Nipocalimab
Definition
Nipocalimab ist ein Hemmstoff des neonatalen Fc-Rezeptors, der derzeit (2024) für den Einsatz bei generalisierter Myasthenia gravis entwickelt wird.
Wirkmechanismus
Der neonatale FC-Rezeptor (FcRn) hat einen wesentlichen Einfluss auf die Plasmahalbwertzeit zirkulierender IgG-Antikörper.[1] Ein Mangel an FcRn führt zu einer deutlich verkürzten Halbwertzeit der IgG-Antikörper.
Ein Nipocalimab ist ein monoklonaler Antikörper, der mit hoher Affinität an den neonatalen FC-Rezeptor (FcRn) bindet. Dadurch werden die Konzentrationen zirkulierender Immunglobulin-G-Antikörper (IgG) gesenkt, während die Immunfunktion weitgehend erhalten bleibt.
Es wird vermutet, dass die FcRn-Hemmung auch das Eindringen von Alloantikörpern in den Fötus während der Schwangerschaft verhindert, so dass auch eine Wirkung bei pränatalen Erkrankungen möglich erscheint.
Indikationen
Ähnlich wie bei den bereits zugelassenen FcRn-Blockern (z.B. Efgartigimod alfa und Rozanolixizumab) wird eine Zulassung als Add-on zur Standardtherapie bei der generalisierten Myastenia gravis (gMG) angestrebt. Darüber hinaus laufen Studien zu maternal-fetalen Erkrankungen wie der hämolytischen Erkrankung des Fetus und des Neugeborenen (HDFN), einer Erkrankung, die durch eine Inkompatibilität der mütterlichen Blutgruppe mit der fetalen Blutgruppe verursacht wird. Nipocalimab wird auch für die Behandlung des Sjögren-Syndroms (SjD), der autoimmunhämolytische Anämie mit Wärmeantikörpern (wAIHA), der fetalen und neonatalen Alloimmunthrombozytopenie (FNAIT) und der chronischen inflammatorischen demyelinisierenden Polyradikuloneuropathie (CIDP) untersucht.
Darreichungsform
Nipocalimab wird als intravenöse Infusion verabreicht. Das Unternehmen arbeitet zurzeit auch an einer subkutanen Formulierung.
Dosierung
In den Studien zur Behandlung der gMG wurde eine Dosierung von 30 mg/kgKG als Loading Dose, gefolgt von einer Dosis von 15 mg/kgKG alle zwei Wochen verabreicht.[2]
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
Die Verträglichkeit von Nipocalimab war in den Studien vergleichbar mit Placebo. Die Langzeitsicherheit wird zurzeit (2024) in einer Open-Label-Extension-Studie untersucht.
Zulassung
Bislang (2024) ist Nipocalimab weder zugelassen noch wurde ein Zulassungsantrag gestellt. Es wird derzeit davon ausgegangen, dass die Zulassungsunterlagen in 2024 eingereicht werden. Hersteller ist Johnson & Johnson.
Klinische Studien
Bei Myasthenia-gravis-Patienten mit positivem Antikörperbefund (Anti-AChR+, Anti-MuSK+, Anti-LRP4+) konnte in einer Phase-3-Studie (Vivacity-MG) eine Überlegenheit bei den Aktivitäten des täglichen Lebens (MG-ADLa) gegenüber Placebo nachgewiesen werden.[3][2]
Beim SjD konnte in der DAHLIAS-Studie eine signifikante Symptomreduktion innerhalb von 24 Monaten im Vergleich zu Placebo festgestellt werden.
Literatur
- Pharmazeutische Zeitung – Gute Daten zu Nipocalimab vorgestellt, abgerufen am 24.07.2024
- Johnson&Johnson – Nipocalimab pivotal Phase 3 trial demonstrates longest sustained disease control in FcRn class, abgerufen am 24.07.2024
- Johnson&Johnson – Johnson & Johnson reports positive topline results for nipocalimab from a Phase 3 pivotal study in generalized myasthenia gravis (gMG) and a Phase 2 study in Sjögren’s Disease (SjD), abgerufen am 24.07.2024
- Pharmacy Times – FDA Grants Breakthrough Therapy Designation to Nipocalimab for the Treatment of Rare Disease in Pregnancy, abgerufen am 24.07.2024
Quellen
- ↑ Pyzik, M., Kozicky, L.K., Gandhi, A.K. et al. The therapeutic age of the neonatal Fc receptor. Nat Rev Immunol 23, 415–432 (2023). https://doi.org/10.1038/s41577-022-00821-1
- ↑ 2,0 2,1 Krause T. Nipocalimab verbessert Symptomatik. Psychopharmakotherapie 2024 - Referat der Studie, abgerufen am 02.10.2024
- ↑ A Study of Nipocalimab Administered to Adults With Generalized Myasthenia Gravis. NCT04951622, abgerufen am 02.10.2024
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