Syngamose (Geflügel)
Synonym: Luftröhrenwurmerkrankung
Definition
Die Syngamose ist eine parasitäre Erkrankung der Trachea beim Geflügel, die durch eine Infektion mit Syngamus trachea verursacht wird.
Ätiologie
Syngamus trachea ist ein blutrot gefärbter Parasit mit becherförmiger Mundkapsel, an deren Basis sich 6 bis 11 kleine Zähne befinden. Die Mundöffnung ist von einem kutikulären Mundwall umgeben, der auch fehlen kann. Die Männchen sind zwischen 2 und 8 mm lang und besitzen eine kleine Bursa copulatrix mit typischen Strukturen sowie zwei ungefähr gleich lange Spicula (53 bis 82 µm). Die Weibchen hingegen können bis zu 36 mm groß werden. Die männlichen sowie weiblichen Nematoden leben in Dauerkopulation, weshalb man die Pärchen stets in einer Y-Form ("Gabelwurm") vorfindet.
Die Eier sind 74 bis 125 x 36 bis 55 µm groß, dickwandig, besitzen an beiden Polen eine verdickte und hyaline Polkappe und sind mit wenigen Blastomeren ausgestattet.
Epidemiologie
Syngamus trachea parasitiert bei Hühnervögeln (Huhn, Truthuhn, Fasan, Rebhuhn u.a.), Rabenvögeln (Krähe, Dohle, Elster) und Staren sowie anderen Vogelgruppen. Der Nematode ist weltweit verbreitet, spielt jedoch aufgrund seiner Biologie in Intensivbetrieben mit Stallhaltung keine wesentliche Rolle.
Besonders gefährdet sind hingegen im Freien gehaltene Vögel.
Entwicklung
Die Syngamus-Pärchen leben in der Trachea ihrer Wirte. Die von den Weibchen produzierten Eier gelangen von der Trachea ausgehend in die Schnabelhöhle, wo sie abgeschluckt werden und mit dem Kot in die Außenwelt gelangen. Bei günstigen Bedingungen (Temperatur, Luftfeuchtigkeit u.ä.) entwickelt sich im Ei binnen 2 bis 4 Wochen eine infektionsfähige Drittlarve (L3).
Pathogenese
Endwirte infizieren sich durch die perorale Aufnahme infektiöser L3, die sich jedoch zu diesem Zeitpunkt noch in der Eihülle befinden. Bereits geschlüpfte L3 (frei lebende L3) siedeln sich häufig in paratenischen Wirten an. Zu den paratenischen Wirten zählen Regenwürmer, Land- und Süßwasserschnecken sowie verschiedene Insektenarten (Schaben, Fliegen). Nachdem die Endwirte die infektiösen Larven aufgenommen haben, wandern diese bevorzugt auf dem Blutweg (zum Teil auch durch die Leibeshöhle) zur Lunge und von dort aus zur Trachea. Die Präpatenz beträgt 12 bis 21 Tage. Die adulten Parasiten leben bis zu 7 Monate (durchschnittlich 1 bis 3 Monate).
Klinisch manifeste Infektionen treten hauptsächlich bei 3 bis 4 Wochen alten Küken auf, weshalb Erkrankungen bei älteren Tieren nur selten vorkommen. Ein starker Befall verursacht aufgrund der Wanderung der Larven durch die Lunge multiple Blutungen und Entzündungsreaktionen. Da sich die Parasiten in der Trachea mit der Mundkapsel an der Schleimhaut anheften, verursachen sie kleine (stecknadelgroße) Blutungen und Knötchen sowie Entzündungserscheinungen (Tracheitis und Peritracheitis). Infolge dessen kommt es zu Absonderungen großer Mengen an Schleim, welche die Luftpassage deutlich behindern können. Zusätzlich entwickelt sich durch das kontinuierliche Blutsaugen (v.a. der Weibchen) eine mittelgradige Anämie.
Klinik
Als auffälligstes Symptom gilt die typische Atemnot (Dyspnoe). Erkrankte Tiere schütteln vermehrt den Kopf, strecken ihn nach oben oder legen ihn zurück. Der Schnabel ist geöffnet und schnappt verstärkt nach Luft. Die Tiere leiden an rasselnden Atemgeräuschen und/oder Schniefen.
Bei längerer Krankheitsdauer magern die Vögel ab, werden anämisch und können an der Infektion zugrunde gehen.
Diagnose
Das klinische Bild einer Syngamose ist charakteristisch. Bei Küken können die blutroten Nematoden häufig bei direkter Lichteinwirkung durch die Trachea hindurch erkannt werden. Die Diagnose wird durch den direkten Erregernachweis im Zuge der Koproskopie (Flotationsverfahren) oder im Rahmen der Sektion gesichert.
Therapie
Die Parasiten sind gegenüber Flubendazol (1,8 mg/kgKG über 7 Tage hinweg) sensibel. Bei der Therapie von lebensmittelliefernden Tieren ist unbedingt die vorgeschriebene Wartezeit einzuhalten.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Literatur
- Eckert J, Friedhoff KT, Zahner H, Deplazes P. 2008. Lehrbuch der Parasitologie für die Tiermedizin. 2., vollständig überarbeitete Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-1072-0
- Siegmann O, Neumann U (Hrsg.) 2012. Kompendium der Geflügelkrankheiten. 7., überarbeitete Auflage. Hannover: Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. ISBN: 978-84268333-4
- Boch J, Supperer R (Begr.), Schnieder T (Hrsg.). 2005. Veterinärmedizinische Parasitologie. 6., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-4135-9
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