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Postpartales Dysgalaktie-Syndrom (Schwein)

Synonyme: PPDS, Mastitis-Metritis-Agalaktie-Komplex, Mastitis-Metritis-Agalaktie-Syndrom, MMA
Englisch: postpartum dysgalactia syndrome, mastitis-metritis-agalactia

1. Definition

Als postpartales Dysgalaktie-Syndrom, kurz PPDS, bezeichnet man eine im Puerperium auftretende akut-septikämische Faktorenkrankheit der Sau.

2. Begriffserklärung

In der Literatur wird das postpartale Dysgalaktie-Syndrom auch als Mastitis-Metritis-Agalaktie-Komplex bzw. -Syndrom beschrieben und mit MMA oder PPDS abgekürzt. Die Bezeichnungen richten sich nach den Hauptsymptomen der Erkrankung:

3. Epidemiologie

Ein Auftreten der Erkrankung hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Die Häufigkeit (in einem Bestand) kann zwischen 5 % (oder weniger) und 20 bis 30 % schwanken und in extremen Fällen auch bis zu 80 % betragen.

Da es sich um eine Faktorenkrankheit mit wenig virulenten sowie fakultativ pathogenen Erregern handelt, spielt die Übertragung der Erreger innerhalb eines Bestandes keine wesentliche Rolle in der Krankheitsverbreitung. In der Regel sind Einzeltiere betroffen, wobei ein gehäuftes Auftreten bei schwerwiegenden Managementproblemen beobachtet werden kann.

4. Ätiologie

Das postpartale Dysgalaktie-Syndrom entwickelt aufgrund unterschiedlicher Pathomechanismen. Allen Ursachen zugrunde liegt eine massive Endotoxämie, welche die Grundlage der sich daraus entwickelnden Krankheitsbilder ist. Endotoxine können durch verschiedene Erkrankungen gebildet werden - zu den häufigsten zählen:

5. Erreger

Die häufigste mit dem postpartalen Dysgalaktie-Syndrom assoziierten Erreger sind Bakterien. Oftmals handelt es sich um Kommensalen oder Umweltkeime, die aufgrund begünstigender Faktoren zu einer Beeinträchtigung des Organismus führen.

6. Pathogenese

Je nach auslösender Ursache kommt es zu einer Anreicherung von Endotoxinen im Blutkreislauf. Diese können entweder aus dem Intestinaltrakt oder Urogenitaltrakt stammen und in den Organismus gelangen.

In den meisten Fällen tritt das postpartale Dysgalaktie-Syndrom nach verzögerten Geburten auf, die mit einem atonischen Uterus und der Retention von Nachgeburten einhergehen. Die im Uterus verbleibenden Plazentareste führen zu einer bakteriellen Infektion, die eine Bakteriämie und massive Ansammlung von Endotoxinen bewirkt.

Es kommt zu einer Schwächung des Immunsystems, die wegbereitend für Umweltkeime ist. Ein zusätzlicher hoher Keimdruck aus der Umgebung (mangelnde Hygiene) führt zu einer Mastitis, die eine beeinträchtigte Milchsekretion nach sich zieht. Durch zusätzliche hormonelle Störungen kommt es zu einer verminderten Oxytocinwirkung, sodass die Sauen keine oder nur mehr unzureichend Milch produzieren.

7. Klinik

Die ersten Symptome treten bereits 24 bis 48 Stunden nach der Geburt auf. Die Muttersauen sind unruhig, zeigen Inappetenz und wirken teils apathisch. Bei der klinischen Untersuchung zeigt sich eine akute Mastitis mit deutlichen Entzündungszeichen (Rötung, Schwellung, Schmerzhaftigkeit). Die Sauen verwehren den Ferkeln das Saugen und sind daher oftmals in Bauchlage anzutreffen. Der eitrig-übelriechende Vaginalausfluss weist auf eine bakterielle Endometritis hin.

Je nachdem wie weit die Erkrankung fortgeschritten ist, können zusätzliche Symptome einer Intoxikation sowie eine Septikämie beobachtet werden. Dazu gehören Fieber, Tachykardie, gefäßgezeichnete Konjunktiven, blasse Schleimhäute sowie Apathie bis zum Koma. Es kommt zu einer fortschreitenden Verschlechterung des Kreislaufes, Lahmheitserscheinungen sowie Festliegen. Die Körpertemperatur sinkt deutlich ab und die Sauen versterben.

Aufgrund der Agalaktie und den schmerzhaften Gesäugekomplexen zeigen die Ferkel ein stagnierendes Wachstum, sind lebensschwach und leiden an Mangelerscheinungen.

8. Diagnose

Die Diagnose wird anhand des typischen klinischen Bildes (Mastitis, Dysgalaktie, Metritis) und des Zeitpunktes des Auftretens (unmittelbar nach der Geburt) gestellt. Durch weiterführende Untersuchungen (Bakterienkultur) können die begünstigenden Bakterien identifiziert werden.

9. Differenzialdiagnosen

Differenzialdiagnostisch sind die einzelnen Erkrankungsbilder auch unabhängig voneinander zu berücksichtigen:

  • Mastitis
  • Metritis
  • Agalaktie
  • Septikämie
  • Intoxikation

10. Therapie

Ziel der Therapie ist es, das Allgemeinbefinden der Muttersau zügig zu verbessern, um den Ferkeln eine ausreichende Milchversorgung gewährleisten zu können. Initial muss mit einer Breitbandantibiose begonnen werden, die nach erfolgtem Antibiogramm gegebenenfalls angepasst wird.

Aufgrund der schmerzhaften Entzündungsprozesse ist eine adäquate Schmerztherapie mit NSAIDs unabdingbar. Durch die wiederholte Gabe von Oxytocin kann der Milchfluss positiv beeinflusst werden - eine Überdosierung ist jedoch zu vermeiden.

11. Prophylaxe

Prophylaxemaßnahmen sind unverzüglich durchzuführen. Hierzu müssen die Schwerpunkte auf eine Optimierung der Haltungsbedingungen (Rein-Raus-Verfahren, Hygiene) und eine angepasste Ernährung gelegt werden. Stresssituationen sollten vermieden werden. Trächtige Sauen sollte man rechtzeitig vor dem Einsetzen der Geburt separieren.

Es ist darauf zu achten, dass der Geburtsvorgang komplikationslos verläuft. Bei Problemen müssen durch ein rasches Eingreifen (Geburtseinleitung, Sectio caesarea) zusätzliche Komplikationen vermieden werden. Tritt keine rasche Besserung der Muttersau ein, sind die Ferkel in andere Würfe aufzuteilen, um eine ausreichende Milchversorgung zu ermöglichen.

12. Quellen

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