Encephalitozoonose (Hund)
Synonym: Encephalitozoon cuniculi-Infektion des Hundes
Definition
Die Encephalitozoonose des Hundes ist eine durch Encephalitozoon cuniculi hervorgerufene parasitäre Erkrankung der Hunde.
Taxonomie
Microspora sind Sporen bildende Eukaryota, die einer obligat intrazellulären Entwicklung folgen. Sie wurden erst vor Kurzem taxonomisch den Pilzen zugeordnet.
Als veterinärmedizinisch wichtigste Art gilt Encephalitozoon cuniculi. Diese Art befällt ein breites Spektrum von Säugetieren, einschließlich Hunden, Füchsen und Menschen. Eine Microspora-Infektion bei der Katze wurde bisher weltweit nur in Einzelfällen beschrieben.
Erreger
Anhand epidemiologischer Daten und mit der Hilfe von immunologischen und molekularen Methoden kann die Art Encephalitozoon cuniculi in drei Stämme unterteilt werden. Man unterscheidet zwischen dem Kaninchen-, Maus- und dem Hundestamm. Alle drei Stämme sind morphologisch nicht zu unterscheiden.
Vorkommen
Der Kaninchenstamm kommt in Europa häufig bei Haus- und Zwergkaninchen vor. Es scheint so, als wären Fleischfresser resistent gegenüber diesem Stamm. Der für Hunde virulente Hundestamm - der in den USA und in Südafrika identifiziert wurde - wurde bisher auch bei südamerikanischen Halbaffen mit letal verlaufenden Encephalitozoonosen in Zoos (Zürich und Berlin) diagnostiziert.
In Europa wurden bisher noch keine Infektionen von Hunden mit diesem Stamm nachgewiesen.
Entwicklung
Alle Microspora sind in der Lage 2 μm lange Sporen auszubilden, die in der Umwelt resistent sind. Diese werden mit dem Urin ausgeschieden. Nachdem ein Wirt die Sporen peroral aufgenommen hat, findet eine Ausbreitung des Erregers vermutlich durch passiven Transfer im Blut oder auch in migrierenden Wirtszellen statt. Neben der peroralen Übertragung kann auch eine intrauterine Infektion stattfinden. Die intrauterine Übertragung ist v.a. bei Füchsen, Affen und Hunden von besonderer Bedeutung. Ähnlich der Neosporose können Muttertiere die Jungtiere bei wiederholten Würfen infizieren.
Experimentelle Untersuchungen haben gezeigt, dass infizierte Hunde chronisch infiziert bleiben ohne zu erkranken.
Klinik
Die meisten Encephalitozoonosen bei Fleischfressern betreffen Jungtiere. Hundewelpen zeigen oftmals Meningitis, Enzephalitis und Nephritis. Differenzialdiagnostisch müssen diese Symptome von der Staupe abgegrenzt werden.
Zu den Hauptsymptomen zählen Anorexie, Abmagerung, Schwäche und Depression, Ataxie, Tremor, Blindheit, Konvulsionen und zum Teil auch Aggressivität.
Pathologie
Die Mortalität betroffener Würfe kann bis zu 100 % betragen. Häufig findet man die Parasiten disseminiert in allen Hirnregionen. Darüber hinaus sind sie in der Niere, der Leber, in den Augen, im Rückenmark und im Urin nachweisbar.
Diagnose
Diagnostische Methode der Wahl ist die sehr spezifische und sensitive Serologie (IFAT, ELISA). Ein Sporennachweis im Urin gilt als unsicher. Mithilfe verschiedener Spezialfärbungen, spezifischen Antikörpern oder der PCR können Erreger auch im Urin, aus Punktions- oder Biopsiematerial intra vitam nachgewiesen werden.
Therapie
Bislang (2018) liegen keine Erfahrungen über eine mögliche Behandlung oder Prophylaxe der Encephalitozoonose des Hundes vor. In der Humanmedizin zeigte Albendazol eine gute Wirksamkeit gegen Encephalitozoon-cuniculi-Infektionen aufweist.
Encephalitozoon-cuniculi-Infektionen beim Kaninchen werden mit einer Fenbendazol-Behandlung über 4 Wochen hinweg mit 20 mg/kgKG täglich p.o. therapiert. Oftmals werden Kombinationen mit Glukokortikoiden verwendet, um eine klinische Besserung zu erzielen.
Bedeutung für den Menschen
Encephalitozoonosen beim Menschen konnten bislang fast ausschließlich nur bei immundefizienten Patienten nachgewiesen werden. Systemische Infektionen mit dem Kaninchen- und dem Hunde-Stamm, die teilweise auch letal verliefen, betrafen stets AIDS-Patienten.
Literatur
- Boch, Josef, Supperer, Rudolf. Veterinärmedizinische Parasitologie. 6. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Parey Verlag, 2005