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Streptococcus suis

Synonym: S. suis

1. Definition

Streptococcus suis ist ein Bakterium aus der Gattung Streptococcus innerhalb der Ordnung der Lactobacillales. Als Verursacher der großen Gruppe der Streptococcus suis-induzierten Erkrankungen ist Streptococcus suis einer der wichtigsten bakteriellen Krankheitserreger bei Schweinen.

2. Morphologie

Streptococcus suis ist ein grampositiver, sich kettenförmig anordnender Kokkus mit einem Durchmesser von ungefähr einem Mikrometer. Bei diesem fakultativ anaerobe, amotile und Katalase-negative Bakterium werden aufgrund der Oberflächenantigene 35 Serotypen unterschieden. Weltweit kommt am häufigsten der Serotyp 2 vor, in Europa ist vermehrt Serotyp 9 nachweisbar. Uneinigkeit besteht bei der Einteilung in der Lancefield-Klassifikation: Ursprünglich wurde Streptococcus suis der Lancefield-Gruppe D angerechnet, inzwischen wird es meist der Gruppe R oder S zugeordnet.[1]

3. Virulenzfaktoren

Zu den Virulenzfaktoren von Streptococcus suis zählt insbesondere die Polysaccharidkapsel, mit der sich das Bakterium einer Phagozytose entziehen kann. Des Weiteren spielen einige Oberflächenproteine eine wichtige Rolle in der Pathogenese, z.B. die Peptidoglykan-Polysaccharid Deacetylase (PdgA), der Serum-Opazitätsfaktor (ofs) sowie das Zytolysin Suilysin (SLY). Zu den virulenz-assoziierten Faktoren gehören beispielsweise:

4. Epidemiologie

Streptococcus suis besiedelt bei klinisch gesunden Schweinen die Tonsillen. Eine Verbreitung des Erregers innerhalb eines Bestandes findet vor allem durch latent infizierte Tiere statt.

Neben den Schweinen können auch Infektionen beim Menschen auftreten. Andere Tierspezies können nach heutigem (2019) Wissensstand zwar Überträger sein, jedoch kommt es bei ihnen nicht zur manifesten Infektion. Die Übertragung innerhalb einer Gruppe erfolgt durch direkten Tier-Tier-Kontakt. Streptococcus suis kann sowohl oronasal als auch über Hautwunden bzw. den Nabel in den Organismus eindringen. Saugferkel infizieren sich meist im perinatalen Zeitraum durch die Muttersauen.

5. Kulturelle Anzucht

Streptococcus suis kann auf Blutagar bei 37 °C sowohl unter aeroben als auch anaeroben Bedingungen angezüchtet werden. Die Bakterien vermehren sich als zart durchscheinende Kolonie mit vergrünender α-Hämolyse (auf Schafblutagar).

6. Pathogenese

Bei einer oronasalen Infektion besiedelt der Erreger primär den Magen-Darm-Trakt und/oder die Tonsillen. Von dort aus gelangen die Bakterien entweder lymphogen oder hämatogen in andere Bereiche des Körpers (Septikämie). Mithilfe spezieller Zellwandbestandteile der Kapsel entzieht sich Streptococcus suis der Phagozytose (Phagozytosehemmung).

Im weiteren Krankheitsverlauf kommt es entweder zur Besiedelung von Organen und serösen Häute oder zu einer Überwindung der Blut-Hirn-Schranke durch Invasion von Endothelzellen der meningealen Gefäße bzw. Epithelzellen des Plexus choroideus. Der genaue Pathomechanismus der Entstehung einer Septikämie bzw. einer Streptokokkenmeningitis ist bislang (2019) nicht abschließend geklärt.

7. Klinik

Streptococcus suis verursacht - je nach Alter betroffener Tiere und je nach Organmanifestation - unterschiedliche Krankheitsbilder, die unter dem Überbegriff Streptococcus-suis-induzierte Erkrankungen zusammengefasst werden:

und viele weitere Erkrankungen, die z.B. den Nabel (Omphalitis), das Mittelohr (Otitis media) oder den Uterus (Endometritis) betreffen.

8. Bedeutung für den Menschen

Als Zoonoseerreger kann Streptococcus suis auch den Menschen infizieren. Ein höheres Risiko haben Personen mit beruflichem Umgang mit (infiziertem) Schweinefleisch. Streptococcus suis kann beim Menschen zur Meningitis und Endokarditis führen.[2][3]

9. Literatur

  • Mayr, Anton, Rolle, Michael. Medizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre. 8., überarbeitete Auflage. Enke-Verlag, 2007.
  • VO-Unterlagen. Institut für Mikrobiologie. Veterinärmedizinische Universität Wien. Ätiologie, Pathologie, Diagnostik Neuroloige /Sinnesorgane. Bakterielle Erkrankungen des Nervensystems und der Sinnesorgane.

10. Quellen

<references>

  1. Facklam R. What Happened to the Streptococci: Overview of Taxonomic and Nomenclature Changes, Clin Microbiol Rev. 2002 Oct; 15(4): 613–630, abgerufen am 28.06.2019
  2. Huang YT et al. Streptococcus suis infection, J Microbiol Immunol Infect. 2005 Oct;38(5):306-13, abgerufen am 28.06.2019
  3. Arends JP, Zanen HC, Meningitis Caused by Streptococcus suis in Humans, Reviews of Infectious Diseases, Volume 10, Issue 1, January 1988, Pages 131–137, abgerufen am 28.06.2019

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09.09.2019, 18:00
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