Stumpfes Trauma
Englisch: blunt trauma
1. Definition
Als stumpfes Trauma bezeichnet man Verletzungen nach stumpfer (nicht perforierender) Gewalteinwirkung.
2. Ursachen
Mögliche Ursachen eines stumpfen Traumas sind unter anderem:
- Unfälle (Auto-, Motorrad-, Haus-, Sport-, etc.)
- Handgreiflichkeiten (Tritte, Schläge)
- Misshandlungen
- Verschüttungstrauma
- Explosionstrauma
- Einklemmungstrauma
- Stürze
3. Verletzungsmuster
Die Symptome hängen stark von der betroffenen Körperregion sowie von der Art, Richtung und Stärke der Krafteinwirkung ab. Sie können direkt nach der Krafteinwirkung, aber auch sekundär mit zeitlichem Verzug auftreten. Beispielsweise können Gefäßrupturen zunächst unbemerkt bleiben, in der Folge aber zu Blutungsproblemen führen.
3.1. Haut und Weichteile
- Hautrötung, Schwellung
- Prellmarken, wie Ekchymosen oder Hämatome
- Schürfwunden
- Platzwunden
- Quetschungen
3.2. Skelettsystem
- Kontusionen (Prellung)
- Distorsionen (Zerrung)
- Luxationen (Verrenkung)
- Frakturen (offen oder geschlossen)
- Trümmerbrüche
3.3. Organe
- Stumpfes Bauchtrauma, z.B. mit Verletzung von Leber, Milz oder Darm
- Stumpfes Thoraxtrauma, z.B. mit Rippenfrakturen, Lungenkontusion, Pneumothorax
- Schädel-Hirn-Trauma mit möglicher Gehirnerschütterung, Kontusionsblutung, epi- oder subduralen Hämatomen
4. Komplikationen
Je nach Schwere der stumpfen Gewalteinwirkung können unterschiedliche Komplikationen auftreten:
- Hämorrhagischer Schock bei Organverletzungen (insbesondere von Leber und Milz) oder Frakturen (z.B. Becken oder Oberschenkelhals)
- Mögliches Kompartmentsyndrom bei Verletzungen der Muskulatur oder der Weichteile
- Kompression von Nerven oder Gefäßen durch Hämatome oder Gewebeschwellungen
- Infektionen und Wundheilungsstörungen
- posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) als psychische Folge einer schweren Verletzung
- Spannungspneumothorax
- Fettembolie
5. Diagnostik
Neben einer Anamnese bezüglich des Unfallhergangs spielt die vollständige körperliche Untersuchung eine zentrale Rolle und dient der Einschätzung sichtbarer Verletzungen wie Hämatomen, Schwellungen oder Druckschmerzen.
Darüber hinaus spielen verschiedene bildgebende Verfahren eine wichtige Rolle:
- Sonografie (FAST-Scan): Freie Flüssigkeit im Abdomen bei Organverletzungen
- Röntgen: Frakturausschluss
- CT: Goldstandard bei schweren Verletzungen (z.B. Polytrauma)
- MRT: ggf. bei Weichteilverletzungen
Je nach Symptomatik können weitere Untersuchungen indiziert sein.
Bei polytraumatisierten Patienten erfolgt die Diagnostik nach einem strukturierten Schockraumprotokoll.
siehe auch: Trauma, Scharfes Trauma, Dezelerationstrauma'
'