Nematoda-Infektion (Geflügel)
Synonyme: Nematoden-Infektion, Nematodenbefall, Fadenwurminfektion
Definition
Nematoda-Infektionen bilden eine Gruppe von Infektionskrankheiten beim Geflügel, die durch Endoparasiten aus dem großen Stamm der Nematoda (Faden- bzw. Rundwürmer) ausgelöst werden.
Ätiologie
Nematoden sind langgestreckte und überwiegend spindel- oder fadenförmige Parasiten, die ungegliedert und bilateral symmetrisch erscheinen. Abhängig von der Art können sie unterschiedlich lang sein (wenige Mikrometer bis hin zu mehreren Metern). Der Körper ist von einer Cuticula umschlossen, sodass sich die inneren Organe in einer mit Flüssigkeit gefüllten primären Leibeshöhle befinden.
Epidemiologie
Nematoden sind beim Hausgeflügel die wirtschaftlich bedeutsamste Helminthengruppe. Eine dominierende Rolle spielen hierbei Heterakiden sowie Spul- und Haarwürmer, deren gesamte Entwicklung sowohl in den Stallungen als auch im Freiland abläuft und daher zu flächendeckenden Infektionen führen können.
Entwicklung
Parasitisch lebende Nematoden pflanzen sich meist geschlechtlich fort. Die Entwicklung startet beim Ei (selten Erstlarve, L1) und geht über vier Larvalstadien (L1 bis L4) zu den präadulten Stadien, die mit der Reifung der Gonaden letztendlich Geschlechtsreife erlangen (Adultstadium). Der gesamte Entwicklungszyklus schließt vier Häutungen (Ecdysis) mit ein, bei denen jeweils Schichten der Cuticula abgestoßen werden.
Die Nematoden entwickeln sich abhängig von ihrer taxonomischen Zugehörigkeit in direkten (ohne Zwischenwirt) oder indirekten Zyklen (mit Zwischenwirt). Bei den meisten Arten findet jedoch die (post-)embryonale Entwicklung in der Umwelt statt oder vollzieht sich in einem Zwischenwirt. Verschiedene Nematoden besitzen die Fähigkeit zur Hypobiose während der parasitischen Phase der Entwicklung und können sich so dem Immunsystem entziehen.
Erkrankungen
Bei Vertebraten parasitieren Nematoden bevorzugt im Verdauungstrakt, in den Atemwegen sowie in anderen Organsystemen.
Organsysteme | Parasiten | Erkrankungen (Auswahl) |
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Trachea, Bronchien | ||
Ösophagus, Kropf | ||
Drüsenmagen |
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Muskelmagen |
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Dünndarm |
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Caeca, Rektum |
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Konjunktiva, Nickthaut |
Diagnose
Die Diagnose lässt sich durch unterschiedliche Untersuchungsverfahren sichern. Neben koproskopischen Methoden (Flotationsverfahren, Auswanderverfahren) ist auch der direkte bzw. indirekte Erregernachweis im Zuge der Sektion (adulte Würmer in Organen, typische Organveränderungen u.ä.) beweisend.
Die Identifizierung erfolgt unter dem Mikroskop. Die Eier der Nematoden sind meist mittelgroß (z.B. 70 bis 90 x 60 bis 70 µm) und häufig dickwandig. Die Larven weisen stadienabhängig eine charakteristische Morphologie auf (z.B. L1 ist unbescheidet) und können zur Artbestimmung herangezogen werden.
Therapie
Da bei lebensmittelliefernden Tieren nur wenige Wirkstoffe zugelassen sind, gestaltet sich die Therapie dementsprechend schwierig. Zugelassen sind z.B. Flubendazol und Fenbendazol.
Literatur
- Boch J, Supperer R (Begr.), Schnieder T (Hrsg.). 2005. Veterinärmedizinische Parasitologie. 6., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-4135-9
- Eckert J, Friedhoff KT, Zahner H, Deplazes P. 2008. Lehrbuch der Parasitologie für die Tiermedizin. 2., vollständig überarbeitete Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-1072-0
- Siegmann O, Neumann U (Hrsg.) 2012. Kompendium der Geflügelkrankheiten. 7., überarbeitete Auflage. Hannover: Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. ISBN: 978-84268333-4
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