Clostridiose (Schwein)
Synonyme: Hämorrhagisch-nekrotisierende Enteritis der Saugferkel, Enterohämorrhagisches Syndrom der Mastschweine, Clostridium perfringens-Infektion
Englisch: clostridial infection in pigs
Definition
Als Clostridiose bezeichnet man eine durch Clostridium perfringens verursachte Infektionskrankheit der Schweine.
Erreger
Clostridium perfringens ist ein gram-positives, anaerobes, amotiles, plumpes und sporenbildendes Stäbchenbakterium aus der Gattung Clostridium. Das Bakterium bildet etwa 20 Partialtoxine, sodass anhand der vier letal und nekrotisierend wirkenden Majortoxine (α, β, ε und ι) fünf Toxovaren (A bis E) definiert werden.
Clostridium perfrigens verursacht zwei Gruppen von Erkrankungen:
- Hämorrhagisch-nekrotisierende Enteritis der Saugferkel: verursacht durch Clostridium perfringens Typ C
- Enterohämorrhagisches Syndrom der Mastschweine: entsteht unter Mitbeteiligung von Clostridium perfringens Typ C, Hefen und Fütterungsfehler.
Epidemiologie
Clostridium perfringens ist ein Umweltkeim, der im Darm vieler Säugetiere sowie des Menschens angesiedelt ist. Der Erreger wird hauptsächlich von phänotypisch gesunden Säuen mit dem Kot ausgeschieden. Die Übertragung erfolgt vertikal über das kotverschmutzte Gesäuge während des Saugaktes.
Eine Clostridien-Infektion kommt hauptsächlich bei Saugferkeln in den ersten drei Lebenswochen vor, kann aber auch Aufzuchtferkel und Mastschweine betreffen.
Pathogenese
Durch mangelnde Stallhygiene kommt es zu einer vermehrten Verschmutzung des Gesäuges mit Kot. Während des Saugaktes nehmen die Ferkel die Bakterien oral auf, sodass diese anschließend in den Gastrointestinaltrakt gelangen. Aufgrund begünstigender Faktoren (hoher pH-Wert im Ferkeldarm, Trypsininhibitoren in der Sauenmilch) können sich die Bakterien rasch vermehren.
Durch das von Clostridium perfringens Typ C gebildete β1-Toxin kommt es zu einer Schädigung der Enterozyten des Jejunums. Die Bakterien lagern sich an die Basalmembran an, weshalb Mikrovilli zugrunde gehen und nekrotische Areale in der Mukosa und Submukosa entstehen. Es kommt zu starken Blutungen in das Darmlumen, worauf die Toxine in den Blutkreislauf gelangen.
Klinik
Durch Mischinfektionen mit Escherichia coli und/oder Cystoisospora suis kann das klinische Erscheinungsbild deutlich verstärkt werden.
Die Clostridiose der Saugferkel zeigt folgende Verlaufsformen:
Diagnose
Die Diagnose einer Clostridiose bei Saugferkeln wird mittels Anamnese, Klinik und Erregernachweis (bakteriologische Untersuchung und Typisierung mit PCR) bzw. Toxinnachweis (ELISA) aus Kotproben (Kottupfer mit Medium) gestellt. Alternativ kann auch eine Euthanasie und Sektion schwer erkrankter oder frisch verendeter Tiere durchgeführt werden (Tupferproben direkt aus dem Darm).
Differenzialdiagnosen
- Rotaviren (A und C)
- Coronaviren (PEDV/TGEV)
- Escherichia coli (ETEC)
- Cystoisospora suis
- Strongyloidose
Therapie
Die Infektion wird mit geeigneten Antibiotika (nach Antibiogramm) therapiert. Meist werden Penicilline, Tetrazykline, Lincosamide und/oder Nitroimidazole eingesetzt. Hierbei muss stets eine Behandlung des gesamten Wurfes durchgeführt werden, um eine Reinfektion zu verhindern.
Stark geschwächte Tiere sollten zusätzlich eine körperwarme Glukoselösung intraperitoneal sowie NSAIDs erhalten.
Prophylaxe
Durch verstärkte Hygienemaßnahmen kann einer Infektion mit Clostridium perfrigens Typ C vorgebeugt werden:
- Rein-Raus-Verfahren
- Reinigung und Desinfektion (auf Basis von Peressigsäure) der Buchten
- Waschen der Sauen, vor allem des Gesäuges
- Verschleppung der Keime vermeiden (Hygiene der Mitarbeiter)
- regelmäßige Entfernung von Kot
Zusätzlich müssen die Haltungsbedingungen optimiert (Stallklima anpassen), die Fütterung angepasst und die Kolostrumaufnahme gesichert werden. Durch eine Impfung der Muttersauen (Kombinationsimpfung Escherichia coli und Clostridium perfringens) kann ein zusätzlicher Schutz der Ferkel gewährleistet werden.
Literatur
- Skript Clostridiose, Universitätsklinik für Schweine, Veterinärmedizinische Universität Wien.
- Skript Erkrankungen des Magen/Darmtraktes. Universitätsklinik für Schweine, Veterinärmedizinische Universität Wien.
- VO-Unterlagen, Schwarz, Lukas. Magen-Darmerkrankungen beim Schwein. Universitätsklinik für Schweine, WS 2017/2018.
- VO-Unterlagen 7. Semester, Erkrankungen Verdauungstrakt. Ladinger, Andrea. Universitätklinik für Schweine, Veterinärmedizinische Universität Wien. SS 2018.
- VO-Unterlagen, Krankheiten der Harn- und Verdauungsorgane sowie Stoffwechselkrankheiten: Diagnose, Therpaie und begleitende Maßnahmen. Institut für Mikrobiologie, Veterinärmedizinische Universität Wien, SS 2018.
- Mayr, Anton, Rolle, Michael. Medizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre. 8., überarbeitete Auflage. Enke-Verlag, 2007.