Sprachgebrauch auch als "Malteserkreuze" bezeichnet werden.
Die Erreger werden während der Blutmahlzeit von Schildzecken (Ixodidae) übertragen. In Europa fungieren vor allem Dermacentor spp., Hyalomma spp. und Rhipicephalus spp. als Vektoren.
Pathogenese
Theileria equi gelangt während der Blutmahlzeit von infizierten Zecken auf den Wirt. Die Zecke inokuliert während des Stichs mit dem Speichel die infektiösen Sporozoiten in die Haut, worauf die Parasiten in die Blutbahn gelangen. Anschließend befallen sie die Lymphozyten, entwickeln sich zu Makromeronten weiter und erlangen schlussendlich das Mikromeronten-Stadium, das zahlreiche Merozoiten enthält.
Die Merozoiten werden frei und befallen dann bevorzugt Erythrozyten. In den Blutzellen entstehen im weiteren Verlauf sphäroide und kommaförmige Meronten, die sich wieder in mehrere Merozoiten teilen, um neue Erythrozyten zu infizieren. Die dadurch entstehende Parasitämie erhält sich aufgrund des Kreislaufes selbst.
Klinik
Eine akute Infektion empfänglicher Pferde geht mit hohem, intermittierendem Fieber (39,5 bis 42,0 °C), Apathie, blassen Schleimhäuten, Anämie, Thrombozytopenie, Dyspnoe, Obstipation und Kolik einher. Im fortgeschrittenen Stadium kommt es zu Exsikkose, Ikterus und Hämoglobinurie. Unbehandelt tritt in 10 bis 50 % der Fälle der Tod ein.
Nach einer überstandenen akuten Erkrankung entwickelt sich häufig eine chronische Infektion. Dieses Krankheitsstadium bleibt meist über Jahre hinweg latent. Gelegentlich entwickeln sich unspezifische Krankheitszeichen, z.B. geringgradige Anämie und Leistungsabfall.
Differenzialdiagnosen
Bei fieberhaften zeckengebundenen Erkrankungen sind v.a. noch die Babesiose sowie Anaplasmose auszuschließen.
Diagnose
Eine Verdachtsdiagnose kann häufig schon bei der Anamnese (Endemiegebiet, Zeckenbefall, typische Klinik) und nach einer gründlichen klinischen Untersuchung gestellt werden.
Die Diagnosesicherung erfolgt einerseits indirekt durch die typischen Veränderungen im Blutbild (Anämie und Thrombozytopenie) bzw. den Nachweis von spezifischen Antikörpern, andererseits direkt durch einen Blutausstrich oder eine PCR.
Therapie
Die Therapie wird wie bei einer Infektion mit Babesia caballi mit Imidocarb durchgeführt. Da sowohl zur Erregereliminierung als auch zur Dosierung und Anwendungsdauer unterschiedliche Daten vorliegen, sind Dosierungsangaben und Applikationsdauer aus den Fachinformationen der jeweiligen Medikamente zu entnehmen. Folglich ein Beispiel eines möglichen Therapieschemas:
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Literatur
- Eckert J, Friedhoff KT, Zahner H, Deplazes P. 2008. Lehrbuch der Parasitologie für die Tiermedizin. 2., vollständig überarbeitete Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-1072-0
- Reed SM, Bayly WM, Sellon DC. 2018. Equine Internal Medicine. Fourth Edition. St. Louis: Elsevier Inc. ISBN: 978-0-323-44329-6
Quellen
- Pikalo J, Sattler T, Eichinger M, Loitsch A, Schmoll F, Schusser GF. 2016) Seroprevalence of Babesia caballi and Theileria equi in horses in Central Germany. Pferdeheilkunde Equine Medicine. 32. 254-259. DOI: 10.21836/PEM20160309
- Montes Cortés MG, Fernández-García JL, Habela Martínez-Estéllez MÁ. 2017. Seroprevalence of Theileria equi and Babesia caballi in horses in Spain. Séroprévalence de Theileria equi et Babesia caballi chez les chevaux en Espagne. Parasite 24:14. DOI:10.1051/parasite/2017015
- CliniPharm CliniTox. Imidocarb University of Zurich, Insitut für Veterinärmpharmakologie und -toxikologie (abgerufen am 09.07.2021)
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