Herpesvirus-Infektion (Pferd)
Synonym: Herpes-Infektion
Englisch: (equine) herpesvirus infection
Definition
Herpesvirus-Infektionen bilden eine Gruppe von Infektionskrankheiten beim Pferd, die durch unterschiedliche equine Herpesviren (EHV) ausgelöst werden.
Erreger
Herpesviren (Herpesviridae) bilden eine Familie der Viren innerhalb der Ordnung der Herpesvirales. Die Familie wird in drei Unterfamilien (Subfamilien) unterteilt, den Alpha-, Beta- und den Gammaherpesvirinae.
Herpesviren sind behüllte, sphärische und ca. 150 bis 200 nm große Viren, die aus über 30 Proteinen und ca. 10 Glykoproteinen bestehen. Das Genom enthält eine lineare dsDNA, die zwischen 120 und 240 kbp groß ist. Die Infektion erfolgt, indem die Erreger an Proteoglykane (Heparin) der Zelloberfläche binden. Anschließend fusioniert das Virus mit der Plasmamembran, worauf der DNA-Proteinkomplex zum Nukleus der Wirtszelle transportiert wird, wo letztendlich die Virusreplikation (DNA-Replikation) erfolgt.[1]
Pathophysiologie
Die Viren werden entweder durch direkten Schleimhautkontakt (Kontaktinfektion) oder über Aerosole (Tröpfcheninfektion) übertragen.
Herpesviren sind in der Lage, ruhende bzw. latente Infektionen hervorrufen zu können. In dieser Phase findet keine Virusreplikation statt, sodass molekularbiologisch nur das Virusgenom nachweisbar ist. Je nach Subfamilie persistieren die Erreger in unterschiedlichen Geweben:
- Alphaherpesviren persistieren in Ganglienzellen (v.a. Trigeminusganglion) und/oder Lymphgewebe.
- Betaherpesviren persistieren im retikulohistiozytärem System (RHS) sowie in Drüsen- und Nierenzellen.
- Gammaherpesivren persistieren bevorzugt in lymphoiden Geweben.
Latente Infektionen können durch unterschiedliche Noxen (z.B. Stress, Immunsuppression u.ä.) reaktiviert werden und zu akuten Erkrankungen führen.
Krankheiten
Beim Pferd sind verschiedene Erkrankungen bekannt, die durch Herpesviren verursacht werden. Folgende Tabelle listet die häufigsten durch equine Herpesviren verursachten Krankheiten auf:[2]
Diagnose
Der Erregernachweis kann (abhängig von der Erkrankung und dem zugrundeliegenden Virus) entweder direkt oder indirekt erfolgen. Am besten geeignet sind hierfür Tupfer- bzw. Gewebeproben, die anschließend in speziellen Zellkulturen angezüchtet und/oder mittels PCR untersucht werden können. Alternativ ist auch ein Antikörpernachweis mittels gepaarter Serumprobe in mehrwöchigem Abstand möglich.
Die genauen Diagnoseverfahren sind bei den jeweiligen Erkrankungen nachzulesen.
Therapie
Erkrankte Pferde können meist nur symptomatisch behandelt werden. Es existieren verschiedene antivirale Wirkstoffe, die in schweren Fällen eingesetzt werden können - jedoch sind diese Therapien meist zeit- sowie kostenintensiv, wobei der Effekt fraglich ist.
Prophylaxe
Derzeit (2020) sind verschiedene Impfstoffe gegen EHV-1 und -4 für das Pferd zugelassen.
Literatur
- Stephen M. Reed, Warwick M. Bayly, Debra C. Sellon. Equine internal medicine. 4th edition. Elsevier, 2018.
- Institut für Virologie. Vetmeduni Vienna. Skript Virologie für die Module Tierseuchen, Verdauung, Respiration + Kreislauf, ZNS, Reproduktion. Für Studierende der Veterinärmedizin. Stand 1/2017.
Quellen
- ↑ ViralZone. Herpesviridae SIB Swiss Institute of Bioinformatics (abgerufen am 29.02.2020)
- ↑ Patho Vetmeduni München. Equine Herpesviren Vet LMU Path (abgerufen am 29.02.2020)