Amidostomatidose (Geflügel)
Synonym: Amidostomum-Infektion
Definition
Die Amidostomatidose ist eine parasitär bedingte Infektionskrankheit beim Geflügel, die vorrangig durch eine Anämie und ein verzögertes Wachstum gekennzeichnet ist.
Ätiologie
Die Amidostomatidose wird durch verschiedene Gattungen und Arten der Unterfamilie Amidostomatinae ausgelöst. Die Parasiten leben dabei bevorzugt im Muskelmagen von Vögeln, v.a. von Wasservögeln. Folgende Parasiten können häufig nachgewiesen werden:
- Amidostomum anseris
- Amidostomum acutum (s. Amidostomum anatinum): Gänse und Enten
- Epomidiostomum uncinatum
Amidostomum anseris ist ein zarter und rötlich-gelblich gefärbter Nematode mit gut ausgeprägter, kegelförmiger Mundkapsel sowie drei spitzen Zähnen an deren Basis. Die Männchen sind zwischen 10 und 17 mm lang und besitzen eine dreilappige und gattungstypische Bursa mit zwei etwa gleich langen Spicula (200 µm). Die Weibchen hingegen sind 12 bis 24 mm lang. Die Eier besitzen eine dünne bis mitteldicke Schale, sind breit-elliptisch und haben abgerundete Pole. Sie sind 80 bis 110 x 50 bis 82 µm groß und mit vielen Blastomeren ausgestattet.
Epidemiologie
Amidostomum anseris parasitiert vorwiegend bei Haus- und Wildgänsen, gelegentlich auch bei Enten sowie einigen anderen Vogelarten in Europa, Nord- und Südamerika, Afrika und Asien. Amidostomum acutum hingegen tritt nur bei Gänsen und Enten auf und ist kosmopolitisch verbreitet. Epomidiostomum uncinatum kann weltweit bei Enten und Gänsen vorkommen.
Entwicklung
Amidostomum anseris lebt bevorzugt unter der Keratinoidschicht des Muskelmagens. Die von den Weibchen produzierten Eier durchlaufen dann in der Außenwelt eine Entwicklung bis zur Drittlarve (L3). Bereits bei niedrigen Temperaturen (> 6 °C) ist die L3 in der Lage aus der Einhülle zu schlüpfen. Die bescheidete Larve wandert dann an Gräsern hoch um von geeigneten Endwirten bei der Nahrungsaufnahme aufgenommen zu werden. Die Larven sind zudem schwimmfähig und können Gänseküken auch perkutan infizieren.
Nach einer Blut-Lungen-Wanderung erreichen die Parasiten über die Trachea den Magen. Die Larven schlüpfen im Drüsenmagen aus ihrer Scheide, um dann im Grenzbereich zwischen Drüsen- und Muskelmagen in die Magendrüsen einzudringen. Dort häuten sie sich zur Viertlarve (L4), um sich anschließend zwischen der Keratinoidschicht und der Schleimhaut festzusetzen.
Pathogenese
Die blutsaugenden Adultstadien siedeln sich hauptsächlich im Bereich zwischen der Keratinoidschicht und der Schleimhaut des Muskelmagens an. Durch die Parasiten wird die Keratinoidschicht herdweise aufgelockert, sie verfärbt sich braunrot und erscheint in Form einer schmierig-bröckelnden Masse. In weiterer Folge können sich tiefgreifende Ulzera mit wallartigem Rand bilden.
Aufgrund der Lebensweise der Larven entzündet sich die Schleimhaut des Muskelmagens, wodurch es im weiteren Verlauf zu Proliferationen und teilweise auch zu Atrophien kommt. Der Blutverlust ist erheblich und wird mit 0,1 bis 0,4 ml Blut pro Wurm und Tag angegeben.
Klinik
Klinische Manifestationen treten vorwiegend bei 3 bis 8 Wochen alten Küken auf.
Erkrankte Tiere leiden an einer ausgeprägten Anämie und verzögertem Wachstum. Aufgrund der verringerten Futteraufnahme und dem teils starken Durchfall sind die Tiere matt und apathisch. Charakteristisch für eine Erkrankung durch Amidostomum-Arten sind typische Würgebewegungen. Durch den Plasmaproteinverlust und die gestörte Nahrungsaufnahme kommt es rasch zur Abmagerung und zum Tod.
Diagnose
Die Diagnose wird durch den direkten Erregernachweis mittels koproskopischen Methoden (Flotationsverfahren) gesichert. Alternativ kann eine Sektion durchgeführt werden, bei der man Veränderungen der Keratinoidschicht feststellen kann.
Therapie
Benzimidazole zeigen eine gute Wirkung gegen Infektionen mit Amidostomum-Arten. Neben Flubendazol (30 ppm über 7 Tage) kann auch Fenbendazol (60 ppm über 6 Tage) oder Mebendazol (125 ppm über 2 Wochen) eingesetzt werden. Alternativ zeigt auch Levamisol (1 x 25 mg/kgKG) einen Effekt. Eine Behandlung lebensmittelliefernder Tiere ist nur bei entsprechender Zulassung und unter Einhaltung der vorgeschriebenen Wartezeiten möglich.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Literatur
- Boch J, Supperer R (Begr.), Schnieder T (Hrsg.). 2005. Veterinärmedizinische Parasitologie. 6., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-4135-9