Synonyme: KSP, Europäische Schweinepest (ESP)
Englisch: classical swine fever (CSF), hog cholera
Bei der klassischen Schweinepest, kurz KSP, handelt es sich um eine virale, hochkontagiöse und fieberhafte Erkrankung der Haus- und Wildschweine, die schwere Verluste in der Landwirtschaft verursacht.
Die Krankheit ist von der Afrikanischen Schweinepest (ASP) abzugrenzen, die durch Viren der Familie Asfarviridae hervorgerufen wird.
Erreger ist das Klassische-Schweinepest-Virus (KSPV). Er gehört zur Familie der Flaviviridae, Gattung Pestivirus. Empfänglich sind ausschließlich Schweine (Haus- und Wildschweine). Für den Menschen ist der Erreger ungefährlich.
Bei KSPV handelt sich um ein behülltes, einzelsträngiges RNA-Virus. Der Erreger ist in einem pH-Spektrum von etwa 4 bis 10 stabil. Er wird bei Temperaturen über 60 °C inaktiviert. Bei niedrigen Temperaturen wird das Virus hingegen konserviert.
Die klassische Schweinepest ist weltweit verbreitet, mit Ausnahme von Australien und Neuseeland. Seit dem Jahr 1997 ist Österreich im Hausschwein, seit 2003 auch im Wildschweinbestand frei von KSP.[1] In Deutschland trat die Seuche zuletzt 2006 bei Hausschweinen und 2009 bei Wildschweinen auf.[2]
Vektoren der indirekte Übertragungswege können sowohl infiziertes Futter (auch Küchen- und Speiseabfälle), als auch Besucher, kontaminierte Kleidung, Geräte oder Fahrzeuge sein. Durch kontaminiertes Material und Fleisch kann der Erreger über große Entfernungen verbreitet werden. Hier ist auch an die Bedrohung des europäischen Schweinebestands durch illegal importierte Fleischerzeugnisse im Reiseverkehr zu denken.
Der Erreger kann sowohl durch direkten Kontakt als auch indirekt durch verschiedene Vektoren übertragen werden. Als direkte Übertragungswege kommen orale Infektion (z.B. virushaltiges Futter), intranasale, konjunktivale und genitale Infektion in Frage. Die Ansteckung ist sowohl durch erkrankte Tiere desselben Bestands als auch durch den Kontakt von infizierten Wild- mit Hausschweinen möglich. Wildschweine stellen ein Erregerreservoir dar.
Die KSP verläuft als zyklische Allgemeinerkrankung. Initial kommt es zur Virusvermehrung im regionalen lymphatischen Gewebe. Daraufhin kommt es zu einer Virämie, durch die der Erreger in verschiedene Organe verschleppt wird. Dort kommt es zur massiven Virusvermehrung in den Endothelzellen und nachfolgenden Blutungen.
Akuter Verlauf: Fieber, Blutbildveränderungen, Durchfall oder Verstopfung, petechiale Blutungen auf den Organen und Schleimhäuten, Zyanosen der Haut, neurologische Symptome.
Differentialdiagnostisch sind v.a. andere septikämisch verlaufende Krankheiten wie beispielsweise Rotlauf, Aujeszky-Krankheit und Afrikanische Schweinepest abzugrenzen.
Eine Therapie der KSP wird nicht durchgeführt. Es gelten die strengen Bekämpfungsmaßnahmen des OIE und der EU.
Die KSP gehört zu den laut OIE-Liste anzeigepflichtigen Tierseuchen. Sie wird EU-weit mit strengen Maßnahmen bekämpft.
Bei der KSP handelt es sich um eine anzeigepflichtige Tierseuche.[3]
In Deutschland ist die Bekämpfung durch die Schweinepest-Verordnung geregelt.[4] Impfungen sind nur in ganz bestimmten Sonderfällen nach amtlicher Bestätigung des Seuchenausbruchs möglich, wenn dies zur Eindämmung der Seuche nötig ist. Ansonsten übernimmt nach Anzeige des Krankheitsausbruchs das zuständige Veterinäramt die Bekämpfung der Seuche gemäß der Schweinepest-Verordnung.
In Österreich ist die KSP eine anzeigepflichtige Tierseuche gemäß § 16 des Tierseuchengesetzes.[5] Zusätzliche Rechtsgrundlagen bieten die Schweinepest-Verordnung, die Wildschwein-Schweinepest-Verordnung und die Schweinegesundheits-Verordnung.[6][7][8]
Fachgebiete: Veterinärmedizin
Diese Seite wurde zuletzt am 8. März 2021 um 22:46 Uhr bearbeitet.
Um diesen Artikel zu kommentieren, melde Dich bitte an.
Mag. med. vet. Patrick Messner
Tierarzt | Tierärztin