Rotavirusinfektion (Geflügel)
Englisch: rotavirus infection, avian rotavirus enteritis
Definition
Als Rotavirusinfektion bezeichnet man eine durch Rotaviren verursachte Infektionskrankheit beim Geflügel.
Erreger
Rotaviren sind Viren aus der Familie der Reoviridae. Bei diesen Erregern handelt es sich um unbehüllte, ikosaedrische und rund 80 nm große Viren. Das Genom enthält eine segmentierte und lineare dsRNA und ist ca. 19 kb groß.[1]
Die Anzüchtung der Viren erfolgt in Zellkulturen (Hühnerkükennieren-, Hühnerembryoleber-, Rhesusaffennierenzellen) unter dem Zusatz von Trypsin. Die Erreger sind äußerst pH-stabil und resistent gegenüber Hitze und Lösungsmitteln.
Epidemiologie
Beim Geflügel konnten bislang Rotaviren der Gruppen A, D, E, F und G beschrieben werden, wobei die aviäre Gruppe A mit der Säugetiergruppe A antigenetisch verwandt ist.
Infektionen treten grundsätzlich in jedem Alter auf, klinisch manifeste Erkrankungen werden überwiegend bei Jungtieren bis zum Alter von 6 Wochen beobachtet. Die Erregerübertragung erfolgt horizontal durch die orale Aufnahme von massiv mit den Fäzes ausgeschiedenen Viruspartikeln.
Pathogenese
Nach peroraler Erregeraufnahme vermehren sich die Viren in reifen Epithelzellen im apikalen Bereich der Dünndarmzotten. Aufgrund der raschen Virusvermehrung kommt es zu einer Zellablösung mit nachfolgender stark verminderter Kohlenhydratresorption und daraus resultierender osmotischer Diarrhö.
Die Ausprägungen (und das Auftreten) der Krankheitserscheinungen sind hauptsächlich von der Virulenz des Erregers und den Interaktionen mit anderen Erregern sowie Umweltbelastungen abhängig. Die Inkubationszeit liegt zwischen 2 und 5 Tagen.
Klinik
Die Krankheit manifestiert sich in der Herde mit eher unspezifischen Symptomen: Unruhe, Inappetenz, Aufnahme von Einstreu, Auseinanderwachsen der Tiere. Die Morbidität und Mortalität variiert von gering bis hochgradig.
Betroffene Einzeltiere sind matt, zeigen einen unterschiedlich starken und wässrigen Durchfall und weisen eine gerötete Kloake auf. Aufgrund der Rötung kommt es vermehrt zu Kloakenpicken und Wunden.
Pathologie
Im Zuge der Sektion fallen unterschiedlich stark dehydrierte Tiere auf. Der Muskelmagen ist mit Einstreu gefüllt und die Kloake stark entzündet. Im Darmtrakt befinden sich große Mengen gelblich-brauner und flüssig-schaumiger Inhalt.
Im histologischen Schnittbild zeigt sich eine Vakuolisierung und Desquamation der Enterozyten mit nachfolgender Atrophie der Darmzotten bei gleichzeitiger Proliferation der Krypten. Die Lamina propria ist von Leukozyten infiltriert.
Differenzialdiagnosen
Differenzialdiagnostisch müssen andere virale (Astrovirus, Reovirus, Adenovirus, Coronavirus, Picornavirus), bakterielle (Salmonella spp., Escherichia coli) und parasitäre (Eimeria spp., Cryptosporidium spp., Microsporidium spp.) Durchfallerreger berücksichtigt werden. Koinfektionen treten häufig auf.
Diagnose
Die Diagnose kann mittels direktem Erregernachweis in Fäzes oder Darminhalt (Elektronenmikroskopie, PCR) gesichert werden. Mithilfe der Polyacrylamidgelelektrophorese kann die RNA des Rotavirusisolats nachgewiesen werden.
Therapie
Eine kausale Therapie ist bei einer Infektion mit Rotaviren derzeit (2019) nicht möglich. Bakterielle Sekundärinfektionen müssen mit geeigneten Antibiotika behandelt werden.
Prophylaxe
Sowohl Hygieneoptimierungen als auch eine Besserung der Haltungsbedingungen können eine Infektion nicht unterbinden. Eine Impfung ist derzeit (2019) nicht verfügbar.[2]
Literatur
- Siegmann, Otfried, Neumann, Ulrich. Kompendium der Geflügelkrankheiten. 7., überarbeitete Auflage. Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co KG. 2012
Quellen
- ↑ Rotavirus, ViralZone; abgerufen am 30.08.2019
- ↑ Dhama K et al. Avian rotavirus enteritis - an updated review Vet Q. 2015;35(3):142-58; abgerufen am 30.08.2019
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