Glofitamab
Handelsname(n): Columvi®
Englisch: glofitamab
Definition
Glofitamab ist ein bispezifischer monoklonaler Antikörper, der zur Behandlung des diffusen großzelligen B-Zell-Lymphoms (DLBCL) eingesetzt wird.
Chemie und Wirkmechanismus
Bei Glofitamab handelt es sich um einen bispezifischen monoklonalen Antikörper vom Typ IgG. IgG-Antikörper haben zwei Fab-Fragmente, mit denen sie ihr Antigen binden; bei bispezifischen Antikörpern unterscheiden sich die beiden Fab-Fragmente in dem Antigen, das sie erkennen. Im Fall von Glofitamab sind diese Antigene CD20 und CD3.
CD20 kommt auf der Oberfläche von B-Zellen und somit auch auf den Krebszellen von B-Zell-Lymphomen vor, während CD3 von T-Zellen exprimiert wird. Auf diese Weise bindet der Antikörper sowohl die Krebs- als auch die T-Zellen. Er bringt dadurch die T-Zellen in die direkte Nähe der Krebszellen und löst gleichzeitig in den Immunzellen eine Signal aus, das diese aktiviert. Als Folge der Aktivierung greift die T-Zelle die Krebszelle an und kann diese zerstören.[1]
Pharmakokinetik
Das zentrale Verteilungsvolumen von Glofitamab erreicht 3,33 Liter. Im steady state beträgt die Eliminationshalbwertszeit 6,54 Tage.[2]
Indikation
- Behandlung des rezidivierten oder refraktären diffusem großzelligem B-Zell-Lymphom (DLBCL) als Monotherapie nach zwei oder mehr systemischen Behandlungen
Darreichungsform
Glofitamab ist als Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung erhältlich.
Dosierung
Um zirkulierende und lymphoide B-Zellen zu verringern, erhält der Patient an Tag 1 des ersten Zyklus 1.000 mg Obinutuzumab. An Tag 8 erhält er 2,5 mg Glofitamab und an Tag 15 10 mg des Arzneistoffs, die jeweils über 4 Stunden verabreicht werden. An Tag 1 von Zyklus 2 erhält er 30 mg über vier Stunden und an Tag 1 von Zyklus 3 bis 12 erhält er 30 mg über zwei Stunden. Ein Zyklus dauert 21 Tage.
Vor der Verabreichung erfolgt eine Prämedikation bestehend aus einem intravenösem Glukokortikoid, einem oralen Antipyretikum und Antihistaminikum, um das Risiko eines Zytokinfreisetzungssyndrom zu verringern.[2]
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
- Zytokinfreisetzungssyndrom (CRS). Es macht sich durch Symptome wie Fieber, Tachykardie, Hypotonie, Schüttelfrost und Hypoxie bemerkbar. Für den Fall des Auftretens eines CRS sollte eine Dosis Tocilizumab vorhanden sein, die dem Patienten verabreicht werden kann.
- erhöhte Infektanfälligkeit
- Tumor-Flare-Reaktion: Es kommt zu Schmerzen und Schwellungen, die auf einen Zustrom von T-Zellen in den Tumorherd zurückgehen. Trotz der Symptome stellt ein Tumor Flare kein Fortschreiten der Tumorerkrankung dar.
- Tumorlysesyndrom (TLS)
- Neutropenie, Anämie, Thrombozytopenie, Lymphopenie, febrile Neutropenie
- Hypophosphatämie, Hypomagnesiämie, Hypokalzämie, Hypokaliämie, Hyponatriämie
- Verwirrtheit
- Kopfschmerzen, Somnolenz, Tremor, Myelitis
- Obstipation, Diarrhö, Übelkeit, gastrointestinale Blutungen, Erbrechen
- Ausschlag
- Pyrexie
- erhöhte Leberenzyme: ALAT, AST, alkalische Phosphatase, γ-GT; Bilirubin
Wechselwirkungen
Die zu Therapiebeginn freigesetzten Zytokine können Enzyme des Cytochrom P450-Systems inhibieren. Aus diesem Grund sollten CYP-Substrate mit enger therapeutischer Breite auf ihre Plasmaspiegel hin überwacht werden. Das höchste Risiko für diese Wechselwirkung besteht innerhalb einer Woche nach Verabreichung der Dosis im ersten Therapiezyklus.
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
- eine vorliegende Kontraindikation gegen Obinutuzumab
- aktive Infektionskrankheit
Zulassung
Die Zulassung in den USA erfolgte im Juni 2023. In Europa wurde sie im Juli desselben Jahres erteilt.
Quellen
- ↑ Gelbe Liste Online: Neueinführung Columvi bei aggressivem B-Zell-Lymphom; aufgerufen am 19.08.2023
- ↑ 2,0 2,1 Columvi: Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels (Fachinformation); aufgerufen am 19.08.2023