Synephrin
Synonyme: Oxedrin, Oxedrinum (Lat.), Oxedrinhydrochlorid, 4-[1-Hydroxy-2-(methylamino)ethyl]phenol, Oxedrini tartras, Oxedrintartrat
Englisch: synephrine, oxedrine
Definition
Synephrin ist ein pflanzlicher Arzneistoff, der als Protoalkaloid in Zitrusfrüchten vorkommt. Er wird in Deutschland und anderen Ländern als Nahrungsergänzungsmittel angeboten.
Chemie
Synephrin ist ein Phenethylamin-Alkaloid, das strukturell als 4-(2-Aminoethyl)phenol charakterisiert ist. Es weist eine Hydroxygruppe an Position 1 sowie eine Methylgruppe am Aminstickstoff auf.
Die chemische Formel von Synephrin lautet C₉H₁₃NO₂. Es hat eine molare Masse von 167,21 g/mol. Synephrin tritt als farbloser Feststoff auf. Der Schmelzpunkt des R-(−)-Enantiomers liegt zwischen 162 und 164 °C (324 bis 327 °F; 435 bis 437 K), während das Racemat bei 184 bis 185 °C schmilzt. In Wasser ist Synephrin gut löslich.
In Abhängigkeit der Lage der Hydroxylgruppe existieren neben Synephrin in der para-Stellung (p-Synephrin) die verschiedenen Isomere mit Substituentenpostition in der meta- (m) und ortho-Position (o). Dazu kommen die jeweiligen Enantiomere (+)/(-).
Vorkommen
Synephrin kommt im Fruchtfleisch und der Schale von Zitrusfrüchten wie Orangen, Mandarinen, Clementinen und Zitronen vor. Dabei nimmt der Gehalt mit Größe und Reife der Frucht ab. Natürlich kommen nur die beiden Enatiomere des Synephrin vor, wobei das (-)-p-Synephrin eine doppelt so hohe biologische Aktivität hat wie das (+)-p-Synephrin. Andere Isomere werden synthetisch hergestellt. Hierbei ist das m-Synephrin stärker wirksam als das p-Synephrin.
Gewinnung
Die Gewinnung erfolgt meist durch eine Alkohol-Wasser-Extraktion aus unreifen Früchten der Bitterorange (Citrus aurantium).
Pharmakologie
Wirkmechanismus
Synephrin bewirkt im menschlichen Organismus eine Stimulierung der Adrenorezeptoren. Es zeigt eine ähnliche Wirkung wie Adrenalin und Ephedrin, mit denen Synephrin auch strukturell verwandt ist. Während eine Stimulation von α1- und α2-Rezeptoren zu einer Vasokonstriktion führt, wird gleichzeitig die Lipolyse durch Aktivierung des β3-Rezeptors im weißem und braunen Fettgewebe angeregt. p-Synephrin zeigt eine primäre Wirkung auf den β3-Rezeptor, wohingegen das m-Synephrin hauptsächlich am β1- und β2-Rezeptoren wirkt. Hier sorgt eine Stimulation für eine Erhöhung der Herzfrequenz und an Blutgefäßen, Bronchien und Gebärmutter eine Erschlaffung der glatten Muskulatur.
Wechselwirkungen
Synephrin ist ein Substrat der Monoaminooxidase (MAO), weshalb Wechselwirkungen mit Monoaminooxidase-Inhibitoren möglich erscheinen. Ferner können durch die natürliche Gewinnung aus Citrus-Extrakten weitere Stoffe wie unter anderem das Naringin eine Inhibierung von CYP-Enzymen verursachen.
Medizinische Bedeutung
Arzneimittel
Boehringer Ingelheim brachte 1931 Synephrin (Handelsname: Sympatol®) zur Behandlung von niedrigem Blutdruck auf den deutschen Markt. So wurden Tabletten mit 100 mg und Ampullen mit 60 mg Wirkstoff sowie eine 10 %ige Lösung vermarktet. Im Rahmen des Nachzulassungsverfahrens konnten keine Wirksamkeitsnachweise dargelegt werden, weshalb das Arzneimittel vom deutschen Markt genommen werden musste.
Nahrungsergänzungsmittel
Als Nahrungsergänzungsmittel wird Synephrin besonders häufig in Kombination mit Koffein zur Trainingsunterstützung im Sport eingesetzt. Weiterhin werden einige Produkte gezielt an adipöse Personengruppen als sogenannter "Fatburner" vermarktet. Ein gewichtsreduzierender Effekt konnte bis jetzt (2024) jedoch nicht nachgewiesen werden.
Sicherheitsstudien fehlen nahezu vollständig, weshalb es keine Angaben zu einer sicheren Höchstmenge gibt. Mögliche Nebenwirkungen sind:
Im Rahmen der Nutrivigilanz liegen einzelne Fallberichte zu schwerwiegenden unerwünschten kardiovaskulären Ereignissen wie Kammerflimmern, arterielle Hypertonie, Myokardinfarkt, und Kardiomyopathie in zeitlichen Zusammenhang mit einer Synephrin-Einnahme vor.
Lebensmittel
Durchschnittlich (P50) nimmt ein Mensch in Deutschland etwa 5,2 mg pro Tag auf. Werden Zitrusfrüchte vermehrt verzehrt (P95), kann sich hierdurch eine Synephrin-Aufnahme von 21 mg pro Tag ergeben. Die gemeinsame Expertenkommission, die zur Einstufung von Stoffen verantwortlich ist, stufte diese Wirkstoffaufnahme als unbedenklich ein. Gleichzeitig wird eine Mehraufnahme als 21 mg täglich durch Nahrungsergänzungsmittel als riskant eingestuft.
Weblinks
- https://www.bvl.bund.de/SharedDocs/Fachmeldungen/01_lebensmittel/2021/2021_09_27_Expertenkommission_Synephrin.html, abgerufen am 24.05.2024
- https://www.bvl.bund.de/SharedDocs/Downloads/01_Lebensmittel/expertenkommission/Stellungnahme_Synephrin.html, abgerufen am 24.05.2024
- http://www.bdsoft.de/pharmazie/index.htm?/pharmazie/stoffe/o/oxedrin.htm, abgerufen am 24.05.2024
- https://ptaforum.pharmazeutische-zeitung.de/vom-arznei-zum-lebensmittel-139420/, abgerufen am 25.05.2024
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