Milz (Wiederkäuer)
Synonyme: Splen, Lien
Englisch: spleen
Definition
Die Milz ist das größte lymphatische Organ beim Wiederkäuer.
Anatomie
Die Milz der Wiederkäuer gleicht sowohl in der Funktion, als auch in der Embryologie, Anatomie, und Histologie der Milz der Fleischfresser. Aus diesem Grund können weiterführende Informationen bei dieser Tierart nachgelesen werden.
siehe auch: Milz (Fleischfresser)
Im folgenden Artikel werden daher nur die anatomischen Unterschiede der Milz der Wiederkäuer, insbesondere die Verhältnisse beim Rind, angeführt.
Morphologie
Das makroskopische Erscheinungsbild der Milz des Rindes ist stark vom Alter und Geschlecht abhängig. Sie ist bei Kälbern, Bullen oder Ochsen rotbraun bis bläulich-rot gefärbt. Bei Kühen erscheint die Milz graubläulich oder gräulich.
Die Konsistenz ist bei männlichen Tieren als derb zu beschreiben, weshalb sie deutlich von der Milz einer Kuh unterschieden werden kann. Die Milzkörperchen sind im frischen Schnitt ca. 1 mm groß.
Die Milz des Rindes ist lang gestreckt und oval bis breit-riemenförmig geformt. Sie ist auf allen Seiten in etwa gleich breit und platt. Der Hilus ist nur auf eine kleine Stelle am Dorsalende der Ventralfläche beschränkt.
An der Milz können folgende Strukturen beschrieben werden:
- Extremitas dorsalis: rundes (leicht verbreitertes) Dorsalende
- Extremitas ventralis: gleichmäßig abgerundetes Ventralende
- Margo cranialis: nach kranial gerichteter Organrand, an dessen Übergang zur Facies visceralis der Hilus liegt
- Margo caudalis: nach kaudal zeigender Organrand
- Facies visceralis: platte Fläche, die am dorsalen Ende den Hilus ausgebildet hat
- Facies parietalis: zur Bauchwand hin zeigende Fläche
Beim Rind ist die Milz ca. 0,4 bis 0,5 m lang und 110 bis 145 mm breit. Bei einer durchschnittlichen Organdicke von 20 bis 30 mm zeigt sie ein Gewicht von 665 bis 1.155 g. Milzen im oberen Gewichtbereich findet man v.a. bei männlichen Tieren.
Befestigung
Die Milz ist sowohl über Bänder als auch über Bindegewebe mit ihrer Umgebung fest verbunden. Im dorsalen Bereich der Milz tritt eine Bauchfellfalte auf das Zwerchfell über, die als Ligamentum phrenicolienale bezeichnet wird. Im Bereich des Pansens wird die hier befindliche Serosafalte als Ligamentum gastrolienale benannt.
Topographie
Aufgrund der massiven Ausdehnung des Vormagens (mehrhöhliger Magen) gelangt die Milz im Zuge der Ontogenese links auf die dorsokraniale Fläche des Pansensacks. Aus diesem Grund besitzt sie keine unmittelbare Beziehungen mehr zum großen Netz (Omentum majus).
Die Milz schiebt sich unter bzw. in den Serosaüberzug des dorsalen Pansensacks ein und liegt diesem mit ihrer Facies visceralis auf. Mit der Facies parietalis lagert sie sich dem Zwerchfell an. Sie ist mit dem Pansen über einer serosafreien Fläche in großer Ausdehnung umfangreich bindegewebig verwachsen. Gleiche Verhältnisse liegen auch mit dem Zwerchfell vor. Durch die starke Verwachsung mit den umliegenden Organen ist sie unverschieblich in ihrer Lage befestigt.
Die Rindermilz liegt annähernd vertikal bzw. leicht lateral geneigt links auf dem kranialen Ende des dorsalen Pansensacks und der Kranialfläche der Haube. Sie erstreckt sich vom oberen Ende des letzten Rippenpaars im entspeicherten Zustand bis zum 7. Interkostalraum. In maximaler Ausdehnung reicht sie bis zum Rippenknorpelgelenk der 7. Rippe nach kranial. Der Margo cranialis verläuft dabei schräg vom Wirbelende der letzten Rippe zum Ventralende des 7. Interkostalraums.
Klinik
Eine Punktion der Milz (z.B. Probeexzision) kann in der Exspirationsphase links im 11. Interkostalraum auf Höhe der Horizontalebene der unteren Kante des Hüfthöckers (Tuber coxae) durchgeführt werden.
Literatur
- Nickel, Richard, August Schummer, Eugen Seiferle. Band II: Eingeweide. Lehrbuch der Anatomie der Haustiere. Parey, 2004.
- Breit, Sabine, Künzel, Wolfgang. Bau und Funktion der Atmungsorgane, von Herz, Kreislauf und Lymphorgane (Lymphorgane), SS 2015.