Unguis incarnatus
Synonym: "eingewachsener Zehennagel"
Definition
Ätiologie
Die Entstehung eines Unguis incarnatus wird begünstigt durch:
- zu enges Schuhwerk (chronischer Druck mit Enge zwischen Nagel und Gewebe)
- falsche Nagelpflege (zu kurzes Abschneiden des lateralen Nagelanteils)
Der Nagel wächst dann in den distalen Nagelwall. Durch den Fremdkörperreiz bildet sich zuerst eine starke Entzündung mit Schwellung, unbehandelt chronifiziert die Entzündung und es kommt zur überschiessenden Bildung von Granulationsgewebe in der Umgebung.
Klinik
Therapie
Bei der Therapie des Unguis incarnatus sind konservative und operative Maßnahmen möglich.
Konservative Therapie
Bei leichten Formen mit frühem Therapiebeginn kann das Herunterkleben des wuchernden Nagelwalles mit zweistündlich aufgefrischten Klebestreifen ausreichend sein, um den Nagel wieder "richtig wachsen" zu lassen.
Auch kann bei frühem Therapiebeginn die beteiligte Ecke des Nagels mit einer sterilen Zange ausgeschnitten werden, solange das hypergranulierte Gewebe dies noch zulässt.
Wenn der Nagel bereits umwuchert ist, kann ein Versuch zur Zurückdrängung des Granulationsgewebes unternommen werden. Hierzu werden lokal Lösungen oder Salben mit Policresulen (z.B. Albothyl®) aufgetragen. Diese wirken einer Granulation entgegen und sind in einem gewissen Maße antibakteriell wirksam. Gelingt ein Zurückdrängen, kann die Nagelecke ausgeschnitten werden.
Weitere konservative Konzepte setzen auf Einlage diverser Spangen (Orthonyxiespangen), die den Nagel in die korrekte Wachstumsrichtung drücken sollen. Die Spangen werden unter den betroffenen Nagelrand eingebracht.
Sie heben den Nagel langsam an ohne ihn vom Nagelbett zu lösen und helfen so den Nagel über den distalen Nagelwall zu heben.
Maßnahmen zur konservativen Therapie sollten von einem Podologen übernommen werden.
Operative Therapie
Eine operative Therapie ist bei Superinfektion (Paronychie) und multiplen Rezidiven zu bevorzugen. Auch bei erstmaligem Einwachsen kann eine operative Therapie bevorzugt werden, da die konservative Therapie häufig zu Rezidiven führt.
Wichtige Kontraindikationen sind zu erwartende Wundheilungsstörungen nach der Operation, beispielsweise im Rahmen einer pAVK oder eines Diabetes mellitus.
Das Standardverfahren ist die Emmert-Plastik mit lateraler Exzision des Nagels und Ausrottung der Nagelmatrix.