Gemeiner Holzbock
Synonym: Ixodes ricinus
Englisch: castor bean tick
Definition
Der Gemeine Holzbock ist eine Zeckenart und ein in Mitteleuropa bedeutender Ektoparasit zahlreicher Wirbeltiere, einschließlich des Menschen. Die zoologische Bezeichnung lautet Ixodes ricinus.
Etymologie
Sowohl der Artzusatz der zoologischen Bezeichnung "ricinus" als auch die englische Bezeichnung "castor bean tick" beziehen sich auf das Aussehen des Hinterleibes der weiblichen Tiere, wenn dieser mit dem Blut des Wirts gefüllt ist. Dabei erinnert seine Form an die Samen der Rizinuspflanze (Ricinus communis).
Taxonomie
Ixodes ricinus wird vereinfacht dargestellt den folgenden Haupttaxa zugeordnet:
- Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
- Klasse: Spinnentiere (Arachnida)
- Unterklasse: Milben (Acari)
- Ordnung: Zecken (Ixodida)
- Familie: Schildzecken (Ixodidae)
- Ordnung: Zecken (Ixodida)
- Unterklasse: Milben (Acari)
- Klasse: Spinnentiere (Arachnida)
Merkmale
Der Körper weist die für Spinnentiere typische Untergliederung in Vorderkörper (Prosoma) und Hinterleib (Opisthosoma) auf, wobei diese bei Zecken (bzw. generell bei Milben) mehr oder weniger miteinander verwachsen sind. Der Vorderkörper trägt bei Milben das Gnathosoma mit den Kieferwerkzeugen (Cheliceren und Pedipalpen). Bei Milben wird das Gnathosoma dem restlichen Körper (Idiosoma) gegenübergestellt und ist diesem gegenüber beweglich. Die Pedipalpen sind bei Ixodes zu einem Saugapparat mit Widerhaken, dem sogenannten Hypostom, umgebildet. Der Hinterleib, das Idiosoma, ist beim weiblichen Holzbock sehr dehnbar und dient als Speicher für das Blut des Wirtes. Männchen weisen einen verhärteten Chitinschild auf, der die gesamte Rückenseite bedeckt. Bei Weibchen bedeckt der Schild nur den vorderen Teil des Hinterleibs, um die Dehnbarkeit des Hinterleibes nicht einzuschränken. Weibchen erreichen eine Körperlänge von 3 bis 4 mm (vollgesaugt bis 10 mm), Männchen bleiben mit circa 2,5 mm kleiner. Geschlechtsreife Tiere besitzen vier Paar Laufbeine, Larven hingegen drei Paar.
Ixodes ricinus kann neben dem langen Hypostom anhand der Form der Analfurche (wird von kranial umfasst) von den übrigen Schildzecken unterschieden werden. Bei restlichen Schildzecken wird die Analfurche von kaudal umgriffen.
Lebensweise
Für die Entwicklung benötigen Männchen wie Weibchen Blut verschiedener Wirbeltiere (Reptilien, Vögel, Säugetiere). Wirte können über den Geruchssinn identifiziert werden. Der Tarsus des Vorderbeins trägt das Haller'sche Organ, welches als Geruchsorgan fungiert und unter anderem auf die Buttersäure des Schweißes reagiert. In der Regel sitzen die Tiere auf Blättern von niedrigen Pflanzen und klammern sich an potentielle Wirtstiere, wenn diese die Vegetation streifen (Zecken lassen sich nicht von Bäumen herabfallen). Am Wirtstier wird rasch eine geeignete Stelle zum Blutsaugen aufgespürt. Unter den geschlechtsreifen Tieren nehmen nur die Weibchen Blut auf, geschlechtsreife Männchen fressen nicht mehr. Weibchen werden während einer Blutmahlzeit vom Männchen begattet, wobei das Männchen sich an der Bauchseite des Weibchens festkrallt. Befruchtete Weibchen lassen sich nach der Mahlzeit auf den Boden fallen und legen dort bis zu 3000 Eier ab. Die Larven saugen häufig an kleinen Wirtstieren (z.B. Eidechsen). Die Entwicklung verläuft über mehrere Stadien und kann 1 bis 2 Jahre dauern. Zwischen einem Wirtswechsel können die Tiere bis zu einem Jahr hungern.
Bedeutung als Vektor
In Deutschland ist Ixodes ricinus der häufigste Vertreter der Schildzecken und besitzt Bedeutung als Vektor (Träger und Überträger) verschiedener pathogener Mikroorganismen und Viren. Die wichtigsten sind das FSME-Virus (regional begrenzte Durchseuchung) und Arten der Bakteriengattung Borrelia (Borrelien), insbesondere Borrelia burgdorferi (Erreger der Lyme-Borreliose; bundesweit mit variabler Durchseuchung).
Literatur
- Bellmann: Spinnentiere Europas, Franckh-Kosmos-Verlag, 1997.
- Storch & Welsch: Kurzes Lehrbuch der Zoologie, Spektrum akadem. Verl., 8. Aufl.
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