Heterakiose (Geflügel)
Synonym: Heterakis-Infektion
Definition
Die Heterakiose ist eine bedeutende Parasitose beim Geflügel, die durch Nematoden der Gattung Heterakis ausgelöst wird.
Ätiologie
Heterakis-Arten sind etwa 1 bis 2 cm lange Parasiten, die vorwiegend in den Caeca von Vögeln auftreten. Die wichtigste und wirtschaftlich bedeutendste Art ist Heterakis gallinarum. Zusätzlich kommt noch Heterakis isolonchae und Heterakis dispar vor.
Heterakis gallinarum ist zwischen 6 und 15 mm lang. Das Hinterende läuft bei beiden Geschlechtern charakteristisch spitz aus und ist bei den Männchen zusätzlich noch mit Kaudalflügeln und einem präkloakalen Saugnapf ausgestattet. Die Eier sind 65 bis 80 x 35 bis 45 µm groß, oval, dunkel, dickschalig und haben eine glatte Oberfläche.
Epidemiologie
Heterakis gallinarum ist weltweit verbreitet und kommt bei einer Vielzahl von Nutz- und Wildvögeln der Ordnung Hühnervögel und gelegentlich auch bei Gänsevögeln vor. Heterakis isolonchae ist in Europa v.a. bei Fasanen und Wachteln verbreitet. Heterakis dispar tritt hingegen weltweit in den Caeca von Gänsevögeln und seltener auch bei Hühnervögeln auf.
Entwicklung
Die adulten Parasiten leben in den Caeca und selten auch im kaudalen Dünndarm und im Rektum. Die Weibchen legen täglich bis zu 900 Eier, die ungefurcht mit dem Kot an die Außenwelt gelangen. In der Umwelt entwickelt sich dann im Ei eine infektiöse Larve (L3).
Regenwürmer fungieren als paratenische Wirte und können so in die Entwicklung eingeschaltet sein.
Pathogenese
Die Infektion findet peroral durch die Aufnahme der Eier oder durch paratenische Wirte statt. Innerhalb von zwei Tagen wandern die Larven zu den Caeca, wo sich ein großer Teil von ihnen in der Wand und ein wesentlicher Teil auch im Lumen einnistet. Eine echte histotrope Phase findet jedoch nicht statt.
Während die Präpatenz etwa 24 bis 34 Tage beträgt, liegt die mittlere Lebensdauer der Parasiten bei etwa 3 bis 12 Monaten.
Klinik
Eine schwache Befallsintensivität, insbesondere bei Erstinfektionen, führt häufig zu keinen wesentlichen Schäden im Darm. Histologisch lassen sich daher oftmals nur kleine Hämorrhagien, Desquamation der Epithelzellen und geringgradige Verdickungen der Mukosa nachweisen. Bei Reinfektionen verschlimmert sich jedoch das klinische Bild. In der Schleimhaut bilden sich multiple Knötchen verschiedener Größe, die vermutlich als Reaktion der sensibilisierten Caeca anzusehen sind. Oftmals können auch Granulome in der Leber beobachtet werden, deren genaue Ätiologie noch (2021) ungeklärt ist.
Ein massiver Befall hingegen geht mit einer Typhlitis, Hämorrhagien, Inappetenz, Diarrhö und beeinträchtiger Mast- und Legeleistungen einher. Koinfektionen mit Histomonas meleagridis führen zu einer Verstärkung der klinischen Erscheinungen.
Diagnose
Der Nachweis der Eier im Kot (Flotationsverfahren) sowie der adulten Nematoden bei der Sektion ist beweisend.
Therapie
Heterakis-Arten sind sensibel gegenüber Fenbendazol (100 ppm über 7 Tage), Flubendazol (30 ppm über 7 Tage), Mebendazol (60 ppm über 7 Tage) und Levamisol (1 x 30 mg/kgKG). Therapien sind v.a. zur Verhinderung einer Ausbreitung der Histomonse indiziert.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Literatur
- Boch J, Supperer R (Begr.), Schnieder T (Hrsg.). 2005. Veterinärmedizinische Parasitologie. 6., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-4135-9
- Eckert J, Friedhoff KT, Zahner H, Deplazes P. 2008. Lehrbuch der Parasitologie für die Tiermedizin. 2., vollständig überarbeitete Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-1072-0