Auswanderverfahren
Synonym: Auswandermethode
Definition
Das Auswanderverfahren ist ein in der veterinärmedizinischen Parasitologie verwendetes Verfahren der Koproskopie. Es dient dem diagnostischen Nachweis von Nematoden-Larven.
Hintergrund
Das Auswanderverfahren beruht auf der Vorliebe von Lungenwürmer sowie anderer Nematoden-Larven aus einer Kotprobe ins Wasser auszuwandern. Aufgrund dessen ist es wichtig, die Vitalität der Larven möglichst nicht zu beeinträchtigen. Besonders empfindlich sind die Larven I (L1) von Dictyocaulus viviparus, deren Vitalität bei Temperaturen über 20 °C deutlich abnimmt. Aus diesem Grund müssen Kotproben nach der Entnahme fachgerecht transportiert und rasch begutachtet werden.
Bei Lungenwürmer werden in der Regel die Larven I (L1) mit dem Kot ausgeschieden. Eine Ausnahme bildet Metastrongylus filaroides. Prinzipiell findet man auch Lungenwürmer in der Kotanreicherung, wobei die Differenzialdiagnose schwierig ist, da eine rasche Deformation der zarten Larven in der hypotonen Flotationslösung stattfindet.
Verfahren
In der Praxis wird hauptsächlich das Trichterauswanderverfahren nach Baermann und Wetzel verwendet:
- ein Trichter wird an einem Halteständer befestigt; am Trichterstutzen wird ein Silikonschlauch angebracht und dessen freies Ende schräg abgeschnitten; das Schlauchende wird mit einer Schlauchklemme dicht verschlossen
- Kotprobe (ca. 10 bis 20 bzw. 30 g bei Rinder) in Gaze einschlagen und in ein feinmaschiges Sieb (Maschenweite ca. 40 μm) geben; das Sieb anschließend auf den Trichter setzen; es muss darauf geachtet werden, dass die Gaze nicht über den Siebrand hängt
- den Trichter mit Leitungswasser so weit auffüllen, bis die Hälfte der Kotprobe in das Wasser eintaucht
- der Trichter mit der Kotprobe sollte mindestens 4 bis 6 Stunden, idealerweise über Nacht bei Raumtemperatur hängen gelassen werden
- die Larven wandern währenddessen aus der Kotprobe in das Wasser aus und sinken aufgrund des Gewichts ab, sodass sie vor der Schlauchklemme zum liegen kommen; es muss darauf geachtet werden, dass keine Luftblasen vor der Schlauchklemme sitzen
- nach erfolgter Auswanderung kann die Schlauchklemme vorsichtig geöffnet werden, damit einige Tropfen in eine Petrischale abgelassen werden; anschließend kann die Probe bei 20 bis 40-facher Vergrößerung im Stereomikroskop untersucht werden. Verdächtige Larven werden mit einer Nadel und einer ruhigen Hand herausgefischt, auf einen Objektträger überführt, hitzefixiert und anschließend bestimmt
Nachweis
Mittels Auswanderverfahren können Larven von Lungennematoden (z.B. Aelurostrongylus abstrusus, Crenosoma vulpis oder Dictyocaulus viviparus) identifiziert werden. Im älteren Kot können auch Larven von Strongyloides und Magen-Darm-Strongyliden angetroffen werden.
Literatur
- Boch, Josef, Supperer, Rudolf. Veterinärmedizinische Parasitologie. 6. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Parey Verlag, 2005
- Institut für Parasitologie. Department für Pathobiologie, Veterinärmedizinische Universität Wien. Labordiagnostiv V, Parasitologische Diagnostik 3: Koproskopische Untersuchungstechniken, Wintersemester 2018
um diese Funktion zu nutzen.