Suzetrigin
Handelsname: Journavx®
Synonym: CS-0641183, HY-148800, VX-548
Englisch: suzetrigine
Definition
Suzetrigin ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Natriumkanalblocker, der als Nichtopioid-Analgetikum zur Behandlung von moderaten bis starken Schmerzen eingesetzt wird.
Chemie
Suzetrigin ist ein Pyridincarboxamid-Derivat. Die Summenformel ist C21H20F5N3O4. Der IUPAC-Name ist
- 4-[[(2R,3S,4S,5R)-3-(3,4-Difluoro-2-methoxyphenyl)-4,5-dimethyl-5-(trifluoromethyl)oxolane-2-carbonyl]amino]pyridine-2-carboxamid
Die molare Masse beträgt 473,4 g/mol, der Oktanol-Wasser-Koeffizient (logP) 3,0. Die CAS-Nummer lautet 2649467-58-1. Die Substanz liegt bei Raumtemperatur als weißes Pulver vor, das in Wasser praktisch unlöslich ist.
Wirkmechanismus
Die analgetische, antinozizeptive Wirkung von Suzetrigin ist auf eine selektive neuronale Blockade spannungsabhängiger Natriumkanäle vom Typ Nav1.8 zurückzuführen. Im Vergleich zu anderen bekannten spannungsabhängigen Natriumkanälen (Nav1.1 bis 1.9) besitzt Suzetrigin eine 3.100-fach höhere Selektivität. Nav1.8-Kanäle werden in peripheren sensorischen Neuronen (einschließlich der Neuronen der Spinalganglien) exprimiert, die an der Übertragung von Schmerzsignalen (Nozizeption) an das Rückenmark und das Gehirn beteiligt sind. Durch die Blockade der Nav1.8-Kanäle wird dieser Weg der Schmerzübertragung blockiert. Suzetrigin besitzt keine Angriffspunkte im ZNS und ist nicht psychotrop wirksam.[1]
Pharmakokinetik
Suzetrigin wird nach oraler Aufnahme rasch resorbiert. Maximale Plasmaspiegel werden nach 3 Stunden erreicht. Die Plasmaproteinbindung beträgt 99 %, das Verteilungsvolumen 495 Liter (ca. 7 l/kgKG). Die Biotransformation in der Leber erfolgt über das Cytochrom-P450-Isoenzym CYP3A. Dabei entsteht ein aktiver Metabolit (M6-SUZ), der ebenfalls die neuronalen Nav1.8 blockiert (3,7-fach schwächer wirksam als Suzetrigin) Die Elimination erfolgt zu 50 % mit den Fäzes und zu 44 % mit dem Urin. Die Eliminationshalbwertszeit beträgt 24 Stunden (M6-SUZ 33 Stunden).[1]
Indikationen
Suzetrigin ist indiziert zur Behandlung mäßiger bis starke akuter Schmerzen bei Erwachsenen.
Darreichungsform
Suzetrigin steht in Form von Tabletten zur oralen Anwendung zur Verfügung.
Dosierung
Die empfohlene Anfangsdosis beträgt 100 mg; nach 12 Stunden können alle 12 Stunden 50 mg verabreicht werden.[1]
Bei einer vorbestehenden Leberschädigung des Patienten muss eine Dosisanpassung erfolgen.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
Die häufigsten unerwünschten Wirkungen von Suzetrigin sind:[1]
- Pruritus
- Exanthem
- Muskelkrämpfe
- Anstieg der Kreatinphosphokinase
Wechselwirkungen
Starke CYP3A4-Inhibitoren können die Wirkung von Suzetrigin verstärken. Während der Behandlung mit Suzetrigin sollte deshalb auch kein Grapefruit-Saft getrunken werden.
Suzetrigin selbst ist ein CYP3A4-Induktor und vermindert daher die Wirksamkeit anderer CYP3A4-Substrate. Deshalb ist bei der gleichzeitigen Einnahme hormoneller Kontrazeptiva, die andere Gestagene als Levonorgestrel und Norethisteron enthalten, eine sichere Empfängnisverhütung nicht gewährleistet.
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegen Suzetrigin oder einen der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels.
- Gleichzeitige Anwendung starker CYP3A-Inhibitoren.
Schwangerschaft und Stillzeit
In tierexperimentellen Studien wurde eine Plazentapassage von Suzetrigin und der Übertritt in die Muttermilch festgestellt. Embryo- und fetotoxische Wirkungen wurden nicht beobachtet. Die beobachteten Auswirkungen auf die Nidation, die Aufrechterhaltung und die Dauer der Gravidität und die postnatale Mortalität sind hinsichtlich ihrer Bedeutung für den Menschen unklar.[1]
Während der Behandlung mit Suzetrigin wird Frauen im gebärfähigen Alter eine sichere Empfängnisverhütung empfohlen. Ob das Stillen unter der Behandlung zu unterbrechen ist oder auf die Behandlung während der Stillzeit verzichtet werden soll, ist im Einzelfall zu entscheiden.
Toxizität
Es liegen aktuell (2025) keine Erfahrungen zur Symptomatik einer Überdosierung oder Vergiftung mit Suzetrigin vor. Es ist davon auszugehen, dass es möglichweise zu einer Schädigung der Skelettmuskulatur (Rhabdomyolyse, Myoglobinämie) mit der Gefahr eines Nierenversagens (Myoglobinurie) kommen kann. Eine primäre Giftentfernung durch Verabreichung von Aktivkohle kann innerhalb einer Stunde nach der Ingestion erfolgen. Die weitere Behandlung erfolgt in jedem Fall symptomatisch. Ein spezifisches Antidot steht bisher (2025) nicht zur Verfügung. Aufgrund seiner pharmakokinetischen Eigenschaften (hohe Plasmaproteinbindung) ist eine sekundäre Giftentfernung durch Hämodialyse nicht effektiv. Bei einer Rhabdomyolyse kann eine Präzipitation von Myoglobin in den ableitenden Harnwegen durch Harnalkalisierung verhindert werden.
Zulassung
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 Full Prescribing Information Journavx. FDA, abgerufen am 31.01.2025
- ↑ Journavx, FDA Approval Letter 30.01.2025, abgerufen am 31.01.2025
- ↑ Vertex Announces FDA Approval of JOURNAVX™ (suzetrigine), a First-in-Class Treatment for Adults With Moderate-to-Severe Acute Pain; abgerufen am 31.01.2025
Weblinks
- Drugbank - Suzetrigine, abgerufen am 31.01.2025
- PubChem 156445116