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Synonyme: Unguis (lat.), Onyx (griech.)
Englisch: nail
Nägel sind an den Endgliedern von Fingern und Zehen ausgebildete Hautanhangsgebilde mit mechanischer Schutzfunktion.
In der Chirurgie sind mit Nägeln meist Metallstifte für die Osteosynthese gemeint, siehe Nagel (Chirurgie).
Anatomisch gesehen handelt es sich bei Nägeln um umschriebene Bildungen von Hornhaut. Die Nagelsubstanz ist eine etwa einen halben Millimeter dicke Hornhautplatte, bestehend aus dachziegelartig angeordneten Hornschuppen aus Keratin. Da Nägel an Händen und Füßen vorkommen unterscheidet man:
Um einzelne Nägel zu bezeichnen, wird systematisch durchnummeriert:
In ihrem grundlegenden anatomischen Aufbau unterscheiden sich Fuß- und Fingernägel nicht.
Man unterscheidet am Nagel im Einzelnen:
Die Nagelplatte ist von Epithelgewebe eingefasst, das man nach seiner Lage in 3 verschiedene Abschnitte einteilt:
Perionychium und Eponychium dichten den Nagel zu den Seiten und nach hinten hin ab, das Hyponychium nach unten hin. Die Nomenklatur ist in der medizinischen Literatur variantenreich. Von manchen Autoren werden die Begriffe "Perionychium" und "Eponychium" auch synonym verwendet.
Der Nagel wächst aus der Nagelmatrix heraus. Der Hauptteil des Nagels, die Nagelplatte, passt sich der Form des knöchernen Endglieds der Finger bzw. Zehen an und ist in der Längsrichtung leicht, in der Querrichtung stark konvex nach oben gebogen. Distal liegt ihr freier Rand (Margo liber unguis). In diesem Bereich hebt sich die nicht vom Hyponychium unterlegte Nagelplatte weißlich vom rosafarbenen Rest ab.
Beidseitig lateral grenzt die Nagelplatte an den Nagelwall und das ihm innen aufliegende Perionychium. Sie bildet dadurch eine Rinne, den Nagelfalz. Proximal stößt sie an das Eponychium. Hier ist die unter der Nagelplatte liegende Nagelmatrix als nach distal konvexe, hellrosa gefärbte Struktur (Lunula) erkennbar. Dieser Abschnitt der Nagelplatte wird von der Cuticula (Nagelhäutchen) bedeckt.
Unterhalb von Nagelplatte und Hyponychium befindet sich eine Bindegewebeschicht, die fest mit dem Periost der Endphalanx verwachsen ist und so für die Fixierung des Nagels an den Fingerknochen sorgt.
Bei Säugetieren steht die Wachstumsgeschwindigkeit der Nägel im Verhältnis zur Länge der Endphalangen. Die Wachtsumsgeschwindigkeit des Fingernagels am Zeigefinger ist deshalb größer als die des kleinen Fingers. Aus diesem und anderen Gründen wachsen Fingernägel bis zu 4x schneller als Fußnägel.
Die durchschnittliche Wachtsumsgeschwindigkeit eines menschlichen Nagels liegt bei 2-4 mm pro Monat. Fingernägel benötigen durchschnittlich 6 Monate, um komplett nachzuwachsen, bei Fußnägeln kann es 12-18 Monate dauern. Die individuelle Wachstumsgeschwindigkeit variiert stark und ist u.a. von Alter, Geschlecht, Ernährung und genetischen Faktoren abhängig. Der längste Fingernagel einer Frau wurde mit 601,9 cm gemessen.[3]
Entgegen der allgemeinen Überzeugung wachsen Nägel postmortal nicht mehr. Das scheinbare Nagelwachstum nach dem Tod wird durch eine Schrumpfung des umliegenden Gewebes verursacht.
Das Keratin der Nägel ist für Feuchtigkeit besser durchgängig als die umliegende Haut. Die Nagelsubstanz selbst besteht zu etwa 7-12% aus Wasser. Längere Exposition gegenüber Feuchtigkeit führt daher zu einer Quellung der Nagelplatte. Chemikalien, aber auch Arzneistoffe, können auf diese Weise ebenfalls in die Nagelsubstanz eindringen.
Die Nägel haben neben ihrer mechanischen Schutzfunktion für das Endglied des Fingers auch eine Funktion für das Tasten. Sie bilden ein Widerlager für die tastenden Fingerbeeren und ermöglichen dadurch eine differenziertere Wahrnehmung des Drucks und der Oberflächenbeschaffenheit. Darüber hinaus sind sie auch ein Werkzeug, das die Konzentration der Fingerkraft auf eine kleine Fläche ermöglicht. Diese Krafteinwirkung über die Nägel wird u.a. für Handlungen wie Kratzen, Aufreißen oder das Schälen von Obst genutzt.
Weiterhin haben Nägel in verschiedenen Zivilisationen eine nicht zu unterschätzende kosmetische Bedeutung (Nagellack, Nagelverlängerungen).
Farb- und Formveränderungen der Nägel kommen bei einer Vielzahl von Erkrankungen vor. Wichtige Farbveränderungen sind
Eine Verdickung der Nagelplatte bezeichnet man als Skleronychie oder Pachyonychie.
Einige Nagelveränderungen ermöglichen diagnostische Rückschlüsse auf Systemerkrankungen. Beispiele hierfür sind die Tüpfelnägel bei Psoriasis, Milchglasnägel bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen oder die Uhrglasnägel bei chronischen kardiopulmonalen Erkrankungen.
Weit verbreitete Erkrankungen des Nagels sind die Onychomykose (Nagelpilz) und der Unguis incarnatus. Traumata des Nagels führen zu einem subungualen Hämatom und zur Nagelablösung (Onycholyse). Auch bakterielle Nagelinfektionen sind klinisch relevant.
Das teilweise oder vollständige Fehlen eines oder mehrerer Nägel bezeichnet man als Anonychie, zu klein entwickelte Nägel als Mikroonychie.
Ein meist eher kosmetisches Problem stellen brüchige und weiche Fingernägel dar, die zum einen auf einen Mangel an Biotin zurückzuführen sein können, meist jedoch Folge wiederholter Anwendungen von Nagellack und Nagellackentferner sind.
Tags: Haut, Hautanhangsgebilde
Fachgebiete: Dermatologie, Haut und Hautanhangsgebilde
Diese Seite wurde zuletzt am 26. Juni 2019 um 12:45 Uhr bearbeitet.
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