Anaplasmose (Pferd)
Synonyme: Anaplasma-phagocytophilum-Infektion, equine granulozytäre Anaplasmose, equine granulozytäre Ehrlichiose (veraltet)
Englisch: anaplasmosis
Definition
Die Anaplasmose ist eine bakterielle Infektionskrankheit beim Pferd, die durch Anaplasma phagocytophilum verursacht wird.
Ätiologie
Anaplasma phagocytophilum ist ein gramnegatives, unbewegliches, obligat intrazellulär lebendes Bakterium. Es zählt zur Gattung Anaplasma (Ordnung Rickettsiales). Durch die intrazelluläre Vermehrung kommt es zur Bildung charakteristischer Einschlusskörperchen.
In den letzten Jahren hat sich die Klassifikation innerhalb der Ordnung Rickettsiales erheblich verändert. Heute fasst die Spezies Anaplasma phagocytophilum mehrere Varianten zusammen, die früher als eigenständige Arten galten, darunter Erlichia phagocytophila, Erlichia equi und den Erreger der humanen granulozytären Erlichiose.
Epidemiologie
Die equine Anaplasmose wurde erstmals 1969 in den USA beschrieben. In den darauffolgenden Jahren trat sie auch in Europa, Israel, China, Sibirien, Korea und Brasilien auf. Neben dem Pferd können auch Wiederkäuer (Anaplasmose der Wiederkäuer), Hunde (Anaplasmose des Hundes) und Menschen (humane granulozytäre Anaplasmose) erkranken.
Die Übertragung der Bakterien erfolgt über Zecken (z.B. Ixodes ricinus). Eine direkte Übertragung von Pferd zu Pferd konnte bislang (2020) nicht nachgewiesen werden. Hauptwirte für die Anaplasmen stellen kleine Nagetiere dar.
Pathogenese
Die genauen Pathomechanismen sind noch (2024) nicht vollständig geklärt.
Während der Bakteriämie (ca. 4-7 Tage nach Infektion) kommt es vorwiegend zu einer Besiedlung von eosinophilen und neutrophilen Granulozyten sowie Monozyten, in denen die Erreger in Vakuolen residieren. In der Akutphase der Bakteriämie können bis zu 30 % der gesamten Granulozyten befallen sein.
Klinik
Betroffene Tiere leiden initial an hohem Fieber (bis zu 41 °C), das bis zu 7 Tage andauert. Der Höhepunkt des Fiebers liegt meist um den 2. Krankheitstag. Nach 2 bis 4 Wochen kann es zu weiteren Fieberschüben kommen. Einige Tage nach Einsetzen der Symptome folgt ein zweites Krankheitsstadium, das meist mit stärkeren Beschwerden einhergeht. Es folgen Fieber und Durchfall. Zusätzlich können die Tiere an Lahmheit, Ataxien, Koliken und subkutanen Ödemen (v.a. an den Gliedmaßen) leiden. Da Anaplasmen auch die Plazenta passieren können, kann es zu Aborten kommen.
Die Letalität der equinen Anaplasmose ist gering.
Diagnose
Die Verdachtsdiagnose wird mithilfe eines Giemsa-gefärbten Blutausstrichs bestätigt. Typische Befunde sind eine Leukopenie und Thrombozytopenie. Eine anschließende PCR kann die Diagnose sichern. Alternativ lassen sich Anaplasmen in Zellkulturen anzüchten.
Therapie
Die Anaplasmose wird antibiotisch mit Tetrazyklinen behandelt.
Prophylaxe
Zurzeit (2020) sind keine kommerziellen Impfstoffe verfügbar. In Experimenten wurde nachgewiesen, dass es teilweise Immunität gegen wiederholte Infektionen mit dem gleichen Erregerstamm geben kann.
Literatur
- Brehm W., Gehlen H., Ohnesorge B. et al., Hrsg. Handbuch Pferdepraxis. 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag; 2016.
- Beata Dzięgiel et al. Equine Granulocytic Anaplasmosis Res Vet Sci. 2013 Oct;95(2):316-20. (abgerufen am 06.05.2020)