Tsutsugamushi-Fieber
Synonyme: Japanisches Fleckfieber, Scrub Typhus, Milbenfleckfieber
Englisch: scrub typhus, bush typhus
Definition
Das Tsutsugamushi-Fieber ist eine durch das Bakterium Orientia tsutsugamushi hervorgerufene Infektionskrankheit, die von der Symptomatik her dem epidemischen Fleckfieber ähnlich ist und überwiegend in Asien auftritt.
- ICD10-Code: A75.3
Erreger
Der Erreger des Tsutsugamushi-Fiebers ist der einzige Vetreter der Gattung Orientia und zählt zur Familie der Rickettsiaceae. Es handelt sich um ein gramnegatives, kleines Kurzstäbchen, das sich nur in Wirtszellen vermehren kann (obligat intrazellulärer Erreger). Das Bakterium weist viele verschiedene Serotypen auf und ist hochvirulent.
Es unterscheidet sich sowohl genetisch als auch hinsichtlich des Zellwandaufbaus (Fehlen von LPS) von den Bakterien der Gattung Rickettsia.
Epidemiologie
Orienta tsutsugamushi wird in Milben aus der Ordnung der Trombidiformes (Familie der Trombiculidae) transovariell übertragen. Diese Milben kommen überwiegend auf Sträuchern vor und dienen mit Nagetieren zusammen als Reservoir.
Die Erkrankung tritt vor allem in Asien in einem dreieckigen Gebiet auf, das nördlich von Japan, südlich von West-Australien und im Westen von der arabischen Halbinsel begrenzt wird. Gefährdet sind die einheimische Bevölkerung sowie Touristen. Seltener tritt es in Chile und Afrika auf. Mit etwa 1 Million Erkrankungsfällen pro Jahr, stellt das Tsutsugamushi-Fieber die am weitesten verbreitete menschliche Rickettsieninfektion dar. Die Immunität nimmt nach 1 - 3 Jahren ab.
Klinik
Nach dem Biss durch eine befallene Milbe kommt es mit einer Inkubationszeit von 6 - 21 Tagen zu einem abrupten Krankheitsbeginn mit hohem Fieber. Begleitende Symptome sind:
- Kopfschmerzen
- Myalgien
- Schwitzen
- Husten
- konjunktivale Injektion
- gastrointestinale Beschwerden
- mentale Veränderungen: von kognitiver Dysfunktion über Delirium bis hin zum Koma
An der Einbissstelle bildet sich bei einigen Patienten eine nekrotische Läsion (Eschar) mit lokaler Lymphknotenschwellung.
Bei weniger als 40 % der Patienten kommt es an Tag 4 - 6 zur Bildung eines rumpfnahen makulösen bis makulopapulösen Exanthems. Weiterhin möglich sind Hepatosplenomegalie, Leukopenie bzw. Lymphopenie sowie Thrombopenie. In schweren Fällen ist ein Befall multipler Organe sowie eine DIC möglich.
Die Schwere der Erkrankung ist abhängig vom jeweiligen Serotyp und den Eigenschaften des Infizierten. Die Mortalität liegt bei 1 - 60%, ist aber seit der Behandlung mit Antibiotika deutlich gesunken. Unbehandelt beträgt die Letalität 7 %. Aufgrund der hohen Dunkelziffer von mild verlaufenden Fällen ist die Sterblichkeit vermutlich niedriger.
Diagnostik
Die Diagnosestellung beruht meist auf einem serologischen Test, der sogenannten Weil-Felix-Agglutinations-Reaktion mit Proteus OX, die jedoch eine geringe Sensitivität und Spezifität aufweist. Sensitiver, aber auch teuer und schwieriger in der Handhabung ist die indirekte Immunfluoreszenz zum Nachweis der Antikörper. Die PCR-Amplifikation der bakteriellen Gene aus Eschars oder Blut ist ebenfalls möglich.
Differentialdiagnosen
Differenzialdiagnostisch. müssen andere Rickettsiosen, wie z.B. das epidemische Fleckfieber oder das Mittelmeerfleckfieber, erwogen werden.
Therapie
Orientia tsutsugamushi wird in der Regel mit Doxycyclin in einer Dosis von 2 x 100 mg/d per os für 7 bis 15 Tage therapiert. Alternativen sind:
- Azithromycin 500 mg/d p.o. über 3 Tage
- Chloramphenicol 4 x 500 mg/d p.o. für 7 bis 15 Tage
- je nach Resistenzlage kann auch Rifampicin eingesetzt werden
Resistenzen bestehen gegenüber allen Betalaktamantibiotika.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Prophylaxe
Eine Impfung existiert bisher nicht; dies ist auch dem Umstand geschuldet, dass der Erreger viele verschiedene Serotypen aufweist. Wichtig ist folglich eine gute Prophylaxe mittels Insektenschutz.