Proliferative hämorrhagische Enteropathie (Schwein)
Synonym: PHE
Englisch: proliferative hemorrhagic enteropathy
Definition
Die proliferative hämorrhagische Enteropatihe ist eine Infektionskrankheit aus dem Krankheitskomplex der porzinen proliferativen Enteropathien des Schweins.
Erreger
Die proliferative hämorrhagische Enteropathie wird durch Lawsonia intracellularis verursacht. Lawsonien sind gramnegative, obligat intrazelluläre, monotrich begeißelte, motile und gebogene Stäbchenbakterien mit einer Größe von 0,25 bis 0,5 x 1,25 bis 1,75 µm.
Epidemiologie
Lawsonia intracellularis führt vor allem bei Aufzuchtferkeln und Mastschweinen zu klinisch manifesten Erkrankungen. Die proliferative hämorrhagische Enteropathie tritt jedoch gehäuft bei Mastschweinen und Jungsauen bzw. Jungebern auf, die zuvor nicht mit dem Erreger in Kontakt gekommen sind (z.B. nach einer Eingliederung in einen seropositiven Bestand).
Die Infektion findet fäkal-oral statt. Trägertiere scheiden die Bakterien in großen Mengen mit dem Kot aus. Zusätzlich können sowohl belebte (Schadnager) als auch unbelebte Vektoren (verschmutzte Gummistiefel, Treibbretter u.ä.) die Erreger verschleppen.
Pathogenese
Die Schweine nehmen die Erreger peroral mit dem Futter auf. Anschließend dringen diese in die Epithelzellen der Darmschleimhaut ein (hauptsächlich Ileum, aber auch Jejunum, Caecum und Colon), um sich dann im Zytoplasma zu vermehren. Befallene Kryptenzellen reifen nicht vollständig aus, teilen sich jedoch weiter, sodass es zur Proliferation unreifer Enterozyten kommt (klinisches Bild der porzinen intestinalen Adenomatose).
Gehen die proliferativen Veränderungen jedoch mit akuten Epitheldegenerationen und -desquamationen einher, kommt es zu massiven intraluminalen Blutungen (klinisches Bild der proliferativen hämorrhagischen Enteropathie). Der Blutverlust führt zu einer Kreislaufinsuffizienz, die ein plötzliches Verenden betroffener Tiere bedingt.
Klinik
Die proliferative hämorrhagische Enteropathie ist vor allem durch ein perakutes Verenden aufgrund eines Kreislaufversagens bei hypovolämischem Schock gekennzeichnet. Zusätzlich zeigen die Tiere einen plötzlich einsetzenden, blutig-teerartigen Durchfall[1], der zu Festliegen, Schwäche, Anorexie oder Inappetenz, Apathie und Anämie führt und ohne Therapie tödlich endet.
Die Mortalitätsrate liegt bei bis zu 50 %.
Differenzialdiagnosen
Differenzialdiagnostisch müssen verschiedene Erreger, die zu Kümmern, Durchfall und perakutem Verenden führen, berücksichtigt werden, u.a.:
Diagnose
Da ein kultureller Nachweis in Zellkulturen nur schwer durchführbar ist (obligat intrazelluläres Bakterium), wird in der Praxis ein direkter Erregernachweis mittels PCR durchgeführt. Hierfür eignet sich die sogenannte Triplex-PCR, welche den gleichzeitigen Nachweis von Lawsonia intracellularis, Brachyspira hyodysenteriae und Brachyspira pilosicoli ermöglicht (Geschabsel von Ileum- und Colonschleimhaut).
Im Zuge der Sektion fallen besonders das mit Blutkoagala gefüllte Darmlumen und die verdickten Schleimhautfalten im Ileum, proximalen Colon und Caecum auf. Die Schleimhaut ist von zahlreichen Blutungen gekennzeichnet. Die Darmwand ist ödemisiert und im histologischen Schnittbild sind massive Nekrosen der Enterozyten feststellbar.
Therapie
Die proliferative enterohämorrhagische Enteropathie muss antibiotisch (nach erfolgtem Antibiogramm) behandelt werden. Sowohl Penicillin, als auch Erythromycin, Difloxacin, Virginiamycin und Chlortetracyclin zeigen eine gute Wirksamkeit gegen die Bakterien. Ebenso können Tiamulin, Tylosin, Tetrazyclin, Lincomycin und Chinoxalin eingesetzt werden.[1]
Prophylaxe
Neben einer Optimierung des Hygienemanagements (Rein-Raus-Verfahren, fachgerechte Reinigung und Desinfektion) und der Haltebedingungen (kleine Bestände, geregelte Zukäufe) sind verschiedene Schluckimpfungen verfügbar, die den Aufbau einer stabilen Bestandsimmunität gewährleisten.[1]
Literatur
- Skriptum, Universitätsklinik für Schweine. Veterinärmedizinische Universität Wien. Lawsonia intracellularis. Version 1.
- Mayr, Anton, Rolle, Michael. Medizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre. 8., überarbeitete Auflage. Enke-Verlag, 2007.