Unguis incarnatus
Synonym: "eingewachsener Zehennagel"
Englisch: ingrown toenail
Definition
Ätiologie
Die Entstehung eines Unguis incarnatus wird begünstigt durch:
- zu enges Schuhwerk (chronischer Druck mit Enge zwischen Nagel und Gewebe)
- falsche Nagelpflege (zu kurzes Abschneiden des lateralen Nagelanteils)
Der Nagel wächst dann in den distalen Nagelwall. Durch den Fremdkörperreiz bildet sich zuerst eine starke Entzündung mit Schwellung, unbehandelt chronifiziert die Entzündung und es kommt zur überschiessenden Bildung von Granulationsgewebe in der Umgebung.
Klinik
Therapie
Bei der Therapie des Unguis incarnatus sind konservative und operative Maßnahmen möglich. Es gibt eine Vielzahl konkurrierender Methoden, die Heilungserfolge für sich beanspruchen, aber derzeit (2024) keine evidenzbasierte Standardtherapie. Eine S1-Leitlinie der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) befindet sich in Vorbereitung.[1] Sie soll Ende 2024 fertig gestellt sein.
Konservative Therapie
Bei leichten Formen ohne Bildung von Granulationsgewebe kommen folgende Maßnahmen in Frage:[2]
- lokale Druckentlastung (ausreichend weites Schuhwerk, Zehenzwischenpolsterung)
- Fußbäder für 10 bis 20 min, anschließend Mobilisierung des Nagelwalls von der lateralen Nagelplatte
- topische Glukokortikoide oder desinfizierende Salben
- Anheben und Abpolsterung der lateralen Nagelplatte mittels Watte, Gaze oder Kompresse, um den Druck auf den Nagelwall zu reduzieren
- Redressieren des betroffenen Nagelwalles mit Klebestreifen bzw. Tape
Weitere konservative Konzepte setzen auf Einlage diverser Spangen (Orthonyxiespangen), die den Nagel in die korrekte Wachstumsrichtung drücken sollen. Die Spangen werden unter den betroffenen Nagelrand eingebracht. Sie heben den Nagel langsam an, ohne ihn vom Nagelbett zu lösen und helfen so den Nagel über den distalen Nagelwall zu heben.
Eine anschließende regelmäßige Fußpflege kann Rezidive verhindern. Die Maßnahmen zur konservativen Therapie können von einem Podologen übernommen werden.
Operative Therapie
Bei mittelschwerer oder schwerer Ausprägung mit Superinfektion (Paronychie) oder bei multiplen Rezidiven kann eine chirurgische Therapie notwendig sein.
Ein älteres Standardverfahren ist die Emmert-Plastik mit lateraler Exzision des Nagels bzw. der Nagelmatrix. Aufgrund der relativ langen Heilungsphase und der oft unbefriedigenden kosmetischen Ergebnisse wird diese Methode kontrovers diskutiert.[2] Wichtige Kontraindikationen sind zu erwartende Wundheilungsstörungen nach der Operation, beispielsweise im Rahmen einer pAVK oder eines Diabetes mellitus.
Die selektive Nagelmatrixablation zielt auf die Entfernung des lateralen Nagelrands, inklusive des Matrixhorns und der dazugehörigen Nagelmatrix. Im Gegensatz zur Emmert-Plastik wird der Nagelwall nicht entfernt. Die Nagelmatrix kann chirurgisch oder chemisch abladiert werden.[2]
Alternative, minimal-invasive Methoden sind die thermische Verödung der Nagelmatrix oder die Abtragung des Nagelwalls mittels Lasertherapie.
Quellen
- ↑ AWMF online: S1-Leitlinie Management des eingewachsenen Nagels (Unguis incarnatus, Onychogrypose) und des Zangennagels (Unguis in turriculo, Pincer-nail), Registernummer 013 - 106, abgerufen am 8.8.2024
- ↑ 2,0 2,1 2,2 Moellhoff N, Polzer H, Baumbach SF, Kanz KG, Böcker W, Bogner-Flatz V. Unguis incarnatus – konservative oder operative Therapie? Ein praktischer Behandlungsalgorithmus [Unguis incarnatus-conservative or operative treatment? A practical treatment algorithm]. Unfallchirurg. 2021 Apr;124(4):311-318. German. doi: 10.1007/s00113-020-00903-6. Epub 2020 Oct 27. PMID: 33111185; PMCID: PMC7985053.
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