Salmonellose (Wiederkäuer)
Synonym: Salmonellen-Infektion
Englisch: salmonellosis
Definition
Die Salmonellose ist eine durch Salmonellen hervorgerufene bakterielle Infektionskrankheit beim Wiederkäuer.
Erreger
Bei Wiederkäuern können sowohl rinderadaptierte Serovare (z.B. Salmonella Dublin) als auch nicht-rinderspezifische Serovare (z.B. Salmonella Typhimurium) zu Allgemeininfektionen mit schweren Krankheitsbildern führen.
Salmonellen sind 0,7 bis 1,5 x 2,0 bis 5,0 µm große, großteils bewegliche, fakultativ anaerobe Stäbchenbakterien. Es sind mehr als 200 virulenz-assoziierte Faktoren beschrieben, u.a. Lipopolysaccharide und verschiedene Toxine.[1]
Epidemiologie
Salmonellen zählen weltweit zu den wichtigsten bakteriellen Infektionserregern bei Menschen und Tieren.[1]
Die Erregerverbreitung erfolgt in erster Linie durch latent infizierte Tiere sowie kontaminiertes Futter und Wasser.[2] Die Persistenz der Bakterien ist stark vom jeweiligen Serovar und vom Immunstatus infizierter Tiere abhängig. Unter belastenden Einflüssen kann die Erregerausscheidung drastisch ansteigen. Die Ausscheidung erfolgt hauptsächlich über den Kot und die Milch.
Infektionen finden hauptsächlich fäkal-oral statt.[1]
Pathogenese
Nach einer oralen Infektion hängt der weitere Krankheitsverlauf einerseits vom Serovar (Toxinbildung, Invasivität), andererseits von der Resistenz und Immunität des Wirtsorganismus ab.
Bei entsprechender Pathogenität gelangen die Erreger aus dem Magen-Darm-Trakt in die Mesenteriallymphknoten. Von dort aus dringen sie zunächst in das retikulohistiozytäre System (RES) der Leber ein, um sich dann über den Blutkreislauf im gesamten Organismus zu verbreiten (Septikämie). Dieser Prozess verluft mitunter sehr rasch, sodass bei neugeborenen Kälbern bereits 15 Minuten p.i. Salmonellen im venösen Blut nachgewiesen werden können.
Ein septischer Verlauf führt binnen weniger Stunden zum Tod. Bei weniger akuten Krankheitsverläufen kommt es zu Aborten trächtiger Tiere und zu einer akuten Enterocolitis mit anschließender Absiedlung der Erreger in Mesenteriallymphknoten, Milz, Leber und Gallenblase. Im Zuge der Enterocolitis wird die gastrointestinale Barriere mehr oder weniger stark zerstört, sodass Sekundärinfektionen begünstigt werden.
Es sind auch subklinische Verläufe möglich, bei denen es ohne klinisch manifeste Krankheitsphase zur Absiedlung und Dauerausscheidung über Kot und Milch kommt.[2]
Klinik
Eine klinisch manifeste Salmonellose kann ein breites Spektrum an Symptomen aufweisen, wobei grundsätzlich vier Verlaufsformen unterschieden werden:
- akute Septikämie: drastischer Krankheitsverlauf mit Aborten und plötzlichen Todesfällen
- akute Enterocolitis: häufigste Verlaufsform bei erwachsenen Rindern; geht mit Fieber, starker Diarrhö (übelriechender, mit Fibrin- und Blutbeimengungen durchsetzter Kot) und Tenesmus einher
- chronische Enterocolitis: intermittierende oder andauernde Diarrhö, Abmagerung
- klinisch inapparente Ausscheidung, wird in drei Untergruppen unterteilt:
- Aktive Träger scheiden konstant oder intermittierend Erreger mit dem Kot aus.
- Latente Träger leiden an einer Erregerpersistenz in den Lymphknoten oder Tonsillen, jedoch ohne diese auszuscheiden. Unter Stress kann sich eine klinisch manifeste Erkrankung ausbilden.
- Passive Träger kennzeichnen sich durch die ständige Aufnahme und Ausscheidung der Erreger aus. Es kommt zu keiner Invasion des Wirtsorganismus, sodass nach dem Entfernen der Kontaminationsquelle die Erregerausscheidung sistiert.
Die Verlaufsform hängt von verschiedenen Faktoren ab. Neben der Infektionsdosis und der Virulenz der Erreger sind auch der Immunstatus des Wirtsorganismus (z.B. stressbedingte Immundepression), die Kolostrumaufnahme und Antikörperkonzentration im Kolostrum und ein vorheriger Kontakt mit dem Erreger für das klinische Bild bestimmend.[2]
Diagnose
Sowohl die Anamnese als auch das klinische Bild sind hinweisend für eine Verdachtsdiagnose. Mittels direktem Erregernachweis (Bakterienkultur aus Blut und Kot) kann die Diagnose gesichert werden.
Differenzialdiagnosen
Differenzialdiagnostisch sind Septikämien aufgrund anderer Infektionen (z.B. mit Escherichia coli oder Pseudomonas spp.), Vergiftungen (Pflanzen, Arsen), Eimeriosen, Mucosal disease, Winterdysenterie, Paratuberkulose und Fasziolose zu berücksichtigen.[2]
Therapie
Die Therapie richtet sich nach dem Antibiogramm und kann durch NSAIDs, Flüssigkeitsersatz und dem Ausgleich einer metabolischen Azidose mittels Bikarbonat-Infusionen unterstützt werden.
Prophylaxe
Die Prophylaxe konzentriert sich hauptsächlich auf die Vermeidung der Einschleppung latent infizierter Tiere in einen Betrieb (Zukäufe nur aus Salmonellen-freien Zuchtbetrieben). Zusätzlich ist auf eine adäquate Kolostrumversorgung neugeborener Kälber zu achten.
Rechtliches
Die Salmonellose der Rinder ist in Deutschland eine anzeigepflichtige Tierseuche. In Österreich hingegen ist eine Erkrankung nicht anzeigepflichtig.[3]
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Anton Mayr et al. Medizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre. 8., überarbeitete Auflage. Enke-Verlag, 2007.
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 M. Metzner, W. Klee. Ausgewählte Kapitel aus dem Gebiet der Inneren Medizin der Wiederkäuer, abgerufen am 26.09.2019
- ↑ Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung in Deutschland. Anzeigepflichtige Tierseuchen (abgerufen am 27.09.2019)
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