Pediatric Advanced Life Support
Definition
Pediatric Advanced Life Support, kurz PALS, bezeichnet ein evidenzbasiertes Konzept zur erweiterten Notfallversorgung von Säuglingen, Kindern und Jugendlichen mit akut lebensbedrohlichen Zuständen.
Abgrenzung
Im Gegensatz zur reinen Reanimationsmaßnahme beinhaltet PALS die präventive Erkennung, algorithmische Stabilisierung, Therapie und Nachsorge kritisch erkrankter pädiatrischer Patienten.
PALS gilt für Kinder ab dem 29. Lebenstag (nach der Neonatalperiode) bis zur physiologischen Reife (i.d.R. unter 18 Jahren). Neugeborene in der Erstversorgung (z.B. im Geburtsraum) werden über das Konzept des Neonatal Life Supports (NLS) behandelt.
siehe auch: Kinderreanimation
Hintergrund
Kinder stellen besondere Anforderungen an das Notfallmanagement: Kritische Notfälle entstehen häufig durch Atemwegs- oder Kreislaufinstabilität (z.B. Hypoxie, Schock), deutlich seltener durch primär kardiale Ursachen, wie bei Erwachsenen. Entsprechend unterscheiden sich die physiologischen Parameter von Kindern erheblich, einschließlich Herz- und Atemfrequenzen, zirkulierender Volumina und Stoffwechselraten. Daher müssen alle diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen alters- und gewichtsadaptiert erfolgen.
Die aktuellen Leitlinien (2025) des European Resuscitation Council (ERC) und der American Heart Association (AHA) definieren spezifisch angepasste Versorgungspfade für pädiatrische Notfallsituationen. Eine optimale Versorgung erfordert spezialisierte Teams, regelmäßige Simulationstrainings und klar strukturierte Abläufe, um in zeitkritischen Situationen sicher und effektiv handeln zu können.
Kernprinzipien
PALS beginnt mit einer strukturierten Primärbeurteilung mittels Pediatric Assessment Triangle oder ABCDE-Schema zur raschen Identifikation vitaler Bedrohungen. Daran schließt sich eine hochqualitative Reanimation an, bestehend aus effektiven Kompressionen, adäquatem Atemwegsmanagement, kontinuierlichem Monitoring und qualitätssicherndem Feedback. Die Atemwegs- und Kreislauftherapie umfasst die alters- und gewichtsadaptierte Auswahl von Tubus oder Atemwegsdevices, eine zielgerichtete Volumentherapie, den Einsatz vasoaktiver Substanzen sowie eine indikationsgerechte Defibrillation. In der Postreanimationsphase erfolgen strukturiertes Temperaturmanagement, neurologisches Monitoring und der zeitgerechte Transfer in die intensivmedizinische Betreuung.
Wichtige Therapiealgorithmen
- Bradykardie mit schlechter Perfusion: Sauerstoffgabe, Beatmung, ggf. Thoraxkompressionen, Adrenalin-Gabe
- Tachykardie mit Puls: Unterscheidung schmal- vs. breitkomplex, ggf. Medikamente oder Kardioversion
- PEA/Asystolie: hochqualitative Reanimation, Adrenalin, Identifikation reversibler Ursachen
- Defibrillierbare Rhythmen (VF/pVT): Empfehlung für Initialenergie bei Defibrillation etwa 2 J/kg bis 4 J/kg, abhängig vom Gerätetyp (mono- oder biphasisch) gemäß 2025-Leitlinie
Zielsetzung
Die zentralen Zielsetzungen von PALS bestehen in der frühzeitigen Erkennung und Prävention eines Herz-Kreislauf-Stillstandes sowie in der schnellen Wiederherstellung und Stabilisierung einer adäquaten Atmung und Zirkulation. Darüber hinaus fokussiert PALS die Verbesserung des neurologischen Outcomes und die Reduktion von Morbidität und Mortalität.
Ausbildung und Qualitätssicherung
PALS ist international als Kursstandard etabliert, u.a. durch die AHA und das ERC. Regelmäßige Rezertifizierung, Simulationen sowie strukturierte Nachbesprechung und Qualitätssicherung gelten als wesentliche Voraussetzungen zur Sicherstellung einer hohen Versorgungsqualität im pädiatrischen Notfall.
Quellen
- American Heart Association / American Academy of Pediatrics: Part 8: Pediatric Advanced Life Support – 2025 Guidelines for CPR & ECC. Circulation. 2025
- Djakow et al. European Resuscitation Council Guidelines 2025 Paediatric Life Support. Resuscitation. 215 Suppl 1:110767. 2025
- Resuscitation Council UK: Paediatric Life Support (basic and advanced), abgerufen am 24.11.2025