Streptokokken
Englisch: streptococci
Definition
Die Bezeichnung Streptokokken wird in zwei Bedeutungen verwendet:
- als Überbegriff für alle Bakterien, die aus kettenförmig aneinandergereihten Kokken bestehen
- als Synonym für die Gattung Streptococcus, die verschiedene grampositive, unbewegliche Bakterien beinhaltet
Struktur
Streptokokken erscheinen lichtmikroskopisch in etwa rund und unbekapselt. Sie sind unbeweglich, Katalase-negativ und lagern sich in Kultur zu Ketten zusammen. Innerhalb der Bakterienwand weisen Streptokokken ein sogenanntes C-Polysaccharid auf, das als Antigen erkannt werden kann und eine Klassifizierung in verschiedene Serotypen ermöglicht.
Einige Streptokokken sind über Hämolysine in der Lage, Erythrozyten in Blutagar-Kulturplatten zu lysieren; auch auf dieser Grundlage können sie schematisiert werden.
Systematik der Streptokokken
Klassifikation nach Brown
Die einfachste Klassifikation nach Brown beruht auf der Eigenschaft einiger Streptokokkenstämme, in Blutagar Erythrozyten aufzulösen und dadurch Hämolysehöfe zu bilden. Diese Streptokokken nennt man hämolysierende Streptokokken. Dabei unterscheidet man ein unterschiedliches Hämolyse-Verhalten:
- α-Hämolyse (Vergrünung): Die Kolonien sind auf dem Blutagar von einer grünen Zone umgeben, in der es zu einer unvollständigen Hämolyse gekommen ist. Dabei wird meist durch Wasserstoffperoxid das Hämoglobin zu Methämoglobin umgesetzt. Es finden sich noch intakte Erythrozyten. Die vergrünenden Streptokokken bilden die Gruppe der Viridans-Streptokokken.
- β-Hämolyse: Die Kolonien sind von einem großen, klaren bis gelblichen Hämolysehof umgeben. In diesem Bereich sind alle Erythrozyten unter Hämolysinwirkung vollständig hämolysiert.
- γ-Hämolyse: Es besteht keine Hämolyse.
Klassifikation nach Lancefield
Eine weitere molekularbiologische Klassifikation beruht auf der Struktur des C-Antigens in der Bakterienwand. Diese auf die Biologin Rebecca C. Lancefield zurückgehende Lancefield-Klassifikation unterscheidet mehr als 20 Serogruppen von Streptokokken. α-hämolysierende Streptokokken besitzen allerdings häufig kein C-Polysacchcarid, weshalb sie keiner bestimmten Serogruppe zugeordnet werden können.
Spezies
Die Familie der Streptokokken ist sehr artenreich und umfasst u.a. folgende Spezies:
- Streptococcus agalactiae
- Streptococcus anginosus
- Streptococcus bovis
- Streptococcus canis
- Streptococcus constellatus
- Streptococcus cricetus
- Streptococcus difficilis
- Streptococcus durans
- Streptococcus dysgalactiae
- Streptococcus equi
- Streptococcus equinus
- Streptococcus gallolyticus
- Streptococcus iniae
- Streptococcus intermedius
- Streptococcus mitis
- Streptococcus mutans
- Streptococcus pasteurianus
- Streptococcus pneumoniae (Pneumokokken)
- Streptococcus porcinus
- Streptococcus pyogenes
- Streptococcus salivarius
- Streptococcus sanguinis
- Streptococcus suis
- Streptococcus uberis
Physiologie
Diverse Subtypen der Streptokokken kommen in der physiologischen Flora von Darm, Mund- und Rachenraum sowie Vagina vor. Diese Erreger sind bei immunkompetenten Patienten üblicherweise unbedenklich, können allerdings bei immunsupprimierten Individuen teilweise schwerwiegende Erkrankungen verursachen. Folgende Streptokokken-Spezies können Teil der physiologischen Flora sein:
Spezies | Besiedlung |
---|---|
A-Streptokokken | Pharynx, bei ca. 15 bis 20% aller Kinder im Schulalter nachweisbar |
B-Streptokokken | unterer Gastrointestinaltrakt und Urogenitalbereich, bei ca. 5 bis 40% aller Schwangeren nachweisbar |
Pneumokokken | Nasopharynx, bei ca. 5 bis 10% der gesunden Erwachsenen und 20 bis 40% der gesunden Kinder nachweisbar |
Enterokokken | Darm (E. faecalis, E. faecium) |
Viridans-Streptokokken | Rachen, Intestinaltrakt und Vaginalbereich |
Peptostreptokokken | Darm und Schleimhäute |
Pathologische Bedeutung
Streptokokken sind in der Lage, eine große Menge von Erkrankungen auszulösen, darunter Karies, Meningitiden, Pneumonien, Erysipel, Endokarditiden, Harnwegsinfektion, Appendizitis.
Industrielle Verwendung
Das zur Gruppe der Streptokokken gehörige Bakterium Streptococcus lactis (Bacillus lacticus; Lancefield-Klasse N) wird in der milchverarbeitenden Industrie eingesetzt, da es aus Kohlenhydraten Milchsäure synthetisieren kann und damit der Reifung von Käse dient.
Literatur
- Laborlexikon.de; abgerufen am 12.05.2021