Lincomycin
Handelsnamen: Lincocin®, Lincobel®, Lincomysel®, Lincospectin®, Pyanosid® uvm.
Synonyme: Lincomycinum, Lincomycinhydrochlorid-Monohydrat
Englisch: lincomycine
Definition
Lincomycin ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Antibiotika, der in der Veterinärmedizin gegen bestimmte Infektionskrankheiten eingesetzt wird. Eine Zulassung für die Humanmedizin existiert in Deutschland nicht, wohl aber in den USA. Die größte Wirksamkeit wird bei gram-positiven Bakterien erzielt.
Chemie
Das zu den Lincosamiden gehörende Antibiotikum besitzt die Summenformel C18H34N2O6S, die IUPAC-Bzeichnung lautet (2S,4R)-N-[(1S)-2-Hydroxy-1-[(3R,4S,5R,6R)-3,4,5- trihydroxy-6-methylsulfanyloxan-2-yl]propyl]- 1-methyl-4-propylpyrrolidin-2-carboxamid. Hauptelemente des Moleküls sind Methylthiolincosaminid - ein Aminozucker auf Basis von Oktose. Zweiter Hauptbestandteil von Lincomycin ist das Prolin-Derivat Propylprolin. Die molare Masse beträgt 406,54 g/mol. Pharmakologische Verwendung findet in der Regel Lincomycinhydrochlorid-Monohydrat. Dessen Schmelzpunkt liegt bei rund 146° C.
Wirkungsmechanismus
Lincomycin bindet fest an die 50-S-Untereinheit der bakteriellen Ribosomen, wodurch die gesamte Proteinbiosynthese zum Erliegen kommt. Hieraus folgt unmittelbar der Zelltod. Gram-positive Erreger wie Streptokokken und Staphylokokken reagieren besonders empfindlich auf den Wirkstoff.
Pharmakologie
Lincomycin reichert sich in den Makrophagen an und wird über diese zu den Wirkorten transportiert. Die Metabolisierung erfolgt ausschließlich hepatisch und die Ausscheidung über den Kot.
Indikationen
Bakterielle Infektionen von Haus- und Nutztieren. Besonders efolgreich zeigt sich Lincomycin bei Erkrankungen der Atemwege.
Darreichungsform
Die Applikation erfolgt üblicherweise in Form von Pulver, welches dem Futter bzw. Trinkwasser beigemischt wird. Es existieren auch Injektionslösungen für die intramuskuläre oder intravenöse Verabreichung, da die perorale Gabe bei rein pflanzenfressenden Tieren zu massiven Nebenwirkungen führen kann.
Nebenwirkungen
- Erbrechen
- Durchfall (mit Blutbeimengungen)
- Schmerzen an der Einstichstelle
- Gastroenteritis
- Hypotonie
- Thrombophlebitis
- Herzstillstand (sehr selten)
- Colitis
Kontraindikationen
Reine Pflanzenfresser (z. B. Kaninchen, Meerschweinchen, Hamster, etc.) dürfen Lincomycin nicht auf oralem Wege erhalten, da es ansonsten zu einer schweren Colitis, hervorgerufen durch Lincomycin-resistente Clostridien, kommen kann. Eine weitere Kontraindikation ist eine Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff.