Ivor-Lewis-Ösophagektomie
nach dem walisischen Chirurgen Ivor Lewis (1895–1982)
Englisch: Ivor Lewis esophagectomy, ILE, Ivor Lewis procedure, gastric pull-up
Definition
Die Ivor-Lewis-Ösophagektomie ist eine radikale onkologische Operation, die bei distalen Ösophaguskarzinomen (AEG I-II) angewendet wird.
Geschichte
Erstbeschrieben wurde diese Technik durch Ivor Lewis im Jahr 1946.
Indikation
Die Methode die Therapie der Wahl bei Ösophaguskarzinomen des distalen Drittels (AEG I). Je nach TNM-Klassifikation erfolgt der Eingriff direkt oder nach einer präoperativen multimodalen Therapie. In der Regel erfolgt die perioperative Chemotherapie nach dem FLOT-Schema.
Bei AEG-II Karzinomen gibt es bislang (2025) keine Evidenz, ob die Ivor-Lewis Ösophagektomie oder eine transhiatal erweiterte Gastrektomie vorteilhafter ist.
Technik
Es handelt sich hierbei um einen Zwei-Höhlen-Eingriff mit intrathorakaler Anastomose.
Je nach Expertise des Operateurs können die beiden Akte vollständig offen oder minimalinvasiv durchgeführt werden. Auch Hybrid-Verfahren mit einer Kombination sind möglich.
Abdomineller Akt
- Laparotomie und Exploration
- Ausschluss einer Peritonealkarzinose und Lebermetastasierung
- Mobilisation des Ösophagus
- Ösophaguspräparation und Eröffnung des Hiatus ösophageus
- Duodenalmobilisation nach Kocher
- Eröffnung der Bursa omentalis: Präparation des Omentum majus
- Mobilisation des Magens
- Abdominelle Lymphadenektomie: Präparation entlang der Arteria hepatica communis und Arteria lienalis.
- Durchtrennung der Vena coronaria ventriculi und Arteria gastrica sinistra: Präparation der atypischen Leberarterie
- Entfernung des Omentum majus: Absetzen entlang der großen Kurvatur und Schonung der gastroepiploischen Arkade
- Magenschlauchbildung großkurvaturseitig unter Verwendung von Klammernahtgeräten (z.B. Endo-GIA)
- Sollte der Magen zur Anastomosierung nicht geeignet sein, ist ein Koloninterposition durchzuführen.
- Übernähung des Magenschlauches bei Bedarf
- Anlegen einer FNKJ-Ernährungssonde
- Verschluss der Bauchdecke
Thorakaler Akt (Seiten- oder Bauchlage)
- Thorakotomie im 7–8 ICR von rechts: Zugang zum Thorax für die En-bloc-Ösophagektomie
- Ein-Lungen-Ventilation erforderlich für einen ausreichend übersichtlichen Situs
- En-bloc-Ösophagektomie
- Magenhochzug und Anastomose: Platzierung des Magenschlauches im Thorax, Durchführung einer Ösophagogastrostomie mit zirkulärem oder linearem Stapler
- Verschluss der Thorakotomie: Einbringen von Bülau-Thoraxdrainagen und Verschluss des Thorax mit Naht
Komplikationen
- Intraoperatives Auftreten von Arrythmien
- Anastomoseninsuffizienz ggf. mit konsekutiver Mediastinitis
- Recurrensparese
- Chylothorax bei Verletzung des Ductus thoracicus
- Beatmungsprobleme, insbesondere während der Ein-Lungen-Ventilation
Prognose
Das Ösophaguskarzinom ist im Vergleich zu anderen Entitäten trotz adäquater Therapie mit einem schlechten Outcome vergesellschaftet. Die intraoperative Mortalität ist vergleichsweise gering, wohingegen die perioperative Mortalität (90 Tage) bei 1 bis 5 % liegt.
Aktuell liegt das Gesamtüberleben laut ESOPAC-Studie nach drei Jahren bei knapp unter 60 %.
Quellen
- Reed, Technique of Open Ivor Lewis Esophagectomy, Operative Techniques in Thoracic and Cardiovascular Surgery, 2025
- Hoeppner et al., Perioperative chemotherapy or preoperative chemoradiotherapy in esophageal cancer, N Engl J Med, 2025
- webop.de - Evidenz zur Ösophagusresektion, abgerufen am 04.04.2025
- onkopedia.com - Leitlinie Ösophaguskarzinom, abgerufen am 04.04.2025